Es gibt kein Rezept, wie man einem Sterbenden in seinen letzten Stunden und Tagen beistehen kann. Das Sterben kann durch eine behutsame und sorgfältige Pflege erleichtert werden, ansonsten kann versucht werden, dem Sterbenden menschlich beizustehen. Wichtig ist es vor allem, dass man ihn nicht alleine lässt und bei ihm bleibt, falls er es wünscht. Die Anwesenheit von Angehörigen kann für den Sterbenden eine große Hilfe sein, manchmal trifft dies auch für die Angehörigen zu.
Menschen haben auch in der Endphase ihres Lebens Bedürfnisse und Gefühle. Welche es sind, und wie mit ihnen umzugehen ist, wird im Folgenden erläutert:
Was soll man tun, wenn der Sterbende „nein“ sagt?
Die Betroffenen wollen häufig nicht essen oder trinken oder sie lehnen die Körperpflege ab. Eine ablehnende Haltung wird auch häufig bei der Dekubitusprophylaxe (= Vorbeugung gegen Druckgeschwüre) beobachtet.
Hier müssen die Pflegenden besonders sensibel auf den Erkrankten eingehen und nach den Gründen für die Ablehnung suchen. Hat der Patient beispielsweise starke Schmerzen und sagt dies nicht? Versteht der Erkrankte nicht, warum eine bestimmte Maßnahme durchgeführt wird? Möchte der Betroffene möglichst bald sterben und denkt, die Maßnahmen verlängern sein Leben nur unnötig? All diesen Bedenken kann gut begegnet werden. Bei Schmerzen ist dies bsp. durch adäquate Schmerzmittel möglich, die auch nur vor einer belastenden Pflegemaßnahme verabreicht werden können.
Angst
Sterbende Menschen leiden unter sehr vielen verschiedenen Ängsten. Sie wissen nicht, ob nach ihrem Tod noch etwas kommt. Es ist ungewiss, was aus ihren geliebten Menschen wird, wenn sie nicht mehr für sie sorgen können. Viele haben auch Ängste in Bezug auf die konkreten Umstände ihres Sterbens. Insbesondere besteht die Angst, am Lebensende ganz allein zu sein oder mit unerträglichen, quälenden Schmerzen sterben zu müssen. Beides muss heutzutage nicht sein (Schmerzmittel, Hospizbewegung).
Unglaube und Leugnen
Patienten brauchen oft Tage oder Wochen, bis sie die Diagnose einer unheilbaren Krankheit annehmen können. Dieser Prozess kann durch äußere Umstände nicht beschleunigt werden. Zeigen Sie in dieser Phase Verständnis für die Schutzmechanismen des Kranken und akzeptieren Sie sein Verhalten. Es bringt auch nichts, wütend oder belehrend zu reagieren. Lassen Sie dem Kranken einfach Zeit.
Wut und Aggression
Wird sich der Sterbende seines unausweichlichen Sterbens bewusst, so reagiert er evtl. mit Wut und Aggression. Er gibt vielleicht anderen die Schuld für seine Krankheit oder hadert mit seinem Schicksal („Warum ausgerechnet ich?“). Seine Wut entlädt er oft an den Pflegepersonen oder am Pflegepersonal in der Klinik. Allerdings sollte man als pflegende Person vermeiden, die Aggression mit Gegenaggression zu beantworten. Es fällt durchaus leichter, dies zu tun und wütend auf den Betreffenden zu sein, als die Verzweiflung des Sterbenden und die eigene Machtlosigkeit zu spüren. Helfen Sie dem Erkrankten vielmehr die eigenen negativen Gefühle auszusprechen, damit er seinen Ärger nicht herunterschlucken muss. Halten Sie aus und hören Sie ihm zu.
Verzweiflung
Die Verzweiflung kann einsetzen, wenn der schwer Kranke auch körperlich merkt, dass der Tod unausweichlich ist. Mögliche Gründe für seine Verzweiflung sind das Bewusstsein der Unheilbarkeit seiner Erkrankung, die Unmöglichkeit, begangene Fehler wieder gut zu machen, und die Hilflosigkeit, den familiären oder anderen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können. Diese Verzweiflung ruft häufig auch bei den Menschen, die den Sterbenden begleiten, Verzweiflung hervor. Wie will man einen Menschen auch trösten, der sterben muss? Hilfe kann in dieser Situation geboten werden, indem man dem Sterbenden hilft, seine letzten Dinge zu regeln. Auch Gespräche über die Sinnfragen des Lebens sollte man zulassen und diesen Themen nicht auswichen.
Zeit nutzen
Den Sterbenden wird bewusst, dass sich Leben nicht mehr in die Zukunft verschieben lässt. Achten Sie daher als Pflegeperson auf Wünsche, die der Sterbende noch an seine verbleibende Zeit hat. Es sind oft Kleinigkeiten, die große Freude bereiten, wie beispielsweise ein bestimmtes Essen oder der Besuch von bestimmten Personen. Nicht immer gehen die Wünsche an die verbleibende Zeit so gut in Erfüllung, wie in dem Spielfilm „Das Beste kommt zum Schluss“ von Rob Reiner, aber einige Wünsche sind oft ganz gut realisierbar.
Kommunikation
Auf viele Fragen haben auch Menschen, die den Sterbenden begleiten, keine Antworten. Sie helfen ihm aber oft auch schon, indem sie ihm zuhören. Sterbende ziehen sich in den letzten Tagen und Stunden oft von Gesprächen zurück. Manchmal haben sie auch keine Kraft mehr zu reden. Neben den Gesprächen kann aber auch auf andere Weise mit dem Sterbenden kommuniziert werden. Es kann über Lächeln, Blickkontakt, Zeichensprache oder Körperkontakte Kommunikation stattfinden. Sprechen Sie ruhig auch mit dem Sterbenden, selbst wenn er darauf nicht mehr reagiert. Der Hörsinn bleibt bis zum Lebensende erhalten. Der Sterbende nimmt auch alles wahr und fühlt, was um ihn herum geschieht.
Quelle:
Repetitorium Pflege Heute, Nicole Menche
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011