Gattung der Familie Nachtschattengewächse, kennzeichnet sich besonders dadurch, dass ihre vom melkenden fünfzähnigen Kelche umgebene Kapsel oben mit einem Deckel aufspringt. Die meisten Arten sind Kräuter mit klebrigen Haaren, deren Blätter bald unversehrt, bald grob gesägt oder buchtig gezähnt sind. Das gemeine Bilsenkraut (H. niger), Schlafkraut, Zigeunerkraut, Teufelswurz, Prophetenkraut, Tollkraut, Schwarzes Bilsenkraut, Teufelsauge, Rasewurz, Hühnertod, ist eines der giftigsten, in Deutschland sich findenden Gewächse. Die lange fingerdicke, weißliche Wurzel dauert zwei Jahre und treibt einen bis 40 bis 60 cm hohen ästigen, weichen, klebrigen und behaarten Stängel. Die Blätter sind von blassgrüner Farbe und werden nach oben immer kleiner, sie sind überhaupt zart, ungestielt, haben einen scharf ausgeschnittenen Rand und umfassen den Stängel von unten. Die nicht ganz blassgelben, mit vielen feinen violetten Äderchen netzartig durchzogenen Blumen treten im Mai und Juni oben zwischen den Blättern hervor und bilden eine lockere Ähre, in welcher sich in einer zweifächrigen bedeckten Kapsel eine große Masse kleiner, runder, aschgrauer Samenkörner befindet.
Anwendung
Man wendet das Bilsenkraut als ein milderndes, schmerz- und krampfstillendes, schlafmachendes Narcoticum in allen jenen Fällen an, in welchen Opium und Belladonna wegen ihrer heftigeren und besonderen Nebenwirkungen und daher bestehenden Gegenzeichen nicht gereicht werden dürfen, wie etwa im kindlichen Lebensalter, bei Neigung zu Stuhlverstopfung, zu heftigen Congestionen nach dem Kopfe. Wegen seinen Beziehungen zum herumschweifenden Nerv gibt man es vorzüglich bei Affectionen der Luftwege, daher Hustenreiz, Keuchhusten, in der Lungenschwindsucht, bei Entzündung der Bronchien-Schleimhaut, bei schmerzhaften gichtigen und rheumatischen Affectionen der Gelenke sowohl als anderer Organe, bei Magenkrampf, Kolik, bei schmerzhaften Leiden der Harn- und Geschlechtsorgane. Außerdem schreibt man dem Bilsenkraut zerteilende und auflösende Wirkungen zu und gibt es daher bei krebsartigen Drüsenleiden und ähnlichen Fällen, in welchen der gefleckte Schierling angezeigt ist und dann gewöhnlich in Verbindung mit diesem. Sehr selten gibt man das Kraut oder die Samen, jenes zu 2 bis 6 Gran, in Pulverform oder als Aufguss zu 1 Drachme für den Tag, diese zu 50 zu 60 Gran als Emulsion innerlich. Dagegen wendet man häufiger das Kraut äußerlich allein oder mit Schierling, Leinsamen zu Breiumschlägen bei schmerzhaften Geschwulsten oder bei krampfhaften Zusammenziehungen der Muskeln wie der Blase, des Mastdarms, oder als Aufguss, zu Bähungen, Einspritzungen und Klystiren, von 1 bis 2 Drachmen auf 6 Unzen Colatur, an. Man gibt vom wässerigen Extrakt 1 bis 5 Gran, vom alkoholischen Blätterextract ½ bis 1 Gran, vom ätherischen oder alkoholischen Samenextract ½ bis 1 Gran in Gabe, in Pulver, Pillen, Auflösung. Äußerlich zu Augenwässern 20 bis 60 Gran auf 1 Unze Wasser, zu 1 Drachme auf Unze Fett in Salbenform. Zum äußerlichen Gebrauch dienen ferner 2 Öle, von denen das eine durch Pressen der zerstoßenen und Wasserdämpfen gesättigten Samen, das andere durch Kochen mit 4 Teilen Olivenöl mit 1 Teil frischer Bilsenkrautblätter erhalten wird. Beide gelten als schmerzstillende Einreibungsmittel.
Umrechnungstabelle für das Kräuterlexikon:
1 Unze = ca. 30 gr.
1 Graun = ca. 0,063 gr.
1 Drachme = ca. 3,75 gr.
1 Drachme = 3 Scrupel