Campylobacter-Infektion – Ursache Therapie Diagnose

         

Campylobacter-Infektion Bei einer Campylobacter-Infektion handelt es sich um eine der weltweit häufigsten Infektionen mit einem Durchfallerreger. Die Bakterien gelangen vorwiegend über Lebensmittel in den menschlichen Körper. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist aber auch möglich. Die meisten Infektionen weisen einen leichten Krankheitsverlauf auf. Bei Säuglingen, Kleinkindern sowie alten oder immungeschwächten Menschen können schwere Krankheitsbilder auftreten.

Besonders häufig erkranken Kinder unter sechs Jahren. Bei bestimmten Campylobacter-Arten findet sich ein weiterer Häufigkeitsgipfel bei jungen Erwachsenen zwischen dem 20. und 29. Lebensjahr. In der warmen Jahreszeit kommt es häufiger zu Campylobacter-Erkrankungen.

Erreger

Aus der Gattung Campylobacter gibt es drei Arten, die zu Krankheiten beim Menschen führen. Campylobacter jejuni und Campylobacter coli sind so genannte thermophile (= wärmeliebende) bakterielle Keime. Optimale Lebensbedingungen herrschen für sie bei 42 Grad Celsius. Infektionen mit diesen Erregern führen bei Menschen zu entzündlichen Darmerkrankungen mit Durchfall.

Campylobacter fetus (ssp. fetus) wächst am besten bei 25 Grad Celsius. Infektionen mit dieser Bakterienart (C. fetus ssp. fetus) sind selten. Das infektiöse Geschehen findet hier aber auch außerhalb des Darmes statt. Beschrieben wurden Blutvergiftungen, Hirnhautentzündungen, septische Arthritiden (= Gelenkentzündungen) oder Entzündungen der Eileiter. Campylobacter fetus ssp. (= Subspezies) intestinalis kann auch der Verursacher von Aborten sein.

Natürliches Reservoir und Ansteckung

Campylobacter Bakterien sind in der Natur fast überall vorzufinden. Ein natürliches Reservoir stellen warmblütige Wild-, Nutz- und Haustiere (Vögel, Katzen, Haushunde) dar. Nutztiere, in denen die Bakterien im Darm leben, sind Schweine, Rinder, Hühner oder Geflügel.

Auf den Menschen werden die Bakterien durch den Verzehr von Fleisch (rohes Hackfleisch), Innereien oder Milch und Milchprodukten übertragen, die nicht oder nur unzureichend erhitzt wurden. Auch kontaminiertes, nicht aufbereitetes Trinkwasser (Entwicklungsländer) oder Haustiere, wie junge Katzen oder Welpen, können eine Infektionsquelle sein.

Wegen der geringen infektiösen Dosis ist auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich. Betroffen sind vor allem Kinder. Ob es zu einer Infektion kommt, ist zum einen von der Anzahl der Keime abhängig, aber auch von der Disposition (Anfälligkeit) des Einzelnen.

Inkubationszeit

Für gewöhnlich liegen zwischen Infektion und dem Ausbruch der Erkrankung zwei bis fünf Tage. In Einzelfällen können es auch ein bis zehn Tage sein.

Symptome

Viele Infektionen verlaufen ohne ersichtliche Krankheitszeichen. Vor dem Krankheitsbild der entzündlichen Darmerkrankung mit Durchfall haben die Betroffenen häufig Frühsymptome. Sie treten 12 bis 24 Stunden vor dem Durchfall auf. Dazu zählen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und Bauchbeschwerden sowie Mattigkeit. Die Durchfälle beginnen meist explosionsartig mit Bauchschmerzen und -krämpfen und sind vor allem in der Anfangsphase durch hohes Fieber gekennzeichnet. Es können pro Tag bis zu 20 Stuhlentleerungen stattfinden, die eine breiige bis wässrige Konsistenz haben. Auch Blut im Stuhl ist häufig feststellbar.

Die Erkrankung dauert in der Regel bis zu einer Woche, bisweilen auch länger. Selten sind bei immungeschwächten Personen längere oder chronische Verläufe möglich.

Zwei bis drei Wochen nach der akuten infektiösen Phase können Spätkomplikationen auftreten. Dazu zählen Folgeerkrankung, wie das Reiter-Syndrom (= gemeinsames Auftreten von Gelenkentzündungen, Bindehaut- und Harnröhrenentzündung), eine aseptische Arthritis (= Gelenkentzündung), eine Gesichtsnervenlähmung oder das Guillain-Barré -Syndrom, eine bei den Füßen beginnende Lähmung. Der Grund für diese verzögert auftretenden Komplikationen ist die Bildung von spezifischen Antikörpern, die sich gegen bestimmte körpereigene Strukturen (hier: Myelin der Markscheiden) richten.

Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Die Erreger werden über zwei bis vier Wochen mit dem Stuhl ausgeschieden. Mit Antibiotika kann diese Ausscheidungsdauer reduziert werden. Bei immungeschwächten Personen muss mit einer Langzeitausscheidung gerechnet werden.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt über den Nachweis der Bakterien aus frischen Stuhlproben oder aus dem Blut. Dazu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung (Anzucht, PCR, ELISA). Da bei Spätkomplikationen die Bakterien aus dem Stuhl oft nicht mehr nachweisbar sind, muss eine Blutuntersuchung auf spezielle Antikörper erfolgen. Diese selbst vom menschlichen Organismus gebildeten Antikörper sind es auch, die zu den Folgeerkrankungen führen.

Behandlung

In der Regel heilt die Erkrankung von selbst aus. Die starken Wasser- und Mineralverluste sollten durch Flüssigkeit und Elektrolyte ersetzt werden.

Antibiotika werden bei bestimmten Risikogruppen (ganz junge oder alte sowie immungeschwächte Patienten) eingesetzt. Des Weiteren kommen diese Medikamente zum Einsatz, wenn der Krankheitsverlauf chronisch wird oder der Verdacht auf eine Streuung im Körper (Sepsis) besteht. Vornehmlich eingesetzte Antibiotika sind Erythromycin und Clarithromycin.

Vorbeugende Maßnahmen

Um eine Infektion durch Lebensmittel zu vermeiden, müssen bestimmte Punkte bei der Zubereitung von Fleisch (vor allem Geflügel) beachtet werden. Es muss immer separat von anderen Speisen (Salate, Süßspeisen) zubereitet und immer gut durchgegart werden. Rohe Milch sollte abgekocht werden. Rohe Lebensmittel, tierischen Ursprungs, dürfen durch Säuglinge, Kleinkinder und abwehrgeschwächte Personen nicht verzehrt werden. Nach Möglichkeit ist der Genuss von unbehandeltem Oberflächenwasser zu vermeiden.

Allgemeine Maßnahme um eine Infektion mit Campylobacter zu vermeiden sind Folgende:

  • Waschen der Hände nach jedem Toilettenbesuch oder dem Berühren von vermutlich infizierten Gegenständen (Windeln oder Küchengeräte).
  • Sorgfältige Handhygiene auch vor oder nach der Zubereitung von Speisen.
  • Leib- und Bettwäsche sowie Handtücher sollten bei 60 Grad Celsius gewaschen werden.

Für die Dauer der Erkrankung dürfen die Betroffenen keine Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergärten, Schulen, Hort) besuchen. Für Personen, die in der Lebensmittelindustrie beschäftigt sind, gelten besondere Regelungen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008