Scharlach

Scharlach (Scarlatina)

Scharlach ist eine durch Bakterien (ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A) verursachte akute Infektionskrankheit, die ihren Namen der typisch scharlachroten Farbe des Rachens und der Zunge der Erkrankten verdankt. Ihre markantesten Krankheitssymptome sind die typische Halsentzündung, die Himbeerzunge und der charakteristische Hautausschlag. Streptokokken-Infektionen gehören mit zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen bei Kindern.

Der Erreger wird durch Tröpfcheninfektion und verunreinigte Gegenstände übertragen. Die durchgemachte Erkrankung hinterlässt nur eine Immunität gegen einen spezifischen Streptokokkentyp der Gruppe A. Da es viele verschiedene Typen gibt, kann die Erkrankung auch mehrmals auftreten. Manche Kinder machen regelrechte „Scharlachkarrieren“ durch. Dank der Therapie mit Antibiotika (Penicillin) ist diese Erkrankung heutzutage gut beherrschbar.

Am häufigsten erkranken Kinder zwischen 3 und 10 Jahren. Die Erkrankung tritt gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Kindergärten und Schulen, auf. Eine Erkrankung im Erwachsenenalter ist aber auch keine Seltenheit. Der jahreszeitliche Erkrankungsgipfel liegt in den Monaten Oktober bis März. Etwa 20 – 30% der Bevölkerung sind in den Wintermonaten mit dem Keim infiziert, ohne die spezifischen Krankheitssymptome aufzuweisen. Sie sind jedoch Überträger und steuern zur Verbreitung bei. In manchen Bundesländern muss die Erkrankung dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

Streptokokken der Gruppe A sind kugelförmige, in Ketten oder in Zweiergruppen angeordnete Bakterien, die für eine Vielzahl von Infektionskrankheiten bei Kindern verantwortlich gemacht werden. Dazu zählen Scharlach, Infektionen der oberen Luftwege, der Haut- und Weichteile, gelegentlich Meningitis und Arthritis. Der Kontagionsindex liegt bei 10 bis 30 Prozent, das heißt 10 bis 30 Prozent der Kontaktpersonen – bei Erstkontakt mit dem Keim – eines Infizierten erkranken. Streptokokken der Gruppe A, die Scharlach verursachen, bilden spezielle giftige Stoffwechselprodukte (Toxine), die beispielsweise Veränderungen an den Blutgefäßen der Haut verursachen. Das typische Scharlach-Exanthem entsteht. Der Erreger dringt normalerweise über den Nasen-Rachenraum ein, selten über Hautwunden (Hautscharlach).

Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen, beträgt 2 – 4 maximal 8 Tage.

Erkrankte mit Antibiotikatherapie sind 48 Stunden nach Einnahme nicht mehr ansteckend; abstrichpositive, symptomlose Personen sind 24 Stunden nach Antibiotikaeinnahme nicht mehr ansteckend. Ansonsten besteht bis zum Abklingen der Symptome Ansteckungsgefahr. Dies kann drei bis sechs Wochen dauern.

Der Krankheitsverlauf stellt sich folgendermaßen dar:
Die Erkrankung beginnt plötzlich mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost, Kopf– und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Häufig klagen die Patienten auch über Bauchschmerzen und müssen sich übergeben. Das Fieber kann sehr hoch (40ºC) werden. Die Zunge ist zu Anfang der Erkrankung häufig weißlich-pelzig belegt. Die Lymphknoten am Unterkiefer sind stark vergrößert.

Bei jeder Scharlacherkrankung kann ein anderes Symptom im Vordergrund stehen, es müssen auch nicht alle Krankheitszeichen auftreten. Erst ab dem 2. beziehungsweise ab dem 4. Erkrankungstag treten die typischen Haut- und Schleimhautveränderungen auf. Der Rachen färbt sich scharlachrot, die Mundschleimhaut und die Mandeln sind fleckig gefärbt, das Kind hat starke Schluckbeschwerden und verweigert oft sogar die Nahrung. Der weiße Zungenbelag geht zurück. Wegen der angeschwollenen und entzündeten Geschmackspapillen sieht die Zunge himbeerartig aus („Himbeerzunge“ oder „Erdbeerzunge“).

Am 2. oder 3. Tag nach Fieberbeginn blüht nun auch der feinfleckige, samtige, rote und erhabene Scharlachausschlag auf. Er fühlt sich an wie Sandpapier. Er geht von der Leistengegend und den Achseln aus und kann den gesamten Körper überziehen. Lediglich der Mundbereich ist ausgespart („Milchbart“). Manchmal juckt dieser Ausschlag, er kann aber auch ganz fehlen. Eine bis drei Wochen nach Krankheitsbeginn schält sich die Haut an den Handflächen und den Fußsohlen in großen Fetzen ab.

Gehen Sie bei Verdacht auf Scharlach immer sofort zum Arzt. Da bei einem Viertel der Erkrankten schwerwiegende Komplikationen auftreten können, sollte die helfende Antibiotikatherapie so früh wie möglich begonnen werden. Die Krankheit wird in ihrem Verlauf deutlich abgekürzt, die Ansteckungsfähigkeit Ihres Kindes sehr schnell unterbunden.

Ihr behandelnder Mediziner wird folgendermaßen vorgehen:

  • Ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten, so kann Ihr Arzt anhand des charakteristischen Ausschlags und des typischen Krankheitsbildes den Scharlach diagnostizieren. Der exakte Nachweis des Erregers erfolgt durch einen Abstrich aus dem Rachen. Anhand eines Schnelltests weiß man innerhalb weniger Minuten, ob die Streptokokken die Krankheitsursache sind. Außerdem besteht die Möglichkeit die Bakterien auf einem speziellen Blutagar anzuzüchten. Helle Höfe um die Bakterienkolonien bestätigen den Verdacht.
  • Ihr Arzt wird Ihnen hochdosiertes Penicillin für Ihr Kind verschreiben, das es zehn Tage nehmen muss. Diese Medikamentengabe führt zu einer raschen Entfieberung Ihres Kindes und bewahrt vor den Komplikationen einer Scharlacherkrankung. Alternativ zu Penicillin (beispielsweise bei einer Allergie) kann Ihr Arzt Ihnen auch das Antibiotikum Erythromycin oder ein Cephalosporin verschreiben.
  • Bei Fieber kann Ihnen Ihr Arzt auch ein fiebersenkendes Medikament verordnen.
  • Zwei Wochen nach Krankheitsbeginn wird Ihr Arzt den Urin Ihres Kindes auf Blut untersuchen lassen. Daran ist abzulesen, ob mit der Komplikation einer Nierenkörperchenentzündung (Glomerulonephritis) zu rechnen ist.
  • Sechs Wochen nach Krankheitsbeginn wird ein EKG bei Ihrem Kind gemacht, um Komplikationen am Herzen (Herzmuskelentzündung) auszuschließen. Die Urinprobe wird wiederholt.

Folgende Maßnahmen sollten Sie selbst ergreifen:

  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind das Antibiotikum vorschriftsmäßig einnimmt, auch wenn es bereits wieder gesund erscheint.
  • Gehen Sie zu den Nachuntersuchungen.
  • Sie können versuchen das Fieber mit Wadenwickeln zu senken oder geben Sie die verordneten Fiebermittel.
  • Leidet Ihr Kind unter Schluckbeschwerden, so verzichten Sie auf feste Nahrung und geben Sie Ihrem Kind kühle oder warme Getränke, sowie Fleischbrühe.
  • Erkrankt Ihr Kind nach kurzer Zeit erneut an Scharlach, so denken Sie daran, dass auch jemand aus der Familie oder häufige Kontaktpersonen, die gesund erscheinen, den Erreger übertragen können. Sie sollten gegebenenfalls ebenfalls einen Rachenabstrich machen lassen, um Ping-Pong-Infektionen zu vermeiden.
  • Die Erreger können auf Gegenständen längere Zeit infektiös bleiben. Um Ihr Kind, andere Familienmitglieder und Spielkameraden vor einer erneuten Infektion zu schützen, sollten Sie ab dem 3. Behandlungstag desinfizieren. Tauschen Sie die Zahnbürste Ihres Kindes aus. Sprühen sie mit einem Desinfektionsmittel die Spielsachen, Lichtschalter usw. ab. Ziehen Sie die Betten ab und geben Sie sie in die Kochwäsche, waschen Sie die Kleidung Ihres Kindes. Baden Sie Ihr Kind ab. Legen Sie die Kuscheltiere in die Sonne oder unters UV-Licht. Decken Sie Polstermöbel mit einem Lacken ab, wenn Ihr Kind auf Ihnen liegt und waschen Sie diese dann.
  • Unterrichten Sie bitte die Schule, den Kindergarten und Freunde von der Scharlacherkrankung Ihres Kindes. Denken Sie daran, dass viele Einrichtungen vor Wiederbesuch ein Attest verlangen.

Die Komplikationsquote liegt bei nicht oder nicht ausreichender Behandlung bei 25 Prozent. Etwa drei bis vier Wochen nach der Erkrankung kann es zu Komplikationen mit schwerwiegenden Folgen kommen:

  • Entwickelt sich eine Herzmuskelentzündung, so kann die Folge ein Herzklappenfehler sein.
  • Auch eine mit Fieber einhergehende Entzündung der Gelenke ist möglich. Die Folgeerkrankung wird als rheumatisches Fieber bezeichnet.
  • Die Nierenkörperchen können sich ebenfalls entzünden. Die Nieren scheiden vermehrt Eiweiß aus und Blut findet sich im Urin.
  • Begleitend kann neben der stark eitrigen Mandelentzündung auch eine eitrige Mittelohrentzündung auftreten, die bei nicht ausreichender Behandlung der Grunderkrankung zur Schwerhörigkeit führen kann.
  • Sehr selten, aber gefährlich ist der septische Verlauf des Scharlachs. Es handelt sich um eine bösartige, eventuell tödlich verlaufende Form des Scharlachs mit plötzlich hohem Fieber, Erbrechen, Durchfall, Haut-Schleimhaut-Blutungen, Bewusstseinstrübung, schwerer Herzschädigung und Schock.

Prophylaktisch kann gegen Scharlach nicht geimpft werden. Auch nach durchgemachter Infektion ist eine Wideransteckung möglich. Scharlachkranke Kinder sollten von anderen Kindern isoliert werden. Bei noch gesund erscheinenden Familienmitgliedern kann ein Rachenabstrich Auskunft darüber geben, ob die Infektion bereits stattgefunden hat, und eventuell gleich – vor Ausbruch der Erkrankung – mit der Antibiotikatherapie begonnen werden.