Was sind die Auslöser von Hepatitis A? Wie kann man sich infizieren?
Hepatitis A ist eine Leberentzündung, deren typische Merkmale Leibschmerzen, Übelkeit und Gelbfärbung der Haut und Augen sind. Ausgelöst wird die Erkrankung von den Hepatitis A-Viren (HAV), die sehr umweltstabil sind.
Diese Form der Hepatitis wird oft auch als Reisehepatitis bezeichnet. Etwa die Hälfte der Infektionen hierzulande wird aus Ländern mit einem geringeren hygienischen Standard (Mittelmeerraum, Orient, Südamerika, Osteuropa) eingeschleppt. Bei den anderen Erkrankungsfällen handelt es sich meist um Infektionen, die man sich in Gemeinschaftseinrichtungen (bsp. Kindergärten) zuzieht.
Die Verbreitung der Viren erfolgt über Schmierinfektionen bzw. Lebensmittelinfektionen. Die Viren werden in großer Zahl mit dem Kot ausgeschieden (auch schon zwei Wochen vor den charakteristischen Krankheitssymptomen) und gelangen durch unzureichende Hygiene auf verschiedenen Wegen in die Lebensmittel.
Infizieren kann man sich über Meeresfrüchte (vor allem Muscheln), die in unsauberen Wasser gezüchtet wurden oder auch durch andere Lebensmittel, deren Herstellung nicht den hygienischen Standards entspricht (Fleischwaren, Backerzeugnisse, Salate, gefrorene Beeren, Gemüse, Getränke usw.). Vereinfacht ausgedrückt ergibt sich hier folgender Infektionsweg: Toilette -> Hände nicht gewaschen -> Lebensmittel hergestellt oder verkauft.
Außer über Lebensmittel kann man sich auch unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts anstecken, also bsp. über Bluttransfusionen.
Wie sieht das Krankheitsbild aus? Was sind die Komplikationen?
Nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich vier Wochen treten allgemeine Krankheitszeichen, wie Fieber, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, bleierne Müdigkeit und Übelkeit auf. Verstopfung, Durchfall und Blähungen können folgen. Typisch ist auch quälender Juckreiz. Die Leber ist vergrößert, dadurch entstehen Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen. Etwa drei Viertel der Infizierten erkranken mit Ikterus, einer Gelbfärbung der Augen und Haut sowie dunklem Urin und hellen Stuhl.
Bei den meisten Betroffenen klingen die Symptome nach einigen Wochen ab. Eine Chronifizierung wie bei Hepatitis B erfolgt nicht. Eine durchgemachte Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Vor allem bei Kindern kann die Hepatitis A ohne die typischen Symptome verlaufen. Fatalerweise können sie aber trotzdem die Erreger in großen Mengen ausscheiden und stellen damit eine Infektionsquelle für andere Menschen dar.
Bei etwa 15 Prozent der Erkrankten verläuft die Infektion zweiphasig. Es kommt zu einem zweiten Krankheitsschub, der etwa sechs Monate dauert.
Gefürchtet sind fulminante Krankheitsverläufe, bei denen sich die Erkrankung plötzlich, schnell und schwerwiegend entwickelt. Es kommt dabei zum Leberversagen und Tod.
Die Hepatitis A darf keineswegs als harmlos eingestuft werden. Eine erhöhte Sterblichkeit ist vor allem bei Kleinkindern (0,15 Prozent) und über Neunundvierzigjährigen (1,75 Prozent) zu beobachten. Jugendliche und Erwachsene vor dieser Altersstufe weisen eine niedrige Anzahl von tödlichen Erkrankungsverläufen aus.
Wie lange besteht Ansteckungsgefahr?
Die Betroffenen sind ein bis zwei Wochen vor dem Krankheitsbeginn und dann bis zum Abflauen der Symptome ansteckend.
Wie verbreitet ist die Hepatitis A?
Hepatitis A-Viren sind weltweit verbreitet. Allgemein kann man sagen: Je schlechter die hygienischen Bedingungen – wie etwa in Entwicklungsländern – desto häufiger findet sich die Hepatitis A bei Klein- und Schulkindern. Ebenso gilt: Je höher der Lebensstandard – wie in Industrieländern – umso weniger Menschen erkranken und umso höher ist das Alter der Betroffenen.
In Deutschland treten jährlich etwa 2000 gemeldete Hepatitis-A-Fälle auf. Geschätzt wird, dass die Erkrankungszahl um das Zwei- bis Dreifache höher liegt.
Wie wird behandelt?
Eine spezifische Therapie der Hepatitis A steht nicht zur Verfügung. Den Patienten wird – je nach Verfassung – Bettruhe verordnet. Weitere Maßnahmen zielen auf die Linderung der Symptome ab. Wichtig ist es, alles zu vermeiden, was die Leber strapaziert. Dazu gehören absolute Alkoholkarenz und die Meidung von potentiell lebertoxischen Medikamenten. Auch fettreiche Kost sollte nicht verzehrt werden.
Bei fulminanten Verläufen der Infektion kann oft nur noch eine Lebertransplantation helfen.
Alles „rund“ um die Impfung
Impfempfehlung: Die Impfung gegen Hepatitis A gehört – im Gegensatz zur Hepatitis B – derzeit nicht zu den Standardimpfungen, gleichwohl es einen Kombinationsimpfstoff gegen beide Erkrankungen gibt.
Die STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut) behandelt die Hepatitis A lediglich als Indikationsimpfung.
Impfen lassen sollten sich folgende Personengruppen:
- Homosexuell aktive Männer;
- Bluter;
- Kanal- und Klärwerksarbeiter;
- Menschen, die an einer chronischen Lebererkrankung leiden, und keine Antikörper gegen das Hepatitis A-Virus besitzen;
- Personal im Gesundheitsdienst und in Laboratorien sowie Mitarbeiter und Bewohner in psychiatrischen und vergleichbaren Einrichtungen inklusive Reinigung- und Küchenpersonal;
- Mitarbeiter in Kindertagesstätten, -heimen etc., inklusive Reinigungskräfte;
- Reisende in Regionen mit häufigem Vorkommen von Hepatitis A, in der Regel also Mittelmeerländer sowie tropische und subtropische Entwicklungsländer;
- Kontaktpersonen beim Auftreten von Hepatitis A (Riegelungsimpfung).
Wünschenswert wäre die Impfung auch bei Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie mit Kontakt zu unverpackten Lebensmitteln, die in den Verkauf gelangen, sowie bei Köchen und anderem Küchenpersonal.
Impfstoff: Es handelt sich um einen Totimpfstoff (aktive Immunisierung). Es sind auch Kombinationsimpfstoffe verfügbar (bsp. mit Typhus oder Hepatitis B). Ein Abstand zu anderen Impfungen muss nicht eingehalten werden.
Zudem ist eine passive Impfung (bereits gebildete Antikörper werden gespritzt) möglich, deren Wirkung circa drei Monate anhält. In dieser Zeitspanne sind Lebendimpfungen nicht sinnvoll (bsp. Masern-Röteln-Mumps Impfung), da die verabreichten Antikörper, die Impfstoffstoffe ausschalten.
Impfhäufigkeit: Die passive Impfung wird nur einmal gespritzt. Die Impfung mit dem Totimpfstoff umfasst zwei Impftermine. Dabei wird der Impfschutz, der zwei bis vier Wochen nach Impfstoffgabe eintritt, als sehr wirksam eingestuft, jedoch erst die zweite Impfung bietet einen Langzeitschutz (vermutlich fünf bis zehn Jahre oder länger).
Impfmindestalter: Eine aktive Impfung ist für Kinder ab dem 1. Lebensjahr möglich, ein passive Impfung bereits im Säuglingsalter.
Impfreaktionen: Selten kommt es zu Rötungen, Schmerzen und Schwellungen an der Impfstelle. Ebenfalls selten treten Temperaturerhöhungen, Mattigkeit, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Störungen auf.
Kontraindikationen: Bei akuten Erkrankungen sollte nicht geimpft werden. Vorsicht ist auch in der Schwangerschaft und Stillzeit geboten, da man derzeit über mangelnde Impferfahrungen in dieser Zeit verfügt.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009