Infektion: Wie gelangen die Krankheitskeime in unseren Körper?

Setzt man sich mit der Thematik „Impfungen und Infektionskrankheiten“ auseinander, stößt man immer auf die Frage: “Wie kann ich mich infizieren?“ In der medizinischen Fachsprache finden sich dazu viele Fachausdrücke, die hier erläutert werden.

Was versteht man unter einer Infektion?

Eine Infektion ist die Übertragung, das Haftenbleiben und das Eindringen von Krankheitserregern in den Organismus. Sie kann völlig unbemerkt verlaufen. Der Betroffene entwickelt aber trotzdem Antikörper. Im Fachjargon spricht man dabei von stiller Feiung. In anderen Fällen löst die Infektion eine akute oder chronisch verlaufende Erkrankung aus.

Wie kann man sich infizieren?

Häufig kann man allein durch Wissen um den Infektionsweg eine schwerwiegende Infektionskrankheit vermeiden. Bei manchen Erkrankungen ist es aber fast unmöglich, sich gegen die Infektion völlig abzuschotten.

Folgende Infektionswege sind möglich:

  • aerogene Infektion / Tröpfcheninfektion: Dabei gelangen die Erreger über die Luft in den Organismus. Der Infizierte kann die Keime über Niesen, Husten, Küssen oder Sprechen verbreiten (Tröpfcheninfektion). Eintrittspforten der Erreger sind vornehmlich die Schleimhäute der Atemwege. Erkrankungen, die diesen Weg wählen, sind: Windpocken („Verbreitung über den Wind“), Masern, Mumps, Röteln und die Virusgrippe (Influenza).
  • alimentäre Infektion / Schmierinfektion: Erreger, die über verdorbene oder verschmutze Lebensmittel in den Organismus gelangen, beschreiten den Weg einer alimentären Infektion. Dabei bestehen fließende Übergänge zur Schmierinfektion. Bei dieser Infektionsart wird infektiöses Material, wie Kot, Speichel, Eiter oder Harn auf andere Körperteile verschmiert beziehungsweise die infektiöse Substanz über den Mund aufgenommen. Der Infektionsweg lässt sich beispielsweise kurz folgendermaßen beschreiben: Infizierter, Toilette, Kot, Hände nicht gewaschen, andere Gegenstände angefasst oder Nahrungsmittel verarbeitet, Mund des neuen Infektionsopfers. Erreger, die so verbreitet werden, sind die Verursacher von Durchfallerkrankungen, also beispielsweise Typhuserreger und Salmonellen sowie die Hepatitis A (bsp. Essen von Muscheln aus unsauberen Gewässern). Auch Polio (= Kinderlähmung) ist eine fäkal-orale (Kot -> Mund) Schmierinfektion.
  • Kontaktinfektion oder parenterale Infektion: Bei diesem Infektionsweg geraten die Erreger am Magen-Darm-Trakt vorbei in den menschlichen Organismus (griech. par = vorbei; enteral = Eingeweide). Infektionsherde sind also unsaubere oder gebrauchte Spritzen, aber auch verschmutzte Wunden. Keime, die so übertragen werden, sind das HI-Virus (Erreger von AIDS) sowie die Erreger der Hepatitis B und C. Gefährdet sind vor allem Drogenkonsumenten und Menschen, die im Gesundheitswesen beschäftigt sind.
  • Sexualkontaktinfektion: Bei dieser Infektionsart erfolgt die Ansteckung über den Geschlechtsverkehr. Neben dem HI-Virus und den Erregern der Hepatitis B und C werden auch Erkrankungen wie Tripper und Syphilis auf diese Weise übertragen.
  • Transmissive Infektion: Hiermit ist eine Übertragung durch sogenannte natürliche Vektoren oder Vehikeln gemeint. Dazu zählen Mücken, Zecken, Fliegen usw. Zu den derart übertragenen Krankheiten gehören Borreliose (über Zecken), FSME (Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis = Früh-Sommer-Hirnhaut-Hirnentzündung) und die in den Subtropen oder Tropen vorkommende Malaria.
  • diaplazentare Infektion: Der Erreger kann die Plazenta (= Mutterkuchen) überwinden und infiziert das Ungeborene. Krankheiten, die so übertragen werden können, sind beispielsweise die Röteln und die Toxoplasmose.

Über welche Pforten kann ein Krankheitserreger in den Körper eindringen?

Die Krankheitskeime können folgendermaßen in den Körper gelangen:

  • perkutan (= über die Haut),
  • parenteral (= am Darm vorbei), beispielsweise über Spritzen,
  • permukös (= über Schleimhäute), beispielsweise über die Schleimhäute des Atemtraktes (siehe aerogene Infektion),
  • enteral (über den Darm),
  • über Wunden (Bisse, Stiche, Schnitte).

Wie kann der zeitliche Ablauf der Krankheitserscheinungen aussehen?

Dabei wird unterschieden in:

  • foudroyant: schneller Beginn, schwerster Verlauf, oft tödlich (bsp. echte Grippe, bestimmte Formen der Cholera);
  • akut: plötzlicher Beginn, fieberhafter Verlauf über Tage (bsp. grippaler Infekt);
  • chronisch: allmählicher Beginn, leicht fieberhafter Verlauf über Wochen, Monate und Jahre (bsp. verschiedene Formen der Hepatitis);
  • rezidivierend: wiederholt auftretend (bsp. Infektionen der Atemwege und des Urogenitaltrakts);
  • latent: symptomlose Phasen über Monate bis Jahre (bsp. Herpes-Infektionen).

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009