Masern-Impfung

Wodurch werden Masern ausgelöst? Wie kann man sich anstecken?

Masern sind eine hoch ansteckende und weltweit verbreitete Erkrankung der oberen Atemwege. Ein grippeähnliches Vorstadium und ein typischer rot-fleckiger Hautausschlag sind charakteristisch für die Erkrankung.

Verursacher der Infektion ist das Masern-Virus. Übertragen wird der Keim durch Tröpfcheninfektion, also durch Husten, Niesen oder Sprechen. Auch über den Kontakt mit infizierten Gegenständen (Geschirr oder Besteck) ist eine Ansteckung möglich. Eintrittspforten des Erregers sind die Schleimhäute der Atemwege und Augen.

Masern-Viren zeichnen sich durch eine extrem hohe Ansteckungsfähigkeit aus. So gut wie jeder Mensch, der Kontakt zu einem Masernkranken hat und nicht immun ist, erkrankt auch. Ein Maß dafür ist der sogenannte Kontagionsindex oder Infektionsindex. Wenn der Kontagionsindex bei 1 liegt, so bedeutet dies, dass 100 Prozent der erstmalig Exponierten auch erkranken. Bei Masern liegt dieser Index bei 0,95. Zum Vergleich: Der Infektionsindex von Keuchhusten liegt bei 0,80, von Röteln bei 0,15 bis 0,20.

Man darf keinesfalls davon ausgehen, dass Masern eine harmlose Erkrankung darstellen. Vielmehr zeichnet sich diese Infektion durch eine beträchtliche Anzahl von möglichen, mitunter lebenslimitierenden Komplikationen aus.

Wie sieht das Krankheitsbild aus? Was sind mögliche Komplikationen?

Nach einer Inkubationszeit von 8 bis 14 Tagen sind die Anzeichen der Erkrankung oft banale Erkältungssymptome, wie trockener Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Bronchitis. Zudem kann eine Bindehautentzündung auftreten und der Betroffene ist lichtscheu. Typisch ist auch ein Anstieg des Fiebers auf 39 Grad Celsius und höher. Mit Absinken des Fiebers zeigen sich auf der Wangenschleimhaut kalkspritzartige weiße Flecken (Kopliksche Flecken).

Es schließt sich ein weiterer Fieberschub an. Der typische Hautausschlag, der am Kopf beginnt und sich nach unten ausbreitet, tritt auf. Es sind rote Flecken, die zusammenfließen. Erreicht der Ausschlag die Füße, beginnt das Fieber zu sinken.

Bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen tritt ein dritter Fieberschub auf. Mehr oder weniger schwere Komplikationen können sich anschließen.

Mögliche Komplikationen sind:

  • Mittelohrentzündung (Otitis media),
  • Lungenentzündung (Pneumonie),
  • selten Pigmentdegeneration der Netzhaut (Retinopathia pigmentosa),
  • eine Hirnentzündung (Enzephalitis), oft mit bleibenden Ausfallerscheinungen (Lähmungen, Sprachstörungen),
  • sehr selten (0,1 Prozent) eine Entzündung von Gehirn und Rückenmark (Enzephalomyelitis) mit Todesfolge in jedem 10. Fall,
  • Blinddarmentzündung (Appendizitis),
  • Leberentzündung (Hepatitis),
  • Dickdarmentzündung (Colitis),
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Herzaußenhautentzündung (Perikarditis).

Bei jedem 100 000. Erkrankten entwickelt sich eine Panenzephalitis, eine Entzündung des ganzen Gehirns, sowie die sogenannte SSPE. Diese Abkürzung bedeutet subakute sklerosierende Panenzephalitis. Sie entwickelt sich schleichend (subakut) und tritt oft erst Jahre nach der akuten Infektion auf. Sie führt zu einer Verhärtung (Sklerose) des gesamten entzündeten Gehirns (Panenzephalitis). SSPE geht mit einem allmählichen Verlust der Hirnfunktion (Interessenlosigkeit, Ängste, Apathie, Wutausbrüche) einher, nach Jahren tritt das Koma und unaufhaltsam der Tod ein.

Insgesamt endet jede 10 000. Masernerkrankung tödlich.

Wann ist man ansteckend?

Der Erkrankte ist bereits ein bis zwei Tage vor Beginn der ersten grippeähnlichen Symptome ansteckend. Seine Ansteckungsfähigkeit hält drei bis fünf Tage nach Ausbruch des Ausschlags an. Die Gefahr sich zu infizieren ist aber am größten während der grippeähnlichen Anfangsphase (Prodromalstadium).

Wie wird behandelt?

Im Vordergrund steht die Behandlung der Erkältungssymptome. Der Erkrankte muss Bettruhe einhalten. Bei Beteiligung des Gehirns werden Nebennierenpräparate (Kortison) verabreicht. Für bestimmte Personengruppen (Schwangere, nicht geschützte Säuglinge, chronisch Kranke und abwehrgeschwächten Patienten) besteht die Möglichkeit, Immunglobuline zu geben. Die Maserninfektion wird aber nur vermieden oder symptomatisch abgeschwächt, wenn die Gabe dieser spezifischen Antikörper spätestens zwei bis drei Tage nach Erregerkontakt erfolgt.

Durch eine sofortige Impfung nach dem Erregerkontakt kann der Ausbruch der Erkrankung auch vermieden werden (Inkubationsimpfung).

Das wirksamste Mittel, der Masern-Erkrankung zu begegnen, ist die rechtzeitige Impfung.

Wie verbreitet sind Masern?

Die Erreger sind weltweit verbreitet. Finden konsequent Impfungen statt, ist die Erkrankung in dem durchimpften Gebiet eine Rarität. So wird Nordamerika seit 1994 von der WHO als masernfrei eingestuft. Vor diesem Hintergrund mag man die Reisewarnung der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation verstehen, die 2006 vor der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ausgesprochen wurde: Wer beabsichtige, nach Nordrhein-Westfalen zu reisen – so lautetet die Reisewarnung -, solle seinen Masernschutz überprüfen und sich gegebenenfalls impfen lassen. Denn 2006 wurde das Bundesland Nordrhein-Westfalen am stärksten in Deutschland von einer Masernepidemie heimgesucht. Dort zählte man am 1. September 2006 1.692 Masernerkrankungen. Rund 15 Prozent der Betroffenen mussten in Krankenhäusern behandelt werden, drei Fälle von Hirnentzündungen traten auf und ein Fall von Masern-Meningitis.

Alles „rund“ um die Masern-Impfung

Impfempfehlung: Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Masern-Impfung allen Kindern.

Auch Erwachsene mit einem erhöhten Infektionsrisiko, bsp. bei einem Arbeitsplatz in Kindertagesstätten, -heimen oder –kliniken, sollten sich impfen lassen. Dazu gehören auch Personen, die mit immungeschwächten Menschen oder Krebspatienten arbeiten.

Bei Kontakt von ungeschützten Personen (keine Masernantikörper, keine Impfung, keine Erinnerung an die Erkrankung) zu Masernkranken sollte möglichst innerhalb von drei Tagen die Impfung erfolgen.

Impfstoff: Der Masern-Impfstoff ist ein Lebendimpfstoff. Es werden abgeschwächte Erreger, welche die Krankheit nicht mehr auslösen können, verimpft. In der Regel wird ein Kombinationsimpfstoff (mit Röteln, Mumps und evtl. Windpocken) gespritzt.

Impfhäufigkeit: Kinder werden in der Regel das erste Mal mit einem Kombinationsimpfstoff zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat geimpft. Eine weitere Impfung wird zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat empfohlen.

Eine Auffrischung im Erwachsenenalter ist dann nicht nötig.

Erwachsene mit erhöhtem Infektionsrisiko erhalten eine einmalige Gabe des Impfstoffs.

Impfabstand: Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, sollten andere Impfungen erst nach vier Wochen erfolgen.

Impfreaktion: An der Injektionsstelle können Rötung, Schmerzen und Schwellung eintreten. Selten findet sich eine Temperaturerhöhung, Mattigkeit sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Bei bis zu fünf Prozent der Geimpften treten vorübergehend Impfmasern auf. Sie zeichnen sich durch leichtes Fieber, geringe Atembeschwerden und einen flüchtigen Hautausschlag aus. Sie sind nicht ansteckend.

Kontraindikationen: Nicht geimpft werden sollte bei akuten Erkrankungen. Auch in der Schwangerschaft, bei Blutkrebs (Leukosen), AIDS oder während einer Krebsbehandlung sollte keine Impfung erfolgen. Eine versehentliche Impfung in der Schwangerschaft stellt keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch dar, aber es sollte eine genaue Untersuchung wegen der Rötelnkomponente erfolgen.

Ausrottung der Masern? Theoretisch kann der Erreger eliminiert werden, denn der Mensch stellt das einzige Erregerreservoir dar. Ansteckend sind nur infizierte und akut erkrankte Menschen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009