Folsäure (B9, Pteroylmonoglutaminsäure)

Folsäure ist ein Vitamin aus der B-Gruppe und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Es findet sich vor allem in Leber, Fleisch, Salaten, Gemüse, Hefe und Getreideprodukten. Allerdings ist das wasserlösliche Vitamin empfindlich gegen Licht, Sauerstoff, Hitze und Lagerung.

Im menschlichen Körper ist es an zahlreichen wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt. So spielt es eine wichtige Rolle im Eiweißstoffwechsel, bei der Blutkörperchen- und Schleimhautbildung und ist unentbehrlich für die Embryonalentwicklung. Folsäuremangel während der Schwangerschaft ist bekannt als begünstigender Faktor für die Entstehung von bestimmten Missbildungen (Neuralrohdefekten) bei Neugeborenen. Zu ihnen zählen der offene Rücken (Spina bifida), der Wasserkopf (Hydrozephalus) und die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (Cheilognathopalatoschisis);.

Was kann der Anlass der Untersuchung auf Folsäure sein?

Der Nachweis bzw. Ausschluss eines Folsäuremangels kann in folgenden Fällen indiziert sein:

  • bei erhöhtem Homocysteinspiegel (= schwefelhaltige Aminosäure, die im Stoffwechsel entsteht, jedoch nicht in Proteine eingebaut wird): Dieser kann durch einen Folsäuremangel bedingt sein und gilt als eigenständiger Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit;
  • bei chronischem Alkoholismus oder einer chronischen Lebererkrankung;
  • vor einer geplanten Schwangerschaft, wenn bsp. bereits Kinder mit Neuralrohrdefekten geboren wurden oder zuvor in der Schwangerschaft das HELLP-Syndrom oder eine Präklampsie auftraten;
  • in der Schwangerschaft bei Schwangerschaftskomplikationen;
  • bei entzündlichen Darmerkrankungen;
  • bei Demenz oder kognitiven Störungen;
  • zur Kontrolle bei der Gabe von Medikamenten, die in den Folsäurestoffwechsel eingreifen.

Was ist der Referenzbereich von Folsäure?

Das Vitamin wird aus dem Blut bestimmt.

Für Erwachsene (nüchtern) liegen folgende Werte im Referenzbereich:

1,8 – 9,0 µg/l (4 – 20 nmol/l).

Was können erhöhte Werte von Folsäure bedeuten?

Eine Folsäure-Überdosierung (Folsäure- oder Multivitaminpräparate) kann zu erhöhten Folsäure-Werten führen.

Anzeichen der Überdosierung sind Schlafmangel, Magen-Darm-Probleme und psychische Symptome.

Worauf kann ein erniedrigter Folsäure – Wert hindeuten?

Ein Folsäure-Mangel kann im Prinzip auf drei Einflussfaktoren zurückgeführt werden:

  • eine verminderte Zufuhr über die Nahrung,
  • eine reduzierte Aufnahme im Darm,
  • ein erhöhter Verbrauch (Körperwachstum).

Bemerkbar macht sich dieser Mangel durch Schleimhautveränderungen im Mundbereich, Übelkeit- und Brechreiz, Konzentrationsschwäche, Durchfall, Haarausfall, Depressionen und entzündliche Hautveränderungen. Spätfolge kann eine Arteriosklerose und ihre Folgekrankheiten (Schlaganfall, Herzinfarkt) sein.

Erniedrigte Folsäure-Werte finden sich in folgenden Fällen:

  • bei bestimmten Formen der Anämie,
  • bei Fehl- und Mangelernährung (vor allem bei älteren Menschen),
  • bei der Einnahme von bestimmten Arzneimitteln („Pille“, Acetylsalicylsäure, Barbiturate, Trimethoprim, Pentamidin, Methotrexat, Pentamidin),
  • bei erhöhtem, nicht gedecktem Bedarf (Infektionskrankheiten, Frühgeburten, Hämodialyse, Wachstum, Schwangerschaft),
  • bei Magen-Darm-Erkrankungen mit verminderter Stoffaufnahme, wie Crohn-Krankheit und Colitis ulcerosa,
  • bei chronischen Lebererkrankungen und Alkoholismus,
  • bei Tumorerkrankungen (kolorektales Karzinom, Brustkrebs),
  • bei erhöhtem Homocysteinspiegel (KHK-Risikofaktor).

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009