Herzenzyme

Geht ein Teil des Herzmuskels aufgrund mangelnder Sauerstoffversorgung zugrunde, so treten verschiedene Substanzen und Enzyme aus den Herzmuskelzellen in das Blut über und können laborchemisch nachgewiesen werden.

Auslösendes Ereignis für die Sauerstoffunterversorgung kann ein akuter Herzinfarkt sein, für den meist der Verschluss einer Koronararterie verantwortlich ist.

Einige der Substanzen und Enzyme kommen nur im Herz- oder Skelettmuskel vor und sind daher sehr spezifische Marker für ein herzschädigendes Ereignis (cardiales Troponin T und I). Allerdings lassen sich die „Herzenzyme“ erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung (einige Stunden) nach dem Herzinfarkt feststellen. Einige der herzspezifischen Stoffe sind zudem für eine Spätdiagnose geeignet, da sie bis zu zwei Wochen im Blut erhöht bleiben (LDH und Troponin). Auch kann eine Aussage über das Ausmaß der Herzschädigung getroffen werden.

Welche herzspezifischen Stoffe können im Blut nach einem Herzinfarkt bestimmt werden?

Folgende herzspezifischen Stoffe und Enzyme können nach einem schädigenden Herzereignis nachgewiesen werden:

  • Troponin T und I: Hierbei handelt es sich um Muskeleiweiße, die nur im Herzmuskel vorkommen. Die Troponine sind für die Anspannung des Herzmuskels verantwortlich. Sie stellen keine Enzyme dar, sind aber sehr spezifische Marker für einen Herzinfarkt. Der Begriff „Herzenzyme“ ist für sie nicht ganz zutreffend.
    Ihr Anstieg (bereits drei Stunden nach dem Schmerzereignis) gilt bei entsprechender Symptomatik als beweisend für einen Herzinfarkt. Die Bestimmung der Eiweiße kann sogar durch einen Schnelltest erfolgen und liegt dann noch vor der Einweisung in ein Krankenhaus vor.
  • Kreatinkinase (CK) und MB-Kreatinkinase: Die Bestimmung der Kreatinkinase ist ein klassisches Nachweisverfahren bei einem Herzinfarkt. Es wird sowohl der Blutspiegel der gesamten Kreatinkinase (Gesamt-CK) als auch der herzspezifischeren MB-Kreatinkinase (CK-MB) bestimmt. Das Enzym spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und ist vor allem für die Muskelaktivität erforderlich.
    Für einen Herzinfarkt spricht, wenn ein Anteil von 6 – 20 Prozent CK-MB an der der Gesamtkreatinkinase innerhalb von 6 – 36 Stunden nach dem Herzinfarkt gemessen wurde.
  • GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) = AST (Aspartat-Aminotransferase): Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle im Aminosäurestoffwechsel und kommt nicht nur im Herzen, sondern auch in der Leber, der Skelettmuskulatur und anderen Geweben vor. Es ist daher ein weniger spezifischer Marker für den Herzinfarkt als Troponin T und I sowie die Creatinkinase (Gesamt-CK und CK-MB).
  • LDH (Laktat-Dehydrogenase) und HBDH (Hydroxybutyrat-Dehydrogenase): Noch weniger spezifisch für eine Herzmuskelschädigung ist das Enzym LDH. Es kommt in allen Körperzellen vor. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt wird daher das Isoenzym der LDH die HBDH bestimmt, deren Aktivität im Herzen und in den Erythrozyten am höchsten ist. HBDH und LDH sind zwar wenig spezifisch, jedoch können sie wichtig bei der Diagnostik eines bereits mehrere Tage zurückliegenden Herzinfarktes sein. Ihre erhöhten Spiegel normalisieren sich erst nach ein bis zwei Wochen wieder.

Auftreten der „Herzenzyme“ nach einem Herzinfarkt im Blut

Die Nachweisbarkeit der „Herzenzyme“ im Blut nach einem schädigenden Herzereignis verläuft nach einem zeitlichen Muster.

Substanz Erster Anstieg (Stunden)

Maximaler Anstieg (Stunden)

(stark abhängig von der Wiederdurchblutung des geschädigten Gefäßes)

Normalisierung (Tagen)

cardiales Troponin I (cTnI)

3 – 8 12 – 24 7 – 10

cardiales Troponin T (cTnT)

3 – 8 12 – 96 7 – 14 Kreatinkinase (CK) 3 – 12 12 – 24 3 – 4 CK-MB-Aktivität 3 – 12 12 – 24 2 – 3 GOT (AST) 6 – 12 18 – 36 3 – 4 HBDH 6 – 12 48 – 144 7 – 14
Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 07.02.2009