Naturheilkunde

Die Naturheilkunde ist die Lehre von den Naturheilmitteln und Naturheilverfahren sowie deren Wirkungen und Wirkprinzipien. Unter Naturheilmitteln versteht man Substanzen, Stoffgruppen, Gegenstände, Zustände, Kräfte oder Prozesse aus der natürlichen Umwelt. Sie werden möglichst unverändert zur Therapie eingesetzt. Beispiele für Naturheilmittel sind Heilpflanzen, Nahrungsmittel, Kälte und Wärme, Licht, Heilquellen, Heilerden und –moore sowie mechanische Kräfte oder motorische Abläufe.

In den Naturheilverfahren werden diese Mittel therapeutisch eingesetzt. Etablierte Methoden sind beispielsweise die Hydrotherapie (= Therapie mit Wasser), Klimatherapie, Massagen, Phytotherapie („Heilen mit Pflanzenwirkstoffen“) und die Bewegungstherapie.

Die Naturheilkunde ist sehr umfassend und stellt einen Überbegriff für verschiedenste Behandlungsmethoden dar. Allen gemeinsam ist, dass sie auf natürliche Ressourcen zurückgreifen, um Krankheiten vorzubeugen oder diese zu therapieren. Manchmal besteht auch nur der Anspruch, eine Besserung des Befindens zu bewirken. Die Naturheilkunde wird auch von der Traditionellen Chinesischen Medizin und dem Ayurveda beeinflusst. Naturheilverfahren werden meist ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt.

Naturheilkunde Geschichte

Die Naturheilkunde ist bestimmt schon so alt, wie die Menschheit selbst. Bereits die Steinzeitmenschen legten schon Blätter und Wurzeln auf ihre Wunden, um sie zu heilen.

Später wurde das Naturheilwissen mit Religion und Götterglaube gemixt und erhielt einen mystischen Anstrich.

Die Schulmedizin hob sich dann immer mehr von diesem Mix ab und begann sich von der Naturmedizin zu trennen. Je zivilisierter die Menschen wurden, desto eher kam es zu dieser Entwicklungstendenz.

Den Begriff Naturheilkunde prägte der Arzt Lorenz Gleich im Jahre 1848. Bekanntester Vertreter der klassischen Naturheilkunde war der Pfarrer Sebastian Kneipp.

Weitere Aspekte der Naturheilkunde

In der Naturheilkunde spielen die Selbstheilungskräfte des Organismus eine ganz wesentliche Rolle. Es wird darauf vertraut, dass Krankheiten selbst überwunden werden können. Ausdruck dieser Selbstheilungskraft ist beispielsweise Fieber.

Die Selbstheilungskräfte sollen aus naturheilkundlicher Sicht in Ruhe wirken können und werden nicht unterbunden.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Naturheilkunde ist die ganzheitliche Betrachtungsweise. Um Krankheiten zu überwinden oder ihnen vorzubeugen müssen Geist, Körper und Seele im Einklang sein. Es werden daher nicht nur die körperlichen Beschwerden behandelt.

Einteilung der Behandlungsverfahren

Die einzelnen Naturheilverfahren können unter verschiedenen Aspekten eingeteilt werden. Die Einordnung kann beispielsweise auf folgende Weise geschehen:

Historische Methoden:

In diese Kategorie fallen beispielsweise das Schröpfen, der Aderlass oder die Blutegeltherapie. Sie werden meist nur noch in Ausnahmefällen angewendet.

Traditionell europäische Verfahren:

Hierzu zählen die Lehre von Sebastian Kneipp, die Mayr-Kur, die Phytotherapie und die Homöopathie. Manche zählen die Homöopathie auch nicht zu den Naturheilverfahren, sondern betrachten sie als eigenes Heilsystem.

Auch die manuelle Medizin, wie die Reflexzonenmassage und Chirotherapie werden zu den traditionell europäischen Verfahren gezählt, ebenso wie die Mistel- oder Neuraltherapie.

Außereuropäische Heilverfahren

Hierhin gehören die Akupunktur, die Akupressur, Qi-Gong, Ayurveda und die Medizin der Naturvölker. Viele dieser Methoden wurden europäischen Bedürfnissen angepasst und liegen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form vor.

Moderne Naturheilverfahren

Dabei handelt es sich beispielsweise um die Magnetfeldtherapie, Elektrotherapie oder Biofeedback.

Die Wirkungsweise dieser Verfahren sind meist wissenschaftlich abgesichert.

In diese Kategorie fallen auch die Ozontherapie, die Chelattherapie, die Enzymtherapie und die Colon-Hydro-Therapie.

Unkonventionelle Naturheilverfahren

In diesen Bereich gehören die Bachblütentherapie, die Aromatherapie und die Farbtherapie. Diese Verfahren haben ihren festen Platz in der Naturheilkunde, sind aber wissenschaftlich nicht anerkannt.

Bewegungs-, Ernährungs- und Entspannungstherapie

Hierunter fallen beispielsweise die Enzymtherapie, Heilfasten, Makrobiotik, die orthomolekulare Medizin oder die Vitalstofftherapie.

Zu den Entspannungsverfahren zählen Yoga, die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, das Autogene Training und die Feldenkrais-Methode sowie die Hypnose-Therapie.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009