Sonderformen der Akupunktur

Neuere Formen der Akupunktur sind die Ohr-, Elektro- und Softlaser-Akupunktur. Auch bei diesen Methoden werden – wie bei der klassischen Akupunktur – bestimmte Akupunkturpunkte stimuliert. Der Unterschied ist, dass man sich dabei bestimmter Stimulationsverfahren (elektrische Reizung, Wärmewirkung des Lasers) bedient oder sich nur auf das Ohr beschränkt.

Ohrakupunktur – Aurikulotherapie

Reflexzonen am Ohr sind bereits seit Jahrhunderten in China und Europa bekannt. Die heute gebräuchliche Ohrakupunktur geht auf den französischen Arzt Paul F. M. Nogier zurück. Dabei handelt sich um ein eigenständiges Diagnose- und Therapieverfahren. Es wird oft ergänzend zur klassischen Körperakupunktur eingesetzt. Bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts veröffentlichte Nogier topografische Karten mit über 150 Akupunkturpunkten im Ohrbereich.

Nach Nogier gibt es Reflexzonen am Ohr, die in Bezug zu körpereigenen Organen und Geweben stehen. Nogier hatte die Vorstellung, dass der gesamte menschliche Körper im Ohr abgebildet ist und zwar wie ein Embryo mit dem Kopf nach unten. Dabei kommt der Kopf des Embryos auf dem Ohrläppchen zu liegen, die äußere Knorpelfurche entspricht der Wirbelsäule und im oberen Teil der Ohrmuschel befinden sich die angewinkelten Beine. Die inneren Organe sind im Inneren der Ohrmuschel angesiedelt.

Die Wirkung der Ohrakupunktur versucht man wissenschaftlich durch die reichliche Innervation (=Versorgung) des Ohrs mit vier Hirnnerven, den peripheren Nerven C2 und C3 sowie embryonalen Entwicklungsbeziehungen zu erklären. Die Abbildung des gesamten Organismus im Ohr wird dagegen kritisch gesehen.

Angewendet wird die Ohrakupunktur vornehmlich bei Schmerzzuständen und bei Suchterkrankungen. Weitere Einsatzgebiete sind Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis), Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Allergien. Auch findet die Ohrakupunktur Verwendung als Begleittherapie bei Tumorerkrankungen zur Linderung von Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen.

Bei der Behandlung werden eine oder mehrere feine Nadeln in die Ohrmuschel gestochen. Sie dringen nicht in den Knorpel ein. Für gewöhnlich verbleiben die Nadeln etwa 20 Minuten im Ohr. Sie können in dieser Zeit gedreht werden, um die Wirkung zu verstärken.

Bei chronischen Leiden wird mit Dauernadeln behandelt, die eine gewisse Zeit im Ohr verbleiben. Während dieser Zeit müssen die Nadeln mehrmals täglich bewegt werden, um einen therapeutischen Effekt zu erzielen.

Die Stimulation der Ohrpunkte kann auch mit Magnetclips, Fingerdruckmassage oder Farbpunktur (Kaltlicht – farbig Frequenzen – wird auf den Akupunkturpunkt gelenkt) erfolgen.

Von der Ohrakupunktur sollte in folgenden Fällen Abstand genommen werden: in bestimmten Phasen der Schwangerschaft, bei bösartigen Neubildungen, akuten Infektionskrankheiten und bei psychischen Erkrankungen.

Elektroakupunktur

Bei der Elektroakupunktur wird elektrischer Strom über die Akupunkturnadeln in die Akupunkturpunkte geleitet. Man verwendet dazu niederfrequente Wechselströme. Ziel der Elektroakupunktur ist eine Wirkungsverstärkung bei bestimmten Erkrankungen. An den Nadelpunkten sollte der Patient ein gewisses Kribbeln verspüren.

Abzuraten ist von dieser Akupunkturtechnik bei Patienten mit Herzschrittmachern, bei Epilepsie und fieberhaften Zuständen sowie in der Schwangerschaft oder bei Schockzuständen.

Von dieser Weiterentwicklung der klassischen Akupunktur muss die Elektroakupunktur nach Voll (abgekürzt: EAV) unterschieden werden, die auch als bioelektrische Funktionsdiagnostik bezeichnet wird. Dieses Verfahren gilt als wissenschaftlich nicht gesichert.

Bei der EAV wird mithilfe eines Messgerätes die Leitfähigkeit des Gewebes geprüft. Dazu hält der Betroffene einen mit dem Gerät verbundenen Metallgriff in der Hand (indifferente Elektrode). Mit der Punktelektrode misst der Therapeut den Hautwiderstand an bestimmten festgelegten Punkten, die oft den Akupunktur-Terminalpunkten entsprechen. Je nach gemessenem Wert kann der Therapeut auf bestimmte Erkrankungen schließen.

Zudem entdeckte man, dass bestimmte Substanzen die Werte des EAV-Gerätes verändern, wenn sich in den Stromkreis integriert werden. Man leitete daraus ab, dass man mit dem Gerät feststellen kann, welche Substanzen dem Betreffenden nützen oder schaden.

Hauptziele der EAV sind daher diagnostischer Natur. Die Methode dient dem Auffinden von Allergenen und Schadstoffen sowie der Ermittlung von passenden Heilmitteln.

Softlaser-Akupunktur

Bei dieser Akupunkturform handelt es sich um eine nadelfreie Form der Akupunktur. Die Akupunkturpunkte werden durch Bestrahlung mit Laserenergie stimuliert (rotes Licht im Nanometerbereich, Leistung ein Milliwatt pro Quadratzentimeter). Die Methode ist schmerzlos und wird daher besonders bei Patienten mit Nadelangst oder Kindern angewendet.

Die Diagnose und die Auswahl der Akupunkturpunkte entsprechen der klassischen Akupunktur. Die Augen müssen während der Behandlung geschützt werden. Die Akupunkturpunkte werden nacheinander stimuliert und nicht -. wie bei der Nadelakupunktur – gleichzeitig.

Einsatzgebiet ist vor allem die Schmerztherapie.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009