Die Behandlung von Schlafstörungen kann – je nach Art der Störung – unterschiedlich sein. Bei nächtlichen Atemaussetzern – der sogenannten Schlafapnoe – ist die Anpassung und das Tragen einer speziellen Atemmaske während des Schlafes das richtige Mittel. Bestimmten Erkrankungen, wie dem Restless-Legs-Syndrom, wird mit speziellen Medikamenten begegnet.
Bei Schlafproblemen, die auf organische oder seelische Leiden zurückzuführen sind, werden auf jeden Fall zunächst die Grundleiden therapiert.
Liegen keine körperlichen und seelischen Störungen vor, so wird nach einem gezielten Stufenplan, der in drei Abschnitte unterteilt ist, vorgegangen.
- Im ersten Schritt steht eine Veränderung der eigenen Schlafkultur auf dem Programm. Darin fließen folgende Themen ein: geregelter Tagesablauf, Stressbewältigung, Sport und Bewegung, Meidung von Schlafräubern (Alkohol, Drogen, Medikamenten usw.), die richtige Matratze und das richtige Bett, das Bett als Schlafoase, die richtige Ernährung usw.
- Fruchten diese Veränderungen nicht, so steht an zweiter Stelle die Verhaltenstherapie. Sie stellt eine äußerst wirkungsvolle Form der Psychotherapie dar.
- Die Behandlung mit Medikamenten ist erst an dritter Stelle angezeigt. Mit wenigen Ausnahmen erfolgen die einzelnen Therapieschritte oft ambulant. Ist ein Aufenthalt in einem Schlaflabor nötig, so muss man für die Diagnosenächte in einer Klinik aufgenommen werden. Allerdings ist auch dies nicht immer nötig.
Im Folgenden wird auf die Techniken der Verhaltenstherapie eingegangen. Im Anschluss wird ein umfassendes Konzept bei einer chronischen Einschlafstörung geschildert.
Die Psychotherapie kennt eine Reihe von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen, die nachweislich bei Schlafstörungen wirken. Dazu zählen die Schlafrestriktion, der Gedankenstopp, die Stimuluskontrolle und die paradoxe Intention. In Verbindung mit Entspannungsmethoden stellen diese Techniken sehr wirksame Therapien bei Schlafstörungen dar.
Schlafstörungen Therapie – Schlafrestriktion
Bei vielen Menschen ist die Zeit, die sie im Bett verbringen deutlich länger als die Zeit, die sie tatsächlich dort schlafen. Aus Furcht davor, zu wenig zu schlafen, gehen die Betreffenden zu früh zu Bett und wachen dann noch nachts auf. Sie liegen dann lange wach, bevor sie wieder einschlafen. Die langen Wachphasen führen zu einem zerhackten Schlaf. Außerdem wird die Schlafdauer oft falsch eingeschätzt.
Während der Schlafrestriktionstherapie lernt man, nur so lange im Bett zu verweilen, wie man auch tatsächlich schläft. Die Grundlage der Therapie ist ein Schlafprotokoll. Es wird aufgezeichnet, wann man ins Bett geht, wie lange man wach liegt und wann man aufsteht. Im Anschluss daran wird die Differenz zwischen Verweilzeit im Bett und dortiger Schlafzeit verkürzt. Schläft man laut dem Protokoll pro Nacht nur fünf Stunden und muss um sieben Uhr aufstehen, so darf man nicht vor zwei Uhr nachts schlafen gehen. Es wird während der Therapie immer zur selben Zeit aufgestanden und tagsüber nicht geschlafen. Dadurch entsteht ein ungeheurer Schlafdruck. Verbringt man die ersten fünf Nächte dann vorwiegend schlafend im Bett, so darf die Schlafdauer um circa eine halbe Stunde erhöht werden. Die Therapie dauert so lange an, bis die individuell benötigte Schlafdauer erreicht ist.
Das Verfahren ist anfänglich sehr anstrengend. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient ist daher sehr wichtig. Die Methode eignet sich bei chronischen Ein- und Durchschlafstörungen. Sie hilft aber auch bei Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen.
Schlafstörungen Therapie – Stimuluskontrolle
Diese Therapie ist für falsch konditionierte Patienten geeignet. Sie verbinden mit dem Zubettgehen eher Aktivität als Schlaf und Ruhe. Häufig haben sie Schlaf störende Verhaltensweisen entwickelt und benutzen das Bett zum Lernen, Fernsehen, Computer spielen oder Essen. Unbewusst bringen Sie daher die Ruhestätte mit Aktivität in Verbindung und nicht mit Schlaf.
Ziel der Stimuluskontrolle ist es, dass diese falschen Verhaltensweisen abtrainiert werden und durch neue, schlaffördernde ersetzt werden. Man versucht dies u. a. durch folgende Regeln zu erreichen:
Verwenden Sie das Bett nur zum Schlafen; Ausnahme sind sexuelle Aktivitäten.
- Gehen Sie erst ins Bett, wenn Sie denken, schlafen zu können.
- Können Sie nicht einschlafen, verlassen Sie das Bett wieder. Gehen Sie erst wieder ins Bett, wenn Sie denken, nun schlafen zu können. Stellt sich der Schlaf trotzdem nicht ein, so wiederholen Sie den Vorgang so lange, bis es mit dem Schlaf klappt.
- Stehen Sie immer zur gleichen Zeit auf – unabhängig davon, ob sie gut oder schlecht geschlafen haben.
- Schlafen am Tag (Mittagsschlaf, Nickerchen zwischendrin) ist nicht erlaubt. Dies erhöht den Schlafdruck in der Nacht.
Schlafstörungen Therapie – Gedankenstopp
Viele Ein- und Durchschlafstörungen beruhen auf nächtlichem Gedankenwälzen oder wiederkehrenden Ängsten. In diesem Fall ist es angezeigt, unter fachlicher Anleitung verhaltenstherapeutische Techniken zu erlernen, mit deren Hilfe diese Gedanken nicht mehr im Vordergrund stehen. Allerdings dauert es oft einige Zeit, bis der Betreffende die wiederkehrenden belastenden Gedanken wirksam durchbrechen kann.
Schlafstörungen Therapie – Paradoxe Intention
Bei diesem Verfahren werden die Patienten dazu aufgefordert, genau das Gegenteil von dem zu tun, was sie eigentlich erreichen wollen. Die Betroffenen werden dazu angehalten, möglichst lange wach zu bleiben. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, sollen sie – falls vorhanden – ihre quälenden Gedanken gründlich wälzen und sich mit ihnen beschäftigen. In den Therapiestunden sollen sie dann darüber berichten. Manchen Patienten wird durch die paradoxe Intention die Angst genommen, nicht schlafen zu können. Da sie dann den Schlaf nicht mehr mit allen Mitteln herbeiführen wollen, schlafen einige von ihnen sehr gut ein.
Schlafstörungen Therapie – Beispiel für ein umfassendes Behandlungskonzept
Ein 52-jähriger Mann leidet bereits seit acht Jahren unter Schlafstörungen. Er findet erst nach mehreren Stunden in den Schlaf. Tagsüber fühlt er sich extrem erschöpft. Er ist unkonzentriert und bekommt aufgrund seiner mangelnden Leistungsfähigkeit bereits Probleme im Job. Neben Schlafmitteln hat er noch keine Therapie erhalten. Ein Schlafzentrum, an das er sich wendet, arbeitet ihm – nach Feststellung seiner Einschlafstörung – ein umfassendes Behandlungskonzept aus.
Zunächst beginnt die Behandlung mit einem Schlafmittel, um den Teufelskreis der Schlafstörung und des Erschöpftseins zu durchbrechen. Gleichzeitig wird der Patient an einen Verhaltenstherapeuten überwiesen. Im Laufe der Behandlung ist er in der Lage, seinen Alltag besser zu strukturieren und mehrere Arbeitspausen einzuplanen. Er verlegt das Abendessen auf einen früheren Zeitpunkt, fährt regelmäßig Fahrrad und erlernt die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Diese Entspannungsmethode wendet er auch regelmäßig vor dem Einschlafen an. Nach etwa drei Wochen Verhaltenstherapie benötigt er die Schlafmedikamente nicht mehr und seine Einschlafzeit hat sich deutlich verkürzt.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011