Bilirubin

Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. Die roten Blutkörperchen werden ungefähr alle 120 Tage erneuert. Abbauorte des in ihnen enthaltenen roten Blutfarbstoffs sind die Leber, die Milz und das Knochenmark.

In der Leber wird das wasserunlösliche Bilirubin, das auch als unkonjugiertes oder indirektes Bilirubin bezeichnet wird, durch die Bindung an Glucuronsäure in seine wasserlösliche Form überführt. Man nennt es dann konjugiertes oder direktes Bilirubin. Anschließend gelangt es mit der Galle in den Darm. Dort wird es erneut umgebaut und dann als bräunlicher Stuhlfarbstoff ausgeschieden; ein geringer Teil verlässt über die Niere den Körper (Urobilinogen).

Ist zu viel Bilirubin im Blut vorhanden, so kann die Leber diese Substanz nicht mehr weiter verstoffwechseln. Es kommt zu Bilirubin-Einlagerungen in der Haut, den Schleimhäuten und der Lederhaut des Auges (Augenweißes). Diese Körperareale sind dann gelblich gefärbt. Man spricht daher von einer Gelbsucht.

Gleiches geschieht bei verschiedenen Lebererkrankungen, die zu einer Stoffwechselstörung des Bilirubin-Stoffwechsels führen können.

Je nach Ursache der Stoffwechselstörung unterscheidet man verschiedene Formen der Gelbsucht (hepatische, prä-, intra- und posthepatische Gelbsucht).

Was kann der Anlass der Blutuntersuchung auf Bilirubin sein?

Bei Erwachsenen dient diese Untersuchung dem Nachweis, der Ursachensuche und der Verlaufskontrolle einer Gelbsucht.

Bei Neugeborenen dient sie zur Verlaufskontrolle einer länger bestehenden Gelbsucht.

Welche Bilirubin-Werte werden bestimmt?

Zur Beurteilung des Bilirubin-Status werden verschiedene Werte ermittelt:

·      Gesamt-Bilirubin: Dazu gehören das direkte und indirekte Bilirubin sowie das an das Transporteiweiß Albumin gebundene Bilirubin;

·      direktes Bilirubin als Einzelwert;

·      Urobilinogen aus dem Urin.

Was sind die Bilirubin – Normalwerte?

Gesamt-Bilirubin (aus dem Serum):   Neugeborene:           bis 8,7 mg/dl             (150 μmol/l) 4. bis 6. Lebenstag: 0,1 – 12,6 mg/dl       (2 – 216 μmol/l) Kinder > 1 Monat:     0,2 – 1,0 mg/dl          (3 – 17 μmol/l) Erwachsene:             0,1 – 1,2 mg/dl          (2 – 21 μmol/l)   Direktes Bilirubin (aus dem Serum)   Erwachsene und Kinder:     bis 0,1 mg/dl             (bis 2 μmol/l)

Urobilinogen aus dem Urin ist bei gesunden Menschen nicht vorhanden.

Wann treten erhöhte Bilirubin-Werte auf?

Diagnosen mit erhöhten Bilirubin-Werten sind beispielsweise:

  • akute Leberentzündungen (Virushepatitis A/B/C/D/E), eine akute Alkoholhepatitis oder eine Autoimmunhepatitis;
  • chronische Funktionsstörungen der Leber, wie eine Leberzirrhose oder Leberzellkrebs;
  • Stauung der Gallenflüssigkeit infolge einer Entzündung oder eines Abflusshindernisses (Gallensteinen oder Bauchspeicheldrüsenkrebs) in den Gallengängen;
  • übermäßiger Abbau von roten Blutkörperchen bei hämolytischen Anämien (Sichelzell-, Transfusions-, Autoimmun-, Arzneimittelanämie);
  • Schwangerschaftsgelbsucht, die als Begleiterscheinung unstillbaren Erbrechens im 1. Schwangerschaftsdrittel auftaucht oder im Rahmen des HELLP-Syndroms oder einer Eklampsie im letzten Schwangerschaftsdrittel in Erscheinung tritt;
  • Abstoßung des fremden Organs nach einer Lebertransplantation;
  • Herzoperationen;
  • Blutgruppenunverträglichkeitsreaktionen (AB0-System; Rhesusfaktor);
  • Lebervergiftung (Industrie- und Umweltgifte, bsp. Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform);
  • angeborene Bilirubinausscheidungsstörungen, wie das Gilbert-Meulengracht-Syndrom (relativ häufig; vor allem bei Männern).

Was beeinflusst die Bilirubin-Werte?

  • Erhöhte Werte ohne Krankheitswert findet man in den ersten Stunden Lebensstunden (Neugeborenengelbsucht) bei Neugeborenen. Sie bauen vermehrt rote Blutkörperchen ab, wobei die Leberfunktion noch nicht ausgereift ist.
  • Bestimmte Medikamente, die in der Leber abgebaut werden, können die Bilirubin-Werte erhöhen.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009