Gesamteiweiß – Totalprotein (TP)

Mithilfe der Bestimmung der Gesamteiweißwerte (Totalprotein) im Blutserum können Anhaltspunkte über Störungen des Eiweißstoffwechsels gewonnen werden.

Im Blutserum gibt es über 100 verschiedene strukturbekannte Proteine. Jedoch kennt man nur bei etwa der Hälfte dieser Proteine die biologische Funktion.

Mithilfe der Eiweißelektrophorese, einer Proteinbestimmungsmethode, die nach elektrischer Ladung trennt, können einzelne Proteinfraktionen unterschieden werden. Dies sind die Albumine, Alpha1-, Alpha2-, Beta- und Gamma-Globuline. Die Albumine, Alpha1-, Alpha2- und Beta-Globuline werden in der Leber synthetisiert; die Bildung der Gamma-Globuline (Antikörper, Immunglobuline) erfolgt in bestimmten weißen Blutkörperchen – den Plasmazellen.

Hemmend auf die Proteinsynthese wirken das Bauchspeicheldrüsenhormon Glukagon sowie eine Mangel- oder Fehlernährung, insbesondere ein Fehlen der essenziellen Aminosäure Tryptophan.

Eine fördernde Wirkung auf die Proteinsynthese in der Leber haben Glukokortikoide, Wachstumshormone, Insulin und die Schilddrüsenhormone.

Viele krankhafte Veränderungen im menschlichen Körper führen zu einer Veränderung der Proteinzusammensetzung des Plasmas, einer sogenannten Dysproteinämie. Sie bewirken aber oft keine Veränderung des Gesamtproteins außerhalb des Referenzbereichs.

Absolute Veränderungen des Gesamteiweißwertes (Hypo- oder Hyperproteinämie) im Plasma beruhen entweder auf einer Abnahme des Albumins oder einer Zu- bzw. Abnahme der Immunglobuline. Alpha1-, Alpha2- und Beta-Globuline unterliegen selten einer Veränderung, die den Gesamteiweißwert beeinflusst.

Was kann der Anlass der Untersuchung auf Gesamteiweiss sein?

Die Bestimmung des Gesamtproteins dient – je nach untersuchter Körperflüssigkeit (Blutserum, Urin, Liquor (Rückenmarkflüssigkeit) – verschiedenen Fragestellungen.

Blutserum:

Verdacht auf eine erhöhte oder reduzierte Gesamteiweißkonzentration, auf die folgende Symptome oder Erkrankungen hinweisen: eine krankhafte Blutsenkungsreaktion, chronische Nieren- und Lebererkrankungen, chronische Durchfälle, bösartige Tumoren, erhöhte Infektanfälligkeit, Knochenschmerzen, Schockzustand, Verbrennungen, ein akuter Hämoglobinabfall oder Störungen des Wasserhaushaltes (Ödeme, extrem häufiges Wasserlassen).

Urin:

Verdacht auf eine vermehrte Eiweißausscheidung im Urin

Liquor:

Diagnose und Verlaufskontrolle von entzündlichen Erkrankungen im Bereich des zentralen Nervensystems.

Was sind die Referenz-/Normalwerte?

Folgende Werte werden – je nach Körperflüssigkeit – als normal angesehen:

Serum/Plasma (Erwachsene):       66 – 83 g/l Urin:                                                   bis 0,15 g/l

Liquor:                                               0,2 – 0,4 g/l.

Was kann ein erhöhter Wert bedeuten?

Blutserum:

Erhöhte Gesamteiweißblutwerte (Hyperproteinämie) werden durch verschiedenste Erkrankungen verursacht; meist sind die Gammaglobuline erhöht:

  • Flüssigkeitsverlust (Durchfall, Erbrechen, Fieber, Durst, Diabetes insipidus, Nierenversagen),
  • chronisch-entzündliche Erkrankungen,
  • Leberzirrhose,
  • Erkrankungen, bei denen ein Immunglobulin in großer Menge produziert wird (Globulinopathien).

Urin:

Erhöhte Werte finden sich hier bei Eiweißverlusten, die auf eine unzureichende Nierenfunktion hindeuten. Dies ist beispielsweise der Fall bei:

  • diabetischen Nierenerkrankungen,
  • Bluthochdruck,
  • Zystennieren,
  • Nieren- und Harnwegsinfektionen,
  • Tumoren der Nieren und Harnwege.

Liquor:

Erhöhte Werte treten vor allem bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auf. Weitere Ursachen können Multiple Sklerose, Infektionen des zentralen Nervensystems und Zirkulationsstörungen der Rückenmarkflüssigkeit sein.

Was kann ein erniedrigter Wert bedeuten?

Nur erniedrigte Werte im Blutserum haben medizinische Bedeutung. Die verminderten Gesamteiweißwerte im Blut (Hypoproteinämie) beruhen zumeist auf einer Verringerung des Eiweißstoffes Albumin oder auf einer Störung der Antikörperbildung.

Folgende Gründe sind möglich:

  • „Überwasserung“ nach einer Infusionstherapie nach starkem Blutverlust,
  • Anämie (Blutverlust),
  • schwere Leberschäden, Eiweißmangelernährung, verminderte Nährstoffaufnahme aus dem Darm (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Darmdivertikel),
  • Eiweißverluste über die Nieren (siehe auch erhöhte Gesamteiweißwerte im Urin),
  • Hämodialyse (Blutwäsche, Operationen),
  • Antikörpermangelsyndrom,
  • Hauterkrankungen (nässende Ekzeme, Verbrennungen, blasenbildende Hautkrankheiten),
  • angeborene Enzym- und Stoffwechselkrankheiten.

Was beeinflusst die Werte noch?

In der Schwangerschaft ist die Gesamteiweißkonzentration im Blutserum erniedrigt.

Die Ausscheidung von Eiweiß im Urin ist auch bei Fieber, Stress und in großer Kälte erhöht.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 22.02.2009