Alpha Glukosidasehemmer

Glukosidasen sind Enzyme, die natürlich in unserem Körper (Dünndarmschleimhaut, Serum, Skelettmuskel, usw.) vorkommen und die Mehrfachzucker in ihre Bestandteile spalten können. Die Einfachzucker werden dann im Dünndarm in das Blut aufgenommen.

Die so genannten Alpha-Glukosidasehemmer, wie zum Beispiel die Acarbose, ähneln in ihrer Struktur den Kohlenhydraten. Die Acarbose kann an die Glukosidasen binden und sie dadurch blockieren. Die Einnahme von Alpha-Glukosidaseinhibitoren bewirkt also, dass ein Teil der Dünndarmenzyme von ihnen inaktiv gebunden ist. Die Medikamente verzögern somit die Aufnahme der komplexeren Kohlenhydrate (Stärke) aus dem Dünndarm. Die Folge ist, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Essen nicht sehr schnell ansteigt, sondern die Glukose nach und nach in das Blut gelangt.

Alpha-Glukosidasehemmer beeinflussen nicht die Aufnahme von Einfachzuckern, wie Traubenzucker oder Fruchtzucker, weil diese im Darm nicht mehr weiter aufgespalten werden müssen. Sie haben daher den Vorteil, dass die Gefahr einer Unterzuckerung bei ihnen sehr gering ist. In Deutschland sind die Alpha-Glukosidasehemmer Acarbose und Miglitol erhältlich.

Verordnet werden die Medikamente meist zur Therapieergänzung. Sie sind geeignet bei einer Nahrungsumstellung oder in Kombination mit anderen oralen Antidiabetika (bsp. Metformin oder einem Sulfonylharnstoff). Auch in Verbindung mit Insulin werden die Präparate bei Typ-2-Diabetikern eingesetzt. In seltenen Fällen werden damit auch Typ-1-Diabetiker therapiert, besonders dann, wenn ein sehr starker Anstieg der Blutzuckerwerte unmittelbar nach dem Essen (= postpradial) auftritt. Die Medikamente müssen gleich zu Beginn der Mahlzeit genommen werden, damit sie zur selben Zeit wie die Kohlenhydrate im Dünndarm angelangen und ihre Wirkung entfalten können. Alpha-Glukosidasehemmer sind vor allem für Patienten geeignet, die viele Kohlenhydrate zu sich nehmen. Bei vorwiegend fleisch- und fettreicher Kost können die Medikamente nichts ausrichten.

Der Blutzuckerspiegel nach dem Essen ist für gewöhnlich aufgrund der Einnahme von Alpha-Glukosidasehemmern um 40 bis 60 mg/dl reduziert. Der HbA1c-Wert sinkt langfristig um 0,5 bis 1 Prozent, je nach Studie, werden auch niedrigere Wert veranschlagt.

Sehr lästige Nebenwirkungen der Medikamente sind Magen-Darm-Störungen, die sich in Blähungen, Völlegefühl, Abgang von Winden und Durchfällen äußern. Verständlich werden diese Nebenwirkungen, wenn man sich vor Augen führt, dass die unverdauten Kohlenhydrate in den Dickdarm gelangen und dort von Darmbakterien gespalten werden. Dabei entstehen vermehrt Gase und Säure. Es wird daher empfohlen, die Behandlung einschleichend mit einer Dosis von dreimal 50 Milligramm pro Tag zu beginnen und erst langsam zu steigern. Dreimal täglich 100 Milligramm stellen die Maximaldosis dar.