Auto-Antikörper

Mit Auto-Antikörpern bezeichnet man Antikörper, die sich infolge einer Fehlsteuerung des Immunsystems gegen körpereigene Strukturen (= spezifische Selbstantigene) richten. Dies können bestimmte Zelltypen, Botenstoffe, Zellbestandteile (bsp. Zellkern), Proteine (Rezeptoren, Strukturproteine, Enzyme) Gewebe oder Organe sein.

Zu den Auto-Antikörpern zählen beispielsweise antinukleäre Antikörper (ANA), Schilddrüsenantikörper, Rheumafaktoren, Skelettmuskelantikörper und vieles mehr.

Die Auto-Antikörper binden an die betreffenden Zellen. Dies bedingt den Zelltod und führt zu Entzündungen und bei Organen evtl. zum Funktionsverlust.

Die Entstehung der Auto-Antikörper und der damit einhergehenden Erkrankungen wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Dazu zählen genetische Disposition (HLA-Typ) und umweltbedingte Einflüsse, wie Infektionen, Arzneimittel oder chronische Entzündungen.

Die Einteilung der Autoimmunkrankheiten erfolgt nach dem Ausmaß der Erkrankung und der Rolle der Autoantikörper im entzündlichen Prozess. So unterscheidet man systemische Autoimmunkrankheiten (= den ganzen Körper betreffend), wie die Rheumatoide Arthritis, von organspezifischen Krankheiten, wie den Morbus Basedow (Schilddrüsenerkrankung). Daneben gibt es noch IMDs (Immunmediated inflammatory disorders), entzündliche Erkrankungen mit Autoimmunphänomenen, deren Ursache aber ein Umweltfaktor und kein Selbstantigen ist. Ein Beispiel wäre die Darmerkrankung Zöliakie.

Wo sind die Auto – Antikörper messbar?

Die Auto – Antikörper werden im Blutserum bestimmt (Blutprobe). Sie sind auch aus den Körperflüssigkeiten und den Geweben nachweisbar.

Was kann der Anlass der Untersuchung auf Auto – Antikörper sein?

Die Untersuchung wird bei Verdacht auf eine Autoimmunkrankheit durchgeführt. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn entzündliche Prozesse vorhanden sind, die sich nicht auf eine Infektion zurückführen lassen. Auch zur Prognose (bsp. Kollagenosen) oder Differenzialdiagnose entzündlicher Organerkrankungen wird die Bestimmung von Auto-Antikörpern herangezogen. Zudem kann die Wirkung einer medikamentösen Therapie (Kortison) gegen eine Autoimmunkrankheit abgeschätzt werden.

Was sind die Referenz-/Normalwerte?

Die Werte unterscheiden sich je nach Auto-Antikörper.

Allein das Vorhandensein der entsprechenden Antikörper kann ein Indiz für die entsprechende Krankheit sein, bei der zum Zeitpunkt der Bestimmung meist schon Symptome vorhanden sind. Bei gesunden Erwachsenen kommen keine Auto-Antikörper vor.

Beispiele für Autoimmunerkrankungen und ihre Auto-Antikörper

Auto-Immunkrankheit
Auto-Antikörper
Antigen / Bezeichnung des Antikörpers
Diabetes mellitus Typ I (Zuckerkrankheit)
IAA
Insulin-Autoantikörper
ICA
Inselzell-Antikörper
GADA
Glutaminsäure Decarboxylase-Ak
IA2A
Thyrosinphosphatase-Ak
Myasthenia gravis (Muskelschwäche)
AChR
Acetylcholinrezeptor-Ak
MuSk
Skelettmuskelspezifische Tyrosinkinase
ANA
Antinukleäre Antikörper
RF
Rheumafaktoren
Anti-CCP
Antikörper gegen cyclisches citrulliniertes Peptid
Systemischer Lupus erythematodes
ANA
Antinukleäre Antikörper
dsDNA-Ak
Antikörper gegen doppelsträngige DNA
Sm-Ak
Smith Antikörper
TRAk
TSH-Rezeptor-Antikörper
MAK
Autoantikörper gegen Schilddrüsen-Mikrosomen
Hashimoto Thyreoiditis
TAk
Autoantikörper gegen Thyreoglobulin
MAK
Autoantikörper gegen Schilddrüsen-Mikrosomen
TPO-Ak
Autoantikörper gegen die Thyreo-Peroxidase
Glutensensitive Enteropathie (Zöliakie)

AGA
Antikörper gegen Gliadin
EMA
Antikörper gegen das Endomysium der Dünndarmschleimhaut
GTG-Ak
Antikörper gegen Gewebstransglutaminase
Chronisch aktivierte Hepatitis
ANA
Antinukleäre Antikörper
SMA
Glatte-Muskulatur-Antikörper (smooth muscle antibody)
Polyneuropathien bsp. Guillain-Barre-Syndrom
Bsp. Anti-GM1und Anti-GM1a
Anti-Gangliosid-Antikörper
Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009