Liest man sich die Beschreibungen für Matratzen durch, so trifft man auf die Begriffe Gelschaum, viskoelastischen Schaum (auch Viskoschaum), Astronautenschaum und Memory-Schaum. All diese Begriffe bezeichnen einen Schaumstoff mit sogenannten viskoelastischen Eigenschaften.
Der Körperabdruck auf der Matratze wird – ähnlich einer weichen Knetmasse – perfekt nachmodelliert. Verlässt der Schlafende die Matratze wieder, so geht der Schaumstoff wieder in seine ursprüngliche Lage zurück.
Der Begriff „Gelschaum“ wurde geprägt, um sich von anderen viskoelastischen Schaumstoffen abzugrenzen. Eine seiner hervorstechenden Eigenschaften soll es sein, dass er vornehmlich auf das Gewicht reagiert, damit seine positiven Eigenschaften zum Tragen kommen und weniger auf die Kombination Kälte bzw.
Wärme in Verbindung mit dem Gewicht. Diese Produkteigenschaft des Gelschaums bewirkt eine schnellere Anpassung an die Körperform des Schlafenden. Im Gegensatz dazu wirkt anderer Viskoschaum anfänglich etwas fester, wenn es im Schlafzimmer kühl ist.
Geschichte der Gelschaum Matratze
Für den medizinischen Bereich wurde vor über 12 Jahren eine Gelmatratze entwickelt. Ziel war die optimale Verteilung des Körpergewichts auf der Matratze, um beispielsweise einem Dekubitus (= Wundliegen) vorzubeugen. Außerdem standen die orthopädischen Liegeeigenschaften (anatomisch richtige Lagerung der Wirbelsäule) im Vordergrund.
Allerdings musste die Gelmatratze – wie ein Wasserbett – beheizt werden, da das flüssige Gel die Raumtemperatur annimmt. Auch sind diese Matratzen sehr schwer (90 bis 110 Kilogramm im Standardmaß) und teuer (bis zu 1.800 Euro pro Stück).
Für den privaten Gebrauch sind sie also nicht unbedingt geeignet.
Davon ausgehend wurde in den USA ein Gelschaum entwickelt, der die positiven Eigenschaften der Gelmatratze fast 100%ig nachbildet, aber nicht beheizt werden muss sowie ein wesentlich geringes Gewicht aufweist (ca. 18 Kilogramm) und preislich noch im vertretbaren Bereich für die private Nutzung liegt.
Eigenschaften einer Gelschaum Matratze
Die Gelschaum Matratze besteht aus einem offenzelligen Hightech Schaumstoff und zeichnet sich deswegen durch gute Belüftungseigenschaften aus. Außerdem bieten der Matratzenkern und der Bezug keinen Nährboden für Hausstaubmilben.
Die Matratzen sind also für Allergiker geeignet. Zudem ist der Schaumstoff dauerelastisch (keine dauerhafte Muldenbildung mit Durchliegen) und besitzt eine hohe Raumdichte. Letzteres ist ein Qualitätskriterium für eine Matratze. Die Hersteller geben daher auch Garantien für die Matratzen, die über 10 Jahren liegen. Überdies ist die Druckentlastung des Köpers, sowohl bei hohem und geringem Gewicht, sehr gut. Die hohe Druckpunktentlastung gewährleistet eine bessere Durchblutung.
Die Matratze schmiegt sich dem Körper beim Liegen optimal an und auch beim Wechseln der Liegeposition geschieht die Anpassung recht schnell, weil diese Liegeeigenschaft vorwiegend vom Druck abhängig ist.
Einsatzgebiete einer Gelschaum Matratze
Die Gelschaum Matratze kann bei folgenden Leiden zu einer Linderung führen:
- Rücken-, Nacken- und Gelenkschmerzen,
- Dekubitus (Wundliegen),
- Schlafstörungen,
- Allergien.
Aufbau einer Gelschaum Matratze
Die Matratzen sind für gewöhnlich von einem Baumwoll-Misch-Bezug umgeben, der bei 60 Grad Celsius waschbar ist. Mithilfe eines Reisverschlusses kann der Bezug von der Matratze genommen werden.
An den Bezug schließt sich auf der Matratzenoberseite ein Schutzvlies an, das zu 100 Prozent aus Baumwolle besteht.
Darauf folgt eine circa acht Zentimeter hohe Schicht Gelschaum, beispielsweise mit einem Raumgewicht (RG) von 85 (hohes RG ist ein Indikator für Langlebigkeit, Punkteelastizität, Feinporigkeit). Sie sorgt für die hohe Anschmiegsamkeit und Druckpunkt-Entlastung. Diese Schicht entspricht in der Regel den Anforderungen des Öko-Tex 100 Standards.
Um die Stützkraft der Gelschaum-Schicht zu gewährleisten, wird sie auf eine Kaltschaumplatte geschweißt, die Gegendruck bietet. Diese Kaltschaumschicht ist etwa acht Zentimeter hoch bei einem Raumgewicht von circa 45. Sie lässt auch einen optimalen Feuchtigkeits-Transport zu.
Die Matratze sollte eine Mindesthöhe von 15 Zentimetern haben – üblich sind circa 18 Zentimeter -, da es sonst evtl. Probleme mit dem bestehenden Lattenrost geben kann. Für gewöhnlich genügt ein normaler Federholz-Lattenrost für die Gelschaum Matratze. Die Matratzen sind auch mit einfachen Lattenrahmen einsetzbar.
Die Preise für diese Matratzen variieren sehr stark. Gute Qualität ist ab circa 350 Euro erhältlich. Man muss auf die Raumgewichte der einzelnen Matratzenkomponenten und natürlich ihre Höhe achten. Ein Anhaltspunkt für die Güte der Matratze liefert auch immer die Garantiezeit. Für die Güte der Matratzen immer ausschlaggebend ist jedoch der individuell empfundene Liegekomfort.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011