Impfung gegen Grippe Influenza

Was löst die Grippe aus? Wie kann man sich anstecken?

Auslöser der (echten) Grippe, einer potenziell tödlich verlaufenden Infektion der Atemwege, sind Influenzaviren. Man unterscheidet drei Typen dieser Viren: Typ A, B und C. Das Influenzavirus C hat für medizinische Fragestellungen kaum Bedeutung.

Der Typ A ist für Grippefälle in der Tierwelt verantwortlich (Wassergeflügel, Hühner). Diese Viren können auch schädigenden Einfluss auf den Menschen haben. Der Virustyp weist eine hohe genetische Variabilität auf und ist hauptsächlich für die pandemische Ausbreitung (= weltweite Ausbreitung) der Grippe mitverantwortlich. Traurige Berühmtheit erlangten die Viren als Verursacher der Geflügelpest und der Vogelgrippe. Der Typ B kommt nur beim Menschen vor.

Die Grippe wird durch Tröpfcheninfektion, also Husten, Niesen und Sprechen, übertragen. Eine Infektion über direkten Kontakt (Küssen und Händegeben) ist auch möglich. Die Erreger befallen die Schleimhäute der oberen Luftwege, vermehren sich dort und schädigen diese Zellen.

Sie machen damit den Weg für andere Erreger frei (bsp. Bakterien), was schwere Infektionen nach sich ziehen kann. Zu denken ist hier an eine Herzmuskelentzündung oder Lungenentzündung.

Grippe ist diejenige Infektionserkrankung in Deutschland, an der die meisten Menschen sterben.

Welche Besonderheiten weisen die Erreger auf?

Die kugelförmigen Viren weisen an ihrer Oberfläche zwei charakteristische Eiweiße auf: Das Hämagglutinin (kurz: H), von dem es bislang 15 verschiedene Varianten gibt und die Neuraminidase (kurz N), von der bislang 9 verschiedene Typen charakterisiert wurden.

Das Hämagglutinin hat die Funktion an die Wirtszellen anzudocken und die Verschmelzung des Virus mit der Wirtszelle zu forcieren. In der Zelle kommt es zur Massenvermehrung des Keims. Die Neuraminidase sorgt dafür, dass die gebildeten „Neuviren“ aus der Zelle aufgeschleust werden können.

Die Bezeichnung der Viren erfolgt bei den Influenza B-Viren nach dem Fundort, bei den Influenza A-Viren nach den Variationen des Hämagglutinins und der Neuraminidase. Also beispielsweise H5N1 (Erreger der Vogelgrippe) oder H1N1 (Erreger der Spanischen Grippe).

Die Influenzaviren haben die Fähigkeit, das Immunsystem immer wieder mit neuen Typen zu konfrontieren, da sie in immer neuen Varianten auftreten.

Ein Ereignis, das dazu führt, ist die sogenannte „Drift“. Beim Viruszusammenbau in der Wirtszelle entstehen durch kleine Baufehler neue Virusvarianten. Weitaus fataler wirkt sich das als „Shift“ bezeichnete Ereignis aus: Bei der Infektion mit zwei verschiedenen Viruserregern (bsp. Typ A und Typ B) entsteht oft ein völlig neues Virus, gegen das Menschen und Tiere keine Antikörper besitzen. Diese Keime sind potenzielle Kandidaten, um eine Pandemie auszulösen. Sie sind auch der Hauptgrund dafür, dass der Grippeimpfstoff jährlich angepasst werden muss und jede Grippesaison eine Impfung notwendig ist.

Brutstätten für diese neuen Viren sind Orte, an denen Menschen und Tiere auf engstem Raum zusammenleben. Eine probate „Influenzavirenküche“ findet sich in Südchina zwischen Kanton und Hongkong.

Wie stellt sich das Krankheitsbild dar? Welche Komplikationen sind möglich?

Die Grippe kann bei jedem Menschen ganz unterschiedliche Ausprägungsgrade haben. Eine Influenzainfektion kann völlig ohne Symptome verlaufen, jeden denkbaren Schweregrad aufweisen oder tödlich enden. Für bestimmte Personengruppen (siehe unten) sind die Erreger besonders gefährlich.

Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden, bis mehreren Tagen, beginnt bei den meisten Betroffenen die Grippe plötzlich und heftig. Mehrere Symptome treten gleichzeitig und in ungewohnter Stärke auf. Dazu zählen:

  • plötzlich hohes Fieber (39 Grad Celsius),
  • allgemeine Schwäche und starkes Krankheitsgefühl,
  • Husten, Schnupfen, Heiserkeit,
  • Kopfschmerzen,
  • Muskel- und Gelenkschmerzen.

Bei Kindern wird die Erkrankung durch gastrointestinale Symptome (= Magen-Darm-betreffend), wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, verkompliziert.

Nach einer halben Woche sinkt für gewöhnlich das Fieber. Der Organismus braucht eine Erholungszeit von Wochen bis Monaten.

Komplikationen sind:

  • Lungenentzündungen,
  • Mittelohrentzündungen (vornehmlich bei Kindern),
  • Herzerkrankungen (Herzmuskel- oder Herzaußenhautentzündungen, Herzinfarkt)
  • Hirnhautentzündung und allgemeine Hirnerkrankungen (Enzephalopathien).

Wie wird eine Grippe behandelt?

Für gewöhnlich wird die Grippe so spät erkannt, dass nur noch Bettruhe empfohlen werden kann und die Behandlung symptomatisch erfolgt (Fieber senkende Mittel, Hustenmittel, alles, was lindert). Bei bakteriellen Sekundärinfektionen werden Antibiotika eingesetzt.

Eine ursächliche Behandlung muss spätestens zwei Tage nach Einsetzen der Symptomatik beginnen. Dazu stehen sogenannte Neuraminidasehemmer zur Verfügung. Sie greifen direkt in die Virusvermehrung ein.

Wie verbreitet sind Influenza-Viren?

Die Grippe tritt jede Saison weltweit auf. Auf der Nordhalbkugel geht die Saison von September bis März, auf der Südhalbkugel von März bis September. Es handelt sich jeweils um die kalte Jahreszeit. Dann trocknen die Schleimhäute leichter aus und sind anfälliger für die Viren.

In Zeitabständen von mehreren Jahren oder Jahrzehnten werden weltweite Ausbreitungen – Pandemien – beobachtet. In dieser traurigen Reihe reihen sich die „Spanische Grippe“ (1918 – 1920) sowie die Hongkong-Grippe (1968/69) ein. Die letzte größere Epidemie wurde 1989 in Großbritannien und Frankreich beobachtet.

Alles „rund“ um die Impfung

Impfempfehlung: Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Grippeimpfung jährlich allen Senioren über 60 Jahren (Regelimpfung). Außerdem sollten sich folgende Personengruppen impfen lassen:

  • medizinisches und zahnmedizinisches Personal;
  • Menschen mit erhöhter Gefährdung aufgrund eines Grundleidens (Asthmatiker, HIV-infizierte, Diabetiker sowie Personen mit sonstigen chronischen Erkrankungen an Herz, Lunge, Leber und Nieren);
  • Mitarbeiter in Einrichtungen mit Publikumsverkehr (Banken, Schulen, Kaufhäuser, öffentliche Verkehrsmittel, Gastronomie, Vertreter) oder bei Zusammenleben auf engen Raum (Pflegeheime).
  • Menschen, die engen Kontakt zu Vögeln haben.

Impfstoff und Impfhäufigkeit: Es handelt sich um einen Totimpfstoff. Er enthält Influenzaviren, die eine Infektion nicht mehr auslösen können. Die Impfung erfolgt jährlich mit einem von der WHO empfohlenen aktuellen Impfstoff.

Die Impfzeitpunkt sollte vor der Grippesaison (Nordhalbkugel: September bis März, Südhalbkugel März bis September) liegen. Eine rechtzeitige Impfung ist wichtig, da die Wirkung der Impfung erst nach wenigen Wochen einsetzt. Bei Aufenthalten auf der Südhalbkugel sollten die dort üblichen Impfstoffe verwendet werden.

Die Wirksamkeit der produzierten Impfstoffe liegt bei circa 65 bis 90 Prozent.

Impfreaktionen: Es können Rötungen, Schmerzen und Schwellungen an der Impfstelle auftreten. Selten kommt es zu Temperaturerhöhung, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Außerdem ist eine vorübergehende Verminderung der Blutplättchenzahl möglich. Allergische Reaktionen treten bei einer Hühnereiweißallergie auf, denn die abgeschwächten Impfviren werden in Hühnereiern vermehrt.

Kontraindikationen: Bei akuten Erkrankungen darf nicht geimpft werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009