Als orale Antidiabetika bezeichnet man Medikamente in Tablettenform, die den Blutzuckerspiegel senken. Sie werden bei Typ-2-Diabetikern eingesetzt, wenn eine Ernährungsanpassung und vermehrte körperliche Bewegung nicht ausreichen, um den Blutzuckerspiegel konstant im Normbereich zu halten. Ein absoluter Insulinmangel darf jedoch noch nicht vorliegen, das heißt eine Restaktivität der Bauchspeicheldrüse muss noch vorhanden sein. Diabetiker des Typs 1, deren Bauchspeicheldrüse kein oder zu wenig Insulin produziert, müssen von Anfang an Insulin spritzen. Die Insulintherapie kann jedoch mit oralen Antidiabetika kombiniert werden. Sie können eine gewisse Therapie unterstützende Wirkung haben.
Orale Antidiabetika senken den Blutzuckerspiegel auf dreierlei Weise:
- Durch eine Stimulation der Insulinausschüttung aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Zu den Mitteln, die diese Erhöhung der Insulinausschüttung bewirken, gehören die Substanzgruppen der Sulfonylharnstoffe und Glinide (= Insulinsekretagoga).
- Durch eine Verminderung der Insulinresistenz der Körperzellen. Medikamente, die die ursprüngliche Empfindlichkeit des Gewebes gegenüber Insulin wieder herstellen, sind die Glitazone oder Insulinsensitizer. Sie verbessern die Aufnahmefähigkeit von Glukose durch die Muskeln und wirken sich auch positiv auf den Fettstoffwechsel aus.
- Durch eine Verzögerung der Glukoseaufnahme aus dem Darm. Orale Antidiabetika, die diesem Wirkmechanismus folgen, gehören zur Substanzklasse der Alpha-Glukosidasehemmer. Sie bewirken also einen niedrigeren Blutzuckerspiegel nach dem Essen.
Eine Sonderstellung nimmt das Medikament Metformin ein. Es wirkt auf mehrere Arten:
- Es verzögert die Glukoseaufnahme aus dem Darm.
- Es hemmt die Glukoneogenese, also die Synthese von Glukose aus Eiweißbausteinen, Fetten und Laktat.
- Es erhöht die Glukoseaufnahme in die Muskelzellen.
- Es verringert den Appetit.
Im Verlauf eines Typ-2-Diabetes werden oft mehrere orale Antidiabetika kombiniert. Meist stellt der behandelnde Arzt auf eine neue Therapie um, wenn der Nüchternblutzucker bei mehreren Kontrollen über 120 mg/dl liegt und der HbA1c-Wert den Normalwert von 6,5 Prozent bzw. den persönlichen Zielwert überschreitet. In diesem Fall kann ein weiteres orales Diabetikum die Therapie ergänzen bzw. es wird eine Kombinationstherapie mit Insulin eingeleitet. Eventuell ist sogar die Umstellung auf eine intensivierte konservative Insulintherapie sinnvoll, mit deren Hilfe die Folgeschäden der Erkrankung am besten behandelt werden können. Die Wahl des Medikaments wird aber auch noch von weiteren Parametern bestimmt. So ist die Verordnung abhängig vom Alter und Gewicht des Patienten, der Verträglichkeit und der Einnahme weiterer Medikamente.