Cerebralparese – Ursache Therapie Diagnose

         

Cerebralparese Für Cerebralparese sind auch andere Schreibweisen und Bezeichnungen gebräuchlich: Cerebrale Parese, Zerebralparese, CP (Abkürzung), zerebrale Kinderlähmung, cerebrale Bewegungsstörung, infantile (kindliche) Zerebralparese und Little´sche Krankheit. Cerebralparese heißt eigentlich unvollständige Gehirnlähmung (cerebral = im Gehirn; Parese = unvollständige Lähmung). Natürlich ist nicht das Gehirn gelähmt, sondern es liegt eine nicht fortschreitende Fehlfunktion einiger Gehirnzellen vor. Das kindliche Gehirn wurde in den frühen Entwicklungsphasen geschädigt. Bei dieser Erkrankung sind die haltungs- und bewegungssteuernden Zentren des Gehirns betroffen, daher kommt es zu mannigfaltigen Störungen der normalen motorischen Entwicklung. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, ihre Muskeln kontrolliert zu bewegen (Tonusstörungen der Muskulatur, Haltungsanomalien, Koordinationsstörungen und unkontrollierte Bewegungsabläufe). Weitere Begleiterkrankungen der Cerebralparese sind Hör-, Seh- oder Sprechschwierigkeiten, Anfallsleiden (Epilepsie), geistige Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten. Der Ausprägungsgrad und das Auftreten dieser Begleiterkrankungen sind vom Ausmaß und Ort der Gehirnschädigung abhängig. Die kindliche Cerebralparese ist eine dauerhafte, aber nicht unveränderliche Bewegungsstörung.

Wie funktioniert der Bewegungskreislauf?

Unser Bewegungsapparat wird unter anderem durch Teile unseres Gehirns gesteuert. Dieses sendet Befehle an die Muskeln, die einen ausgeführten Befehl wieder an die oberste Schaltzentrale (Gehirn) zurückmelden. Bei einem Kind mit Cerebralparese sind einige Gehirnzellen nicht mehr funktionstüchtig, es entstehen Lücken im Bewegungskreislauf.

Wie häufig kommt die Cerebralparese vor?

Etwa zwei von Tausend lebend geborenen Kindern sind von der Erkrankung betroffen.

Was sind die Ursachen der Cerebralparese?

Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig. Zu einer bleibenden Beeinträchtigung der Gehirnfunktion des Kindes kann es während der Schwangerschaft, oder während des Geburtsgeschehens und auch nach der Geburt kommen. Zu den Risikofaktoren für das Ungeborene in der Schwangerschaft zählen Infektionskrankheiten, Drogen-, Alkohol- oder Nikotinkonsum der Mutter, eine bestehende Zuckerkrankheit bei der Mutter sowie Zwillingsschwangerschaften. Die Hauptursache (30 – 70 Prozent) für die Cerebralparese ist aber eine Sauerstoffmangelversorgung während des Geburtsvorgangs. Nach der Geburt können entzündliche Erkrankungen der Hirnhäute und des Gehirns Ursachen der cerebralen Bewegungsstörung sein.

Welche Formen der Cerebralparese gibt es?

Bei Cerebralparesen können verschiedene Formen auftreten. Die Klassifikation geschieht nach zwei Einteilungskriterien: der Art der Bewegungsstörung und dem Ort, an dem die Lähmungen auftreten.

Die Unterteilung nach Bewegungsstörungen erfolgt in:

  • Spasmen: Durch den erhöhten Muskeltonus sehen die Bewegungen steif, langsam und anstrengend aus. Es kann auch eine eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Extremitäten bestehen.
  • Athetosen: Die Kontrolle und Steuerung der Bewegungen ist problematisch, sie können nicht fließend ausgeführt werden. Die Bewegungsmuster sind unwillkürlich, langsam und verkrampft. Gewollte Bewegungen sind durch ausfahrende, ruckhafte Zuckungen gestört, die Mimik ist unkontrolliert.
  • Ataxien: Hier stehen Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen im Vordergrund. Die Bewegungsabläufe wirken abgehackt und zittrig.

Mischformen bei den Bewegungsabläufen treten bei 1/3 der Patienten auf.

Die Einteilung nach den Körperabschnitten, an denen Lähmungen auftreten, erfolgt in:

  • Hemiparese (Halbseitenlähmung),
  • Diparese (Arme oder Beine sind betroffen),
  • Tetraparese (alle vier Extremitäten, eventuell auch der Rumpf und Kopf sind beteiligt).

Wie wird die Cerebralparese erkannt?

Wichtig für die Behandlung ist die Frühdiagnose. Manche Kinder sind so schwer geschädigt, dass sie bereits bei der Geburt auffallen. Bei anderen wird die Erkrankung erst nach drei bis vier Monaten erkannt, geringe Ausprägungen erst nach den ersten beiden Lebensjahren. Die Kinder zeigen Gedeih- und Funktionsstörungen oder Bewegungsarmut. Kennzeichnend sind abnorme Haltungen, mangelnde Kopfkontrolle, häufige Überstreckung, seltene Strampelbewegungen sowie abnorme, ausfahrende, zappelige Bewegungen. Die entscheidenden motorischen Entwicklungsschritte, wie Greifen, Sitzen, Stehen, freies Laufen, werden nur mit Verzögerung oder gar nicht durchlaufen. Es ist ein ruhiges, apathisches Verhalten zu beobachten, das Kind kann jedoch auch starke Unruhe und Schreckhaftigkeit zeigen. Charakteristisch ist schrilles Schreien oder monotones Wimmern. Die Sprachentwicklung ist verzögert. Die auftretenden Symptome sind vielfältig und individuell verschieden in der Ausprägung. Eine genaue Anamnese ist daher bei der Diagnosestellung unerlässlich.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Da der Ausprägungsgrad und die Erscheinungsform von Kind zu Kind unterschiedlich sind, muss die Behandlung individuell angepasst werden. Folgende Therapien und Heilmaßnahmen kommen in Frage: Physiotherapie (Verbesserung der motorischen Koordination), Sport (Normalisierung des Muskeltonus; geeignet sind Schwimmen, Reiten, Radfahren), Logopädie (Sprachtherapie), Orthopädietechnik (beispielsweise Bewegungshilfen), Ergotherapie (Ziel-> Integration in die Alltagswelt) und Medikamente (Behandlung bei Spasmen).