Marburg-Virus-Infektion – Marburg-Fieber (engl. Marburg virus disease; Green Monkey oder Velvet Monkey Disease) Die Marburg-Virus-Infektion ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten des Menschen. Sie zählt zu den hämorrhagischen Fiebern, die sich durch hohes Fieber und eine starke Blutungsneigung auszeichnen. Die Augenbindehaut, der Mund, der Magen-Darm-Trakt und auch andere Organe des Körpers können betroffen sein. Die Marburg-Virus-Infektion zählt zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Namensgebend für diese Infektionskrankheit war ein Ausbruch im Jahre 1967 in Marburg (Hessen), bei dem sich zunächst Laborpersonal eines Pharmaherstellers an importierten Affen (Grünen Meerkatzen) aus Uganda beziehungsweise an Zellkulturen dieser Tiere ansteckte. Es erkrankten damals über 30 Personen, von denen sieben verstarben. Seitdem kam es zu weiteren Infektionen und Epidemien in Südafrika, Kenia, dem Kongo, Angola und Uganda.
Erreger
Die Infektion wird durch ein RNA-Virus aus der Familie der Filoviridae verursacht. Das natürliche Erregerreservoir ist nicht bekannt. Vermutet werden Tiere in Schwarzafrika (vielleicht Fledermäuse). Eine Ausbreitung durch Moskitos gilt als ausgeschlossen.
Übertragung
Eine Ansteckungsmöglichkeit ist wahrscheinlich der Kontakt zu infizierten Tieren (Zoonose). Bekannt ist die Übertragung von Mensch zu Mensch. Ansteckend ist der direkte, enge Kontakt mit dem Marburg-Fieber-Patienten. Infektiös sind das Blut, Körperflüssigkeiten (bsp. Sperma, Tränenflüssigkeit) und Ausscheidungen. Auch der Kontakt mit Kleidungsstücken oder Gegenständen (Trinkgefäße, Essbesteck), die vom Kranken benutzt wurden, können zur Infektion führen.
Krankheitsbild
Nach einer Inkubationszeit von 4 bis 16 Tagen treten plötzlich hohes Fieber und grippeähnliche Beschwerden, wie Kopf-, Muskel – und Halsschmerzen sowie Schüttelfrost, auf. Nach circa fünf Tagen erscheint ein fleckiger Ausschlag auf der Haut und den Schleimhäuten. Des Weiteren sind die Patienten lichtscheu und leiden unter Erbrechen, Bauchschmerzen und wässrigen Durchfällen. Sie trocknen innerlich aus und wirken teilnahmslos. In schweren Erkrankungsfällen treten dann Blutungen im Magen-Darm-Trakt, der Lunge und an der Mund- und Rachenschleimhaut auf. Ist auch das Zentrale Nervensystem befallen, so leiden die Infizierten unter Lähmungserscheinungen oder zeigen ein aggressives Verhalten, bisweilen sind sie verwirrt. Aufgrund schwerer innerer und äußerer Blutungen kommt es schließlich zum Multi-Organversagen und zum Tod. Genesen die Erkrankten haben sie auch noch Jahre später Antikörper gegen das Virus im Blut. Außerdem scheiden sie den Erreger auch nach Abklingen der Symptome noch eine Zeit lang aus (Sperma!).
Diagnose
Eine Verdachtsdiagnose auf ein hämorrhagisches Fieber ergibt sich aus dem plötzlichen Auftreten der beschriebenen Symptome in Verbindung mit einem Aufenthalt in Afrika in den letzten zwei Wochen. In spezialisierten virologischen Laboratorien (Hochsicherheitslabor) kann aus dem Blut, Urin oder Rachensekret des Erkrankten das Virus bzw. seine Bestandteile direkt nachgewiesen werden. Gegen Ende der ersten Krankheitswoche ist frühestens auch ein Nachweis der Antikörper gegen das Marburg-Virus möglich.
Behandlung
Gegen die Viren gibt es keine speziell entwickelten Medikamente, die Behandlung erfolgt daher symptomatisch. Lebensbedrohlich Erkrankte bedürfen einer intensivmedizinischen Betreuung. Ansonsten sind Bettruhe und auf die Symptome abgestimmte Medikamente nötig. Wichtig ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes mithilfe von Infusionen.
Prognose
Bei der Erkrankung sind symptomlose, milde oder lebensbedrohliche Verläufe möglich. Die Sterberate wird mit circa 22 – 88 % angegeben. Einfluss auf den Verlauf hat die Qualität der medizinischen Betreuung und der Erregertyp.
Vorbeugung
Bei Verdacht auf die Erkrankung wird der Betroffene strikt isoliert und das betreuende Personal unterliegt strengen Schutzmaßnahmen (Schutzkleidung, Handschuhe usw.). Auch Kontaktpersonen werden medizinisch überwacht.
Um Laborinfektionen zu vermeiden, sind die Internationalen Richtlinien über Transport und Quarantäne von Versuchstieren und daraus gewonnenen Zellkulturen sehr streng. Ebenso gelten für den Umgang mit Lebendvirusimpfstoffen strikte Sicherheitsmaßnahmen. med. Redaktion Dr. med. Werner KellnerAktualisierung 15.06.2008