Schaumstoffmatratzen

Gerade Schaumstoffmatratzen haben in den letzen Jahren einen gewaltigen Imagekick nach vorne gemacht. Galten sie früher als eher unliebsame Bettgenossen, so sind sie jetzt dank neuer Materialien und Verarbeitungsvarianten immer beliebter. Gute Matratzen aus aufgeschäumtem Polyurethan können durchaus mit Federkern- und Latexmatratzen konkurrieren. Bei manchen wird der Liegekomfort auch mit einem guten Wasserbett gleichgesetzt.

Bei Schaumstoffmatratzen gibt es mehrere Varianten: Einfache Matratzen aus Polyether sowie Kaltschaummatratzen und viskoelastische Matratzen aus Polyurethan.

Einfache Varianten sind nicht zu empfehlen. Sie bestehen nur aus einem einzigen Schaumstoffblock und weisen nur eine unzureichende Luftzirkulation auf. Sie bieten zudem mit anderen Bestandteilen der Matratze ein gutes Klima für Mikroorganismen. Auch verlieren sie schnell an Elastizität und sind daher nicht empfehlenswert.

Anders schaut es bei den Kaltschaummatratzen aus. Sie werden umweltschonend ohne Treibmittel hergestellt. Ihre Aufschäumung geschieht nicht mit heißem Gas, sondern mit kalter Luft (= Kaltschaum). Die Matratzen werden entweder aus einem einheitlichen Materialblock geschnitten oder aus verschiedenen Schaumstoffkomponenten zusammengeklebt. In der Regel sind sie von zahlreichen Hohlräumen und Luftkanälen durchzogen, was eine gesunde Luftzirkulation begünstigt und einem Feuchtigkeitsstau entgegenwirkt.

Daneben gibt es noch die sogenannten viskoelastischen Schaumstoffmatratzen. Dabei handelt es sich um spezielle Schaumstoffmatratzen, die aus einem Kunststoff bestehen, der noch elastischer ist als herkömmlicher Schaumstoff. Man bezeichnet diesen Schaumstoff auch als Memory-, Astronauten- oder Tempurschaum (Markenname). Diese Schaumstoffe können sich unter dem Einfluss von Druck und Wärme schnell verformen und auch wieder in ihre Ursprungsform zurückgehen. Die Matratzen bestehen jedoch nicht nur aus viskoelastischem Material, sondern sind mit einer Kaltschaumplatte verbunden. In die viskoelastische Schicht sinkt man perfekt ein, jedoch bietet sie keinen Gegendruck zum menschlichen Körper, daher ist die Kaltschaumschicht nötig. Diese viskoelastischen Matratzen stützen den Schlafenden noch stärker ab als die normalen Kaltschaummatratzen. Sie sind aber teurer.

Schaumstoffmatratzen – Kaltschaummatratzen

Die Kaltschaummatratzen weisen einen hohen Liegekomfort auf und passen sich dem Körper gut an. Außerdem verfügen sie über eine gute Punktelastizität. Das heißt, der Körper sinkt nicht großflächig ein, sondern nur dort, wo viel Gewicht aufliegt. Das Gewicht wird so gleichmäßig über die Matratze verteilt. Laut Werbung können sogenannte 7-Zonen-Kaltschaummatratzen die einzelnen Körperzonen besonders gut abstützen. Dieses Qualitätskriterium hält jedoch nicht immer, was es verspricht (kleinere Menschen, Liegezonen an der falschen Stelle oder nicht stark ausgeprägte Liegezonen usw.).

Hervorzuheben ist bei den modernen Schaumstoffmatratzen auch, dass sie gut haltbar und sogar noch atmungsaktiver als Latex sein können.

Im Gegensatz zu Federkernmatratzen sind sie auch biegsam und können in der Regel auch auf einem beweglichen Lattenrost liegen. Ihre Biegsamkeit erleichtert oft den Transport. Allerdings haben die Matratzen (ó Federkernmatratzen) nach dem Auspacken oft eine Zeit lang einen unangenehmen Geruch, was jedoch vom Modell abhängig ist. Kaltschaummatratzen sind im Gegensatz zu Federkernmatratzen auch eher etwas für Menschen, die es etwas wärmer mögen und nicht so leicht schwitzen.

Wendbar sind sie oft nur in der horizontalen, bei mehreren verschiedenen Schichten übereinander, nicht in der vertikalen Ausrichtung.

In der Regel sind die Bezüge von Kaltschaummatratzen abnehmbar und leicht zu reinigen. Sie sind daher auch für Allergiker eine Alternative. Jedoch schützen vor dem allergieauslösenden Milbenkot nur sogenannte Encasings (= Rundumbezüge für die Matratze, das Kopfkissen und die Zudecke).

Auch vom Gewicht her sind Kaltschaummatratzen attraktiv, da sie sich eher im leichteren Matratzensegment befinden.

Schaumstoffmatratzen – viskoelastische Matratzen

Viskoelastische Matratzen passen sich dem Körper noch besser an als die Kaltschaummatratzen und stützen ihn noch stärker ab. Menschen, die unter Rückenproblemen, Rheuma bzw. anderen Gelenkbeschwerden oder Neuralgien leiden, können von diesen Schaumstoffmatratzen oft sehr gut profitieren. In Kliniken und Pflegeeinrichtungen wird das druckentlastende Schlafsystem vor allem auch zur Prophylaxe (Vorbeugung) und Therapie eines Dekubitus (Wundliegen) verwendet. Besondere Lattenroste sind für dieses Liegesystem nicht erforderlich, da sich der viskoelastische Schaumstoff optimal dem Körper anpasst.

Die Matratzen sind – wie die Kaltschaummatratzen – auch eher etwas für Menschen, die gerne warm schlafen. Der Wärmeeffekt beruht auf dem Material selbst und darauf, dass die Matratzen den Schlafenden einhüllen.

Allerdings können diese Matratzen auch einen Schwachpunkt bei den Liegeeigenschaften aufweisen – die zu große Kontaktfläche. Je stärker man in die Matratze einsinkt, desto größer ist diese Kontaktfläche. Ist die Kontaktfläche zu groß, so wirkt sich das nicht nur ungünstig auf das Mikroklima aus (man liegt im „eigenen Saft“), sondern auch auf die Bewegungsfreiheit während des Nachtschlafes. Dreht man sich um, so muss man sich erst mit Kraftaufwand aus einer Liegekuhle herauswälzen. Dies kann die Schlafqualität negativ beeinflussen.

Hersteller müssen also den perfekten Punkt zwischen ausreichender Viskoelastizität und nicht zu großer Kontaktfläche finden.

Viskoelastische Matratzen haben bisweilen auch störende Temperatureigenschaften. Ist es sehr kalt im Schlafzimmer, sind die Matratzen zuerst sehr hart.

Schaumstoffmatratzen – Qualitätskriterien

Entscheidende Parameter für die Qualität von Schaumstoffmatratzen sind das Raumgewicht, die Härte und die Stauchhärte.

Das Raumgewicht (RG) gibt an, wie viel Rohstoff für einen Kubikmeter Schaumstoff verwendet wurde, bzw. wie schwer ein Kubikmeter Schaumstoff ist. Je höher das Raumgewicht, desto besser ist die Qualität hinsichtlich der Langlebigkeit, der Punktelastizität und der Feinporigkeit. Qualitäts-Kaltschaummatratzen verfügen wenigstens über ein Raumgewicht (RG) von 35 (kg/m3). Besser ist ein Raumgewicht von 40 Kilogramm pro Kubikmeter. Eine solche Matratze ist fester und kann auch mit einem Gewicht von 110 Kilogramm belastet werden. Allerdings ist eine Matratze mit einem höheren Raumgewicht auch schwerer.

Ist das Raumgewicht zu gering, können sich Kuhlen in der Kaltschaummatratze bilden. Der Liegekomfort ist dadurch stark beeinträchtigt.

Das Raumgewicht ist bei viskoelastischen Matratzen ebenso ein Qualitätskriterium. Je höher das Raumgewicht, umso besser. Allerdings liegen bei diesen Schaumstoffmatratzen die Werte etwas höher. Bei einem Raumgewicht von 50 fängt die brauchbare Qualität an, ein RG von 65 zeichnet hochwertige Matratzen aus. Es gibt sogar viskoelastische Matratzen mit einem RG von 85. Letztere sollten jedoch nur bei sehr starker Beanspruchung oder bei hohem Gewicht (> 100 Kilogramm) angeschafft werden. Matratzen mit hohem Raumgewicht sind relativ schwer. Der Preis steigt mit mehr Raumgewicht sprunghaft an, da Viskoschaum recht teuer ist.

Ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium ist der Härtegrad. Vorweg muss gesagt werden, dass dies aber ein sehr unsicheres Kriterium ist, da die Härtegrade nicht genormt sind und von Hersteller zu Hersteller variieren. Ein Test von elf Kaltschaummatratzen, davon vier mit Viskoschaumauflage (Stiftung Warentest 2/2010), ergab, dass gerade die Härte einer Matratze selten korrekt angegeben wird. Um den richtigen Härtegrad zu erwischen, sollte man unbedingt längere Zeit Probeliegen, damit man nicht mit der falschen Matratze nach Hause geht.

Die Angabe des Härtegrades (HG) bezieht sich auf den Kern der Matratze. In der Regel werden drei Härtegrade unterschieden H1 bis H3. Im Alltag bewährt haben sich die Härtegrade H2 und H3. Bis zu einem Körpergewicht von 85 Kilogramm sollte der Härtegrad H2 gewählt werden, bis 110 Kilogramm H3, darüber hinaus H4.

Das letzte Qualitätskriterium für Schaumstoffmatratzen ist die Stauchhärte. Sie gibt an, wie viel Druck aufgewendet werden muss, um die Schaumstoffmatratze um einen bestimmten Prozentsatz zusammenzudrücken. Die Stauhärte wird in Pascal (kPa) angegeben. Je höher die Stauchhärte, desto fester ist der verwendete Schaumstoff. Die Stauchhärte gibt darüber Auskunft, wie sich die Matratze nach Belastung verhält. Je geringer die Härte ist, desto geringer ist auch die Fähigkeit des Matratzenschaums, wieder in die ursprüngliche Lage zurückzugehen. Eine Stauchhärte von 40 kPa hält größeren Belastungen stand und bietet sich bis zu einem Gewicht von 110 Kilogramm an.

Das Raumgewicht, der Härtegrad und die Stauchhärte müssen individuell auf den Benutzer der Matratze abgestimmt sein. Je größer das Gewicht des Schlafenden ist, desto höher wählt man in der Regel das Raumgewicht und die Stauchhärte. Für den Härtegrad gelten die oben angegebenen Gewichtsangaben als Anhaltspunkte.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011