Der Appetit nimmt bei Sterbenden stark ab und ist manchmal kaum noch vorhanden. Manchmal wird die Appetitlosigkeit durch Faktoren verursacht, die behandelt werden können. Dies ist bsp. bei Übelkeit oder Verstopfung möglich. Ferner kann der mangelnde Appetit nur unspezifisch mit Glukokortikoiden (Dexamethason, Prednisolon) angeregt werden.
Es ist jedoch völlig normal, dass der Appetit nachlässt. Die Appetitlosigkeit verursacht auch keine weiteren Beschwerden. Besonders schlimm ist es für die pflegenden Angehörigen, die Appetitlosigkeit zu ertragen. Aber die Wünsche des Sterbenden sind maßgebend für seine Ernährung. Ein Sterbender darf niemals zum Essen oder Trinken gezwungen werden. Er wird dadurch nicht kräftiger.
Vielleicht freut sich der Betroffene aber über kleine Portionen seiner Leibspeisen. Die Speisen können ihm selbstverständlich auch angeboten werden, wenn nicht gerade die normale Essenszeit ist.
Kann der Kranke nicht mehr trinken, wird die Flüssigkeit mit einem Teelöffel gereicht. Ist er nicht mehr in der Lage zu schlucken, dann sollten zumindest seine Zunge und Lippen mit der Flüssigkeit benetzt werden. Fiebert der Kranke, so können gefrorene Flüssigkeiten in kleinen Eissplittern zur Erfrischung auf die Zunge gelegt werden.
Ist das Ableben nicht innerhalb von Stunden oder Tagen zu erwarten, so kann eine Zeit lang mit künstlicher Ernährung versucht werden, das Wohlbefinden, die geistige Verfassung und die Tatkraft des Sterbenden zu verbessern. Jedoch lehnen viele Menschen diese Form der Ernährung ab. Der Erkrankte und seine Familie sollten auf jeden Fall mit dem behandelnden Mediziner besprechen, was mit der künstlichen Ernährung erreicht werden soll. Auch sollte diskutiert werden, wann sie abgebrochen wird, wenn keine Besserung eintritt.
Die verringerte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu einem stärkeren Leiden des Sterbenden. Lassen die Herz- und Nierenfunktion nach, so bewirkt schon die normale Trinkmenge Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge und damit auch Atemnot. Werden weniger Flüssigkeiten und Nahrung aufgenommen, muss evtl. auch weniger häufig abgesaugt werden.
Bei Erkrankten, die unter Krebs leiden, verringern sich bei reduzierter Nahrungsaufnahme auch manchmal die Schmerzen. Es wird vermutet, dass durch das Fasten sogar mehr körpereigene schmerzlindernde Substanzen, die sogenannten Endorphine, ausgeschüttet werden. Ein Zwang zum Essen oder Trinken ist daher nicht angebracht, vor allem nicht, wenn dazu Krankenhausaufenthalte, Infusionen oder andere einschränkende Maßnahmen erforderlich sind.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011