Fernbeziehungen

Der Wunsch nach einer Fernbeziehung geht in einer gut funktionierenden Partnerschaft selten von den Partnern aus. Eher sind es die Umstände, die zu einer räumlichen Trennung führen, z.B. der Wechsel an einen anderen Ort aus bildungs- oder beruflichen Gründen. Wohnen beide Partner jedoch schon beim Kennen lernen nicht am selben Ort, empfinden aber Zuneigung, kann sich auch hieraus eine Fernbeziehung ergeben.

Diese kann sich die nach einer mehr oder weniger langer Fernbeziehungszeit mit einer Trennung enden, oder aber es entschließt sich ein Partner zum anderen zu ziehen. Die Dauer der Fernbeziehungen beträgt zumeist nur wenige Jahre, denn irgendwann danach entscheiden sich die Paare über die Zukunft der Fernbeziehung. Entweder zieht das Paar zusammen oder es trennt sich. Vertrauen ist ein ganz wichtiger „Faktor“ in einer Fernbeziehung. Denn den in einem anderen Ort lebenden Partner zu kontrollieren hält sich in engen Grenzen.

Eine typische Fernbeziehung ist die Wochenendbeziehung. Die Trennung beschränkt sich im diesem Falle auf die Werktage, häufig von Montag bis Donnerstag bzw. Freitag. Dies sind zumeist temporäre Versetzungen in einen anderen Ort aus beruflichen Gründen.

Für das Aufrechterhalten einer Fern- oder Wochenendbeziehung benötigt man viel Geduld, Kraft und schließlich auch Geld, denn die Reisen zum Partner müssen auch finanziert werden. Man ist ständig auf der Suche nach den günstigsten Zug- oder Flugverbindungen. In Fällen, in denen ganze Familien zeitweise getrennt sind, weil z.B. der Familienernäher in einer anderen Stadt arbeitet, braucht die Familie auch eine zweite Wohnung.

Eine Fernbeziehung hat Vor- aber vor allem Nachteile. Man nimmt am Alltagsgeschehen des anderen nicht teil, mit den alltäglichen Problemen des anderen wird man nicht „belastet“. Dem Partner gehört nur „die Sonnenseite“. Andererseits gehören die alltäglichen Probleme auch zum Leben des Partners. Die meisten Leute haben das Bedürfnis, über diese auch mit jemanden zu sprechen, am besten mit dem Partner. Diese Alltagsprobleme sind ein wesentlicher Teil vom Leben des Partners, welche diesem dann entgehen.

Körperlicher Kontakt, der Austausch von Zärtlichkeiten und Sex können in einer Fernbeziehung nur bei den Treffen erfolgen. Eine räumliche Trennung vom Partner kann es allerdings auch ermöglichen, mehr Zeit für die eigene Karriere aufzubringen. Außerdem erlaubt es die Freizeitgestaltung ohne Rücksicht auf einen Partner. In der Regel streitet das Paar nicht über Kleinigkeiten, die gemeinsam verbrachte Zeit wird sehr wertvoll eingeschätzt und sehr sorgfältig geplant. Während der ganzen Woche kann man vom Partner träumen, ihn idealisieren. Aber das Treffen kann manchmal sehr ernüchternd oder enttäuschend sein, wenn man den Partner in den eigenen „Tagträumen“ nur mit positiven Eigenschaften bemalt hatte.

Wenn man jedes Wochenende bei dem Partner verbringt, werden Freunde oft vernachlässigt. Für die Pflege anderweitigen sozialen Kontakten hat man keine Zeit und Kraft mehr. Die Freunde zu Hause fühlen sich vernachlässigt und irgendwann melden sie sich nicht mehr. Geht die Beziehung zu Ende, steht man zum Schluss ziemlich alleine da. Deswegen muss in einer Fernbeziehung unbedingt auf die Aufrechterhaltung der eigenen sozialen Beziehungen geachtet werden.