Pseudokrupp (Laryngitis subglottica)

Bei Pseudokrupp handelt es sich um eine akute Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfs und der Stimmbänder, manchmal auch der Luftröhre und Bronchien entzündet und angeschwollen ist. Der Ausdruck „Pseudo“krupp bedeutet „falscher“ Krupp und muss vom „echten“ Krupp, einem Krankheitsanzeichen bei Diphtherie, unterschieden werden.

Durch die Schwellung wird der Kehlkopfspalt sehr eng, es kann Atemnot entstehen, die den typischen heiseren, bellenden, anfallartigen Krupphusten auslöst und die für das Kind lebensbedrohlich werden kann.

Ein Kruppanfall kann plötzlich auftreten oder es besteht schon einige Tage eine Erkältung mit Schnupfen und Halsschmerzen, meist ohne hohes Fieber. Unter Pseudokrupp-Anfällen leiden vor allem ältere Säuglinge und Kleinkinder.

Das Häufigkeitsmaximum der Erkrankung liegt im Alter zwischen 18 Monaten und fünf Jahren. Gelegentlich sind auch Schulkinder betroffen. Bei älteren Kindern kommt es seltener zu lebensbedrohlichen Atembeschwerden, da Kehlkopf und Luftröhre bereits stärker geweitet sind.

Pseudokrupp-Anfälle treten häufiger in den Herbst- und Wintermonaten auf als im Frühjahr und Sommer. Statistisch gesehen sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen.

Als Ursache des Pseudokrupps kommen verschiedene Auslöser in Frage:

  • Virusinfektionen: Viral bedingte Infektionen sind die häufigste Ursache. Zu den Erregern zählen Masern, Parainfluenza-Viren und RS-Viren.
  • Bakterielle Infektionen: Bakterien, wie beispielsweise Staphylokokken, Haemophilus influenzae Typ b, verursachen die Infektion eher selten. Gegen den zuletzt genannten Keim wird auch standardmäßig ab dem dritten Lebensmonat eine Impfung angeboten. Der Erreger des „echten“ Krupp sind Diphtheriebakterien. Diese Erkrankung tritt nur noch selten auf. Auch gegen sie wird bereits in den ersten Lebensmonaten geimpft.
  • Allergien: Allergische Reaktionen bzw. ein Insektenstich im Rachen oder Kehlkopfeingang können Krupp-Beschwerden verursachen.
  • Massive Luftverunreinigungen: Luftschadstoffe in hohen Konzentrationen begünstigen den Pseudokrupp-Anfall. Auch Kinder, die in Raucherhaushalten leben, sind häufiger von dieser Erkrankung betroffen.

Das Krankheitsbild stellt sich folgendermaßen dar:

Meistens abends oder nachts kommt es nach einigen Stunden Schlaf plötzlich zu rauem, bellendem Husten. Der typische Husten wird begleitet von Atemnot mit lautem, ziehendem Einatmen („Stridor“). Die Kinder wachen auf, bemerken die Atemnot und bekommen Angst.

Ein Pseudokrupp-Anfall kann in verschiedenen Schweregraden auftreten. Ein leichter Krupp äußert sich nur in bellendem, trockenem Husten und Heiserkeit; bei stärkerer Atemwegseinengung tritt das typische ziehende Einatmen („Stridor“) auf. Eventuell ist es auch bei der Ausatmung zu hören. Beginnende Atemnot ist zu beobachten. Bei hochgradiger Einengung „bekommt das Kind kaum noch Luft“, Erstickungsgefahr besteht! Infolge des Sauerstoffmangels kann es zu Blaufärbung des Gesichts kommen. Das Kind ist zyanotisch.

In allen Fällen ist ärztliche Hilfe nötig, bei beginnender Atemnot rufen Sie den Notdienst!

Damit das Kind wieder ausreichend Luft bekommt, muss umgehend mit folgenden Maßnahmen begonnen werden:

  • Bewahren Sie selbst Ruhe! Das überträgt sich auch auf Ihr Kind. Erstickungsangst und Unruhezustände können den Anfall noch zusätzlich verschlimmern.
  • Haben Sie schon Cortison-Zäpfchen oder Tabletten für den Notfall verschrieben bekommen, so geben Sie diese Ihrem Kind. Das Cortison hat eine schleimhautabschwellende Wirkung und in der Akuttherapie keine Nebenwirkungen, sondern kann lebensrettend sein. Die Wirkung tritt bei Zäpfchen erst nach circa 30 Minuten ein.
  • Nehmen Sie Ihr Kind hoch oder lassen sie es zumindest aufrecht sitzen.
  • Feuchtwarme Luft erleichtert dem Kind das Atmen. Lassen Sie bei geschlossenem Fenster im Badezimmer heißes Wasser über den Brausekopf in die Wanne laufen. Legen Sie Ihrem Kind ein kaltes Tuch um den Hals (wirkt abschwellend). Während das Wasser einläuft, bringen Sie Ihr Kind auch im Winter an die frische Luft (offenes Fenster, Balkon). Hüllen Sie es dazu in eine Decke ein. Frische Luft verstärkt die Sauerstoffzufuhr. Wenn sich im Bad Dampf entwickelt hat, setzen Sie sich mit Ihrem Kind in das Badezimmer und lassen Sie es die feuchtwarme Luft einatmen.
  • Besitzen Sie bereits einen Inhalator (beispielsweise Pari Boy), so lassen Sie Ihr Kind sterile Kochsalzlösung inhalieren.
  • Es ist auch möglich, das Kind vor einen offenen Kühlschrank zu setzen. Die kühle und feuchte Luft lindert die Atemnot ebenfalls.
  • Hat sich Ihr Kind wieder beruhigt, so geben Ihm etwas Kühles (Wasser, Tee) zu trinken.
  • Ist der Anfall vorüber, gehen Sie mit Ihrem Kind an die frische Luft oder entsprechend gekleidet an das offene Fenster.
  • Bei schwerer Atemnot rufen Sie sofort den Arzt. Besteht akute Erstickungsgefahr, so wird er intubieren oder im Notfall einen Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) vornehmen. Beide Notfallmaßnahmen sind jedoch nur selten notwendig.

Gehen Sie auch nach einem überstanden Krupp-Anfall zu Ihrem Arzt. Er wird Ihnen für einen weiteren Notfall Cortison-Zäpfchen verordnen. Heben Sie diese im Butterfach Ihres Kühlschranks auf und nehmen Sie sie auch mit auf Reisen. Bei einem akuten Anfall lässt der Arzt Ihr Kind mit einem gefäßverengenden Mittel inhalieren und gibt Sauerstoff. Bei schwerer Erkrankung ist eine Einweisung in die Kinderklinik nötig.

In seltenen Fällen wird eine Blutuntersuchung vorgenommen bzw. ist ein Abstrich sinnvoll. Sind die Erreger bakterieller Natur, ist die Anzahl der Leukozyten deutlich erhöht.

Die meisten Pseudokrupp-Anfälle verlaufen ohne weitere Komplikationen. Manchmal weitet sich die Infektion jedoch aus. Eine Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung können die Folge sein.

Vorbeugend können Sie die Häufigkeit der Anfälle verringern, indem Sie

  • so oft wie möglich in Gebiete mit weniger belasteter Luft fahren (ans Meer, Gebirge, Seen).
  • in der Wohnung nicht rauchen.
  • die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer des Kindes erhöhen (feuchte Tücher, Luftbefeuchter).