Pflege im Alter

„Jedes vierte heute geborene Mädchen wird 100 Jahre alt“ – diese Schlagzeile erregte im Jahr 2010 Aufsehen. Im ersten Augenblick hält man diese statistische Schätzung für eine sehr gute Nachricht und denkt an den gewaltigen medizinischen Fortschritt, der sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten vollzogen hat.

Auf den zweiten Blick rücket aber auch der Gedanke in den Fokus, dass viele 100-Jährige auch mehr Pflegebedürftige bedeuten. Spinnt man diesen Gedanken weiter, so stößt man auf die Frage, wer all diese Hochbetagten pflegen bzw. deren Pflege finanzieren soll.

Und in der Tat werden diese Probleme offensichtlich, wenn man sich die Altersschätzungen des Statistischen Bundesamtes ansieht (Pressemitteilung Nr. 435 vom 18.11.2009):

Heutzutage gibt es etwa 50 Millionen Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren. Im Jahr 2060 werden es dann, je nach Ausmaß der angenommenen Zuwanderung, 27 oder 34 Prozent weniger sein (Bevölkerungsabnahme). Dagegen wird die Zahl der 65-Jährigen und Älteren nach 2020 sehr stark zunehmen, da dann die geburtenstarken Jahrgänge in dieses Alter kommen. Damit wird auch der sogenannte Altersquotient – die Anzahl der Menschen im Rentenalter je 100 Personen im Erwerbsalter – erheblich ansteigen. Heutzutage kommen auf 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahren 34 Senioren, die 65 Jahre und älter sind. 2030 werden es bereits über 50 sein und 2060 ungefähr 63 oder 67.

Das Fazit dieser statistischen Ausführungen ist, dass immer weniger Menschen im erwerbstätigen Alter immer mehr Senioren versorgen müssen. Damit reiht sich Deutschland in die anderen Industrienationen ein, deren Gesellschaften auch immer älter werden. Dieser Trend lässt sich auch nicht durch Zuwanderung oder eine höhere Kinderzahl pro Frau aufhalten.

Die Bedenken, die wegen eines immer größer werdenden Pflegebedarfs aufkommen, mögen durch folgende Zahl noch angeheizt werden: Ab dem 80. Lebensjahr steigt die statistische Wahrscheinlichkeit, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, rasant an, nämlich auf 28,6 Prozent. Dies bedeutet: Je älter die Bevölkerung, desto höher ist die Zahl der Pflegebedürftigen.

Ein Pflegefall in der Familie bedeutet für die Betroffenen und die Angehörigen immer große psychische, physische und auch finanzielle Belastungen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Familienstrukturen geändert haben. Viele der künftig Pflegebedürftigen haben keine oder nur wenige Kinder gezeugt, die sie versorgen könnten. Außerdem sind die vorhandenen Kinder meist in den Produktionsprozess eingebunden und können sich weniger um ihre Eltern kümmern, als dies früher einmal der Fall war. Insbesondere die weiblichen Nachkommen, die früher weitreichende Pflegeaufgaben übernommen haben, können diese nicht mehr leisten, da auch sie – bis auf kurze Kindererziehungszeiten – einem Beruf nachgehen (müssen).

Die Pflege wird also auf Dritte übertragen, was aber in der Regel mit größeren finanziellen Aufwendungen verbunden ist, die nicht jede Familie stemmen kann. Ein Pflegeplatz in einem Pflegeheim kostet heutzutage ab 2.500 Euro. Diese Fremdpflege wird anteilig durch das Geld der Pflegeversicherung, die Rente und das Vermögen des Betroffenen sowie auch durch die nächsten Verwandten (1. Grad) finanziert. Sind keine Mittel vorhanden, springt das Sozialamt ein. Jedoch wird auch dessen Leistung indirekt von immer weniger Personen (Erwerbstätigen) erwirtschaftet. Abstriche in der Versorgung könnten folgen.

Fazit ist: Je größer der finanzielle Spielraum des Pflegebedürftigen ist, desto besser und individueller kann auch seine Pflege sein. Er kann sich – bei entsprechender finanzieller Möglichkeit – beispielsweise in einer sehr komfortablen Seniorenresidenz einmieten oder sich einfach das Pflegeheim seiner Wahl ohne Probleme finanziell leisten. Allerdings muss er dazu frühzeitig eine solide private Finanzplanung betrieben haben, also selbst finanziell für das Alter vorgesorgt haben.

Erleichternd für das Leben im Alter wirken sich auch intakte Familienverhältnisse und ein breites soziales Netz aus.

So notwendig die erörterten Zahlen auch eine Beschäftigung mit dem Thema „Pflege im Alter“ machen, so sehr wird kaum ein anderes Thema wie der mögliche Eintritt in die Pflegebedürftigkeit verdrängt. Weder die heute 45 – 55-Jährigen, deren Eltern betroffen sein können, noch die Generation, der Menschen über 80, die Pflegebedürftigkeit häufig betrifft, mag sich mit diesem Thema befassen. Es ist ein Tabuthema. Dabei stellt der Fall der Fälle den Betreffenden und seine Angehörigen oft vor große psychische, physische und finanzielle Probleme.

Es ist daher umso wichtiger, die Dinge im Vorfeld zu besprechen, um im Bedarfsfall im gegenseitigen Einvernehmen schnell handeln zu können.

Die Inhalte des folgenden Portals bieten dazu vielfältige Hilfen:

Einen Schwerpunkt stellen die Pflegeversicherung und ihre Leistungen dar. Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung deckt die Pflegeversicherung nur einen kleinen Teil der anfallenden Kosten bei einem Pflegefall ab. Sie ist keine Vollkasko-, sondern eher eine Teilkaskoversicherung. Auf ihre Leistungen wird besonders genau eingegangen und auch darauf, wie man sie erhält. Gerade bei der Beantragung einer Pflegestufe sollte man sich ausführlichst im Vorfeld informieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Thematik: „Was kann man machen, wenn der Besuch des Medizinischen Dienstes nicht gut lief?“.

Das Portal „Pflege im Alter“ widmet sich außerdem den rechtlichen Fragen, die mit fortschreitendem Alter immer drängender werden: Wer regelt meine Dinge, wenn ich selbst dazu nicht mehr in der Lage bin? Welche Behandlungswünsche habe ich, wenn ich sie selbst nicht mehr äußern kann? Sollen lebenserhaltende Maßnahmen ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr erfolgen oder soll eine medizinische Maximalbehandlung durchgeführt werden? Für diese Fälle gibt es verschiedene Vorsorgemöglichkeiten. Dazu gehören die Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht und die Betreuungsverfügung.

Ein weiteres großes Kapitel widmet sich dem Wohnen im Alter. Neben dem Wohnen in den eigenen vier Wänden und einem Pflegeheim gibt es nämlich noch eine Vielzahl von anderen Wohnformen (Seniorenresidenzen, Altenwohnanlagen, betreute Wohngemeinschaften, betreute Hausgemeinschaften, betreutes Wohnen, quartiersbezogene Wohnprojekte usw.). Außerdem beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Umgestaltung der eigenen Wohnung im Alter und der Finanzierung der diversen Um- und Einbauten (Wohnungsanpassung).

Der Wunsch der meisten ist es, auch im Alter zu Hause wohnen zu bleiben. Allerdings benötigen viele Menschen mit zunehmendem Alter auch Hilfe bei den Dingen des täglichen Lebens (Körperpflege, Essensversorgung oder Hilfe im Haushalt). In diesem Fall ist ein ambulanter Pflegedienst der richtige Ansprechpartner. Wie man ihn findet, seine Qualität beurteilt, welche Leistungen er erbringt sowie der Pflegevertrag und die Kosten des ambulanten Pflegedienstes sind Gegenstand des Kapitels „Ambulanter Pflegedienst“.

Des Weiteren wird auf Pflegeformen eingegangen, welche die pflegenden Angehörigen entlasten oder die benötigt werden, wenn der Betreffende vorübergehend einen speziellen oder erhöhten Pflegebedarf hat. Zu denken ist hier an Einrichtungen der Tages- und Kurzzeitpflege sowie an eine Geriatrische Tagesklinik.

Sicherlich ein einschneidendes Ereignis im Leben eines Menschen ist es, in ein Pflegeheim umzuziehen. Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, machen sich weder die Betroffenen, noch die pflegenden Angehörigen leicht. Er erfolgt in der Regel nur, wenn die Pflege zu Hause nicht mehr in befriedigendem Sinne geleistet werden kann. Das Kapitel „Umzug ins Heim“ beleuchtet mögliche Auswahlkriterien (Lage, Ausstattung, Pflege und Service) für eine bestimmte Einrichtung sowie die Heimkosten und den Heimvertrag.

Weiterhin finden sich in diesem Portal spezielle Pflegethemen, die von der Sturzprophylaxe bis zur Verhinderung eines Wundliegens (Dekubitusprophylaxe) reichen. Ebenso werden Informationen und Tipps bei Inkontinenzproblemen angeboten sowie Ernährungsfragen im Alter angeboten.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Thema „Demenz“, derjenigen Erkrankung, die wohl die bekannteste und am meisten gefürchtete Erkrankung des Alters darstellt. Es wird auf verschiedene – mitunter auch heilbaren Formen – der Demenz sowie die Symptome und deren Diagnostik eingegangen. Des Weiteren werden Behandlungsstrategien sowie praktische Hilfen und Tipps im Alltagsleben aufgezeigt.

Schließlich werden noch spezielle Pflegeaspekte in der Endphase des Lebens besprochen. Diese umfassen die Möglichkeiten, um die körperlichen Beschwerden des Sterbenden zu lindern, aber auch seine spirituellen Bedürfnisse zu befriedigen oder ganz praktische Tipps, welche Behörden und Einrichtungen nach dem Tod eines Menschen informiert werden müssen.

Abgerundet wird dieses Portal durch das Pflege ABC, in dem alle pflegerelevanten Begriffe noch einmal kurz erläutert werden.

Quellen:

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. 435 vom 18.11.2009Wenn Eltern Pflege brauchen, Rainer Reitzler, humboldt

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011