Krätzmilben (Scabies oder Skabies; Krätze)
Die Krätze oder Scabies ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die durch eine Milbe (Sarcoptes scabiei) hervorgerufen wird. Sie war früher eine der häufigsten Erkrankungen, ist aber auch heute noch durch alle Gesellschaftsschichten verbreitet. Die Milbe gräbt Gänge in die oberste Hautschicht (Hornhaut) und legt dort auch ihre Eier ab.
Die Übertragung des Parasiten erfolgt durch engen Hautkontakt. Symptome der Scabies sind starker Juckreiz, ekzemähnliche Hautveränderungen und Hautknötchen (Granulome). Bevorzugte Stellen sind Hände, Füße, Achselhöhlen und die Genitalregion. Behandelt wird beispielsweise mit Pyrethroiden und Crotamiton Lotionen. Bei konsequenter Behandlung ist die Prognose sehr gut. Der Erreger der Krätze ist eine 0,4 Millimeter große Milbe (Sarcoptes scabiei) mit durchscheinendem Leib.
Sie hat 2 Paar Mundwerkzeuge und vier Beinpaare, von denen zwei Paare mit Saugnäpfen versehen sind. An bevorzugten Hautstellen (Finger, Handgelenke, Ellenbogen, Achselfalten, Brustwarzenhof, Penis, Nabel, Fußränder, Gesäß) ätzt die Milbe ein Loch in die Hornschicht der Haut, schlüpft hindurch und frisst täglich einen 0,5 bis 5 Millimeter langen, waagrechten Gang in die Hornhaut. Dabei ernährt sie sich von Lymph- und Hautzellen. Täglich legt sie 2 bis 3 Eier und hinterlässt ihren Kot in den Milbengängen.
Nach drei bis vier Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven, die nur drei Paar Beine haben. Das Schlüpfen der Larven bedingt den starken Juckreiz. Die Larven verlassen ihren Gang, indem sie sich zur Hautoberfläche graben und machen bis zur geschlechtsreifen Milbe noch ein bis zwei Nymphenstadien durch. Die erwachsene Milbe gräbt sich dann wieder erneut in die oberste Hautschicht und bohrt wieder Gänge. Der Gesamtentwicklungszyklus dauert 18-21 Tage.
Die Übertragung der Krätzmilbe geschieht durch engen Hautkontakt, wie beispielsweise beim Geschlechtsverkehr. Man kann sich mit der Milbe aber auch über befallene Wolldecken, Handtücher und Kleidung anstecken. Außerhalb des Körpers überlebt die Milbe jedoch nur 2 bis 3 Tage.
Die Symptome der Erkrankung äußern sich folgendermaßen:
Gerade an den bevorzugten Körperstellen (siehe unter Erreger) sind drei Erscheinungen häufig parallel zu beobachten:
- Milbengänge: Sie sind feine, gewundene, rötliche bis schieferfarbene Linien (bis zu 1 Zentimeter lang, winkelig geknickt). An ihrem Ende sieht man eine leichte, gelbliche Erhebung (Milbenhügel). Hier befindet sich die Milbe. Manchmal sieht man auch nur einzelne, von einem Hof umgebene Hautknötchen. Sie erscheinen an den Stellen, an denen die Larven die Haut nach außen durchstoßen.
- Eiterausschläge (Pyodermien): Besonders nachts besteht ein starker Juckreiz bei den infizierten Personen. Sie kratzen sich heftig und die gereizte, verletzte Haut kann von Bakterien besiedelt werden. Es entstehen eitrige Ausschläge (Pyodermien).
- Ekzem (flächige, juckende Hautentzündung): Nach vier bis sechs Wochen tritt ein typisches Ekzem auf. Das Immunsystem ist nach dieser Zeitspanne gegen die Proteine der Milbe sensibilisiert.
Vor allem bei Kleinkindern tritt eine Sonderform der Krätze auf. Es können so genannte Skabiesgranulome entstehen. Dies sind erbsengroße, braunrote Knoten. Sie stellen vermutlich eine immunologische Reaktion auf die Ausscheidungen der Milben dar und bestehen noch Monate nach einer erfolgreichen antiskabiösen (gegen Milben gerichteten) Behandlung. Gehen Sie mit Ihrem Kind bei jedem juckenden Hautausschlag zu Ihrem behandelnden Arzt.
Die Diagnose stellt Ihr behandelnder Arzt anhand einer Inspektion des Ausschlags und der Anamnese. Mit einer Lupe werden die Milbengänge mit einem schwarzen Punkt an ihrem Ende sichtbar. (Eine Tintenfärbung der Gänge ausgehend von den Hautknötchen ist möglich). Jedoch ist es nicht immer ganz einfach solche Milbengänge aufzuspüren. Die Milbenhügel können auch mit Tesafilm abgeklebt werden. Auf dem abgezogenen Tesafilm können sich unter dem Mikroskop Eier, Larven, Milben oder Kot zeigen.
Zur Behandlung der Krätze stehen verschiedene Mittel zur Verfügung.
Ganz wichtig ist es auch die Bettwäsche, Schmusetiere, Decken usw. gründlich zu waschen. Die übrigen Familienmitglieder sollten mitbehandelt werden, auch wenn das typische Jucken und die Hauterscheinungen noch fehlen. Die ersten Symptome nach einer Infektion können bis zu vier Wochen fehlen. Behandlungsunterstützend erweisen sich auch Vollbäder. Die temperaturempfindlichen Larven und Nymphen werden abgetötet, die Ausbreitung des Milbenbefalls wird begrenzt.
Bei Kindern und Schwangeren sieht man von der Behandlung mit lindan-haltigen Mitteln ab. Bei diesen Personengruppen werden so genannte Pyrenoide (Gift der Chrysanthemenblüte) und Crotamiton angewendet. Nach einem Vollbad werden vom Nacken her die Lösungen am ganzen Körper verteilt. Nach einer Einwirkzeit von circa 14 Stunden (Pyrenoid) oder durch mehrmaliges Auftragen an aufeinander folgenden Tagen (Crotamiton) wird die Lösung wieder abgewaschen. Die Wirksamkeit von Crotamiton ist gegenüber lindan-haltigen Mitteln und Pyrethroiden nicht so gut. Eine Therapie muss eventuell abermals erfolgen.
Zwei Tage nach Behandlungsbeginn hört der quälende Juckreiz für gewöhnlich auf.
Eine weitere Form der Krätze, von der sehr häufig auch Kinder betroffen sind, ist die so genannte Erntekrätze (Erntebeiß, Sendlinger Beiß oder je nach dem Ort des Auftretens benannt). Sie wird durch Larven der Herbstmilbe verursacht und kommt von Juni bis September vor allem in Bayern, Thüringen und Tirol vor. Die Erkrankung macht sich durch stark juckende, rote Flecken mit Pusteln und Krusten bemerkbar. Sowohl die Haut und Kopfhaut sind betroffen. Manchmal sieht man die Milben als winzig rote Pünktchen. Sie fallen nach der Blutmahlzeit ab. Die Erntekrätze tritt auf, nachdem das Kind im Gebüsch, auf Wiesen oder im Heu gespielt hat. Eine Vermehrung dieser Milben auf der Haut erfolgt nicht. Daher müssen nur die Symptome behandelt werden. Zur Linderung des Juckreizes eignen sich gerbstoffhaltige Zinkschüttelmixturen. Um der Erntekrätze vorzubeugen kann die Haut des Kindes mit einigen Tropfen Zitronen- oder Nelkenöl eingerieben werden, ebenso mit Insektenschutz-Mitteln. Geben Sie Acht darauf, dass Ihr Kind nicht wieder dort spielt, wo es sich die Erntekrätze geholt hat.