Normale Laborwerte

Bei der Beurteilung von Laborwerten nimmt man den sogenannten Normal- oder Referenzbereich zur Hilfe. Damit sind die Werte gemeint, die bei 95 Prozent der gesunden Bevölkerung in einem bestimmten Bereich liegen und bei 5 Prozent aller getesteten Menschen nicht dort liegen, ohne dass eine Krankheit vorhanden ist.

Als „normal“ bezeichnet man dann Werte, die in diesem Referenzbereich liegen; krankhaft verändert oder pathologisch sind Werte, welche diesen Bereich (deutlich) über- oder unterschreiten.

Ermittelte Laborwerte, die außerhalb des Referenzbereichs liegen, bedürfen immer einer genauen Abklärung.

Was versteht man unter Grenzwertbereich, Positiv-/Negativ-Wert und Fehlwert?

Grenzwertbereich: Bei fast allen Laborwerten gibt es obere und untere Grenzwerte, die noch in den Normalwertbereich fallen.

Positiv-/Negativ-Wert: Bei manchen Laborwerten (bsp. Nitrit im Urin) stellt sich nur die Frage, ob eine bestimmte Substanz vorhanden ist oder nicht. Ist sie nachweisbar, so spricht man von einem „positiven“ Testergebnis, ist sie nicht vorhanden, von einem „negativen“ Testergebnis. Dabei folgt „positiv“ nicht unbedingt seinem eigentlichen Wortsinn, sondern bedeutet, dass eine Substanz vorhanden ist, die auf eine krankhafte Veränderung hinweist.

Fehlwert: Die Laborwerte können durch eine Reihe von Faktoren fehlerhaft oder falsch sein. Ursachen können bei der Probenentnahme, in einer unzureichenden Vorbereitung des Patienten oder bei der Analyse liegen.

Normalerweise unterliegen Labors strengen Kontrollen, die Laborwerte werden auch oft mehrmals bestimmt, um falschen Werten vorzubeugen.

Was kann die Laborwerte beeinflussen?

Sehr viele unabänderliche Größen (bsp. Geschlecht) und auch beeinflussbare Parameter (bsp. Einnahme von Medikamenten) fließen in die Beurteilung der Laborwerte ein. Um die Werte einwandfrei interpretieren zu können, müssen die Einflussgrößen bekannt sein.

Zu den Einflussgrößen zählen:

Alter: Etwa ab dem 50. Lebensjahr steigen viele Laborwerte an. Davon betroffen sind beispielsweise Parameter für Stoffwechselvorgänge (Cholesterin, Blutzucker) oder Werte für die Funktion innerer Organe (Bauchspeicheldrüse, Niere). Ebenso gelten oft für Kinder entsprechend ihrer Altersstufe und bis zum Ende ihrer Wachstumsphase spezielle Laborwerte.

Geschlecht: Zahlreiche Laborwerte haben bei Frauen und Männern unterschiedliche Referenzbereiche. Zu denken ist hier an Hormonwerte und bestimmte Blutwerte (bsp. Cholesterin).

Ernährung: Die Menge und die Art der Nahrung sowie der zeitliche Abstand, bevor die Laborprobe entnommen wird, beeinflussen die Werte. Um trotzdem einen Standard zu ermitteln, erfolgt eine Blutentnahme meist nüchtern, das heißt nach 12-stündiger Nahrungskarenz.

Arzneimittel, Alkohol und Drogen: Bestimmte Medikamente können Laborwerte beeinflussen oder verfälschen. (Übermäßiger) Alkoholkonsum führt oft zu einer Erhöhung der Leberwerte sowie der Harnsäure-,Triglycerid- und Blutzuckerwerte. Drogenkonsum kann sich unter anderem auf die Leberwerte auswirken.

Körperliche Belastung: Sport oder körperliche Anstrengung, die ein paar Stunden vor der Probenentnahme durchgeführt wurden, können die Laborergebnisse verfälschen (bsp. Blutzuckerspiegel).

Tageszeit: Die Ergebnisse vieler Laborwerte unterliegen tageszeitlichen Schwankungen, denn der menschliche Körper ist je nach Tageszeit unterschiedlich aktiv. Damit diese Einflussgröße normiert wird, werden viele Untersuchungen zu festgelegten Zeiten durchgeführt (bsp. Hormonwertbestimmungen und bestimmte Blutwerte).

Laborprobenentnahme: Einige Laborwerte fallen unterschiedlich aus, je nachdem in welcher Körperhaltung (liegend, sitzend, stehend) sie entnommen werden (bsp. Aldosteron). Außerdem kann eine unsachgemäße Entnahmetechnik, wie eine lange Blutstauung, zur Verfälschung der Werte führen (bsp. Cholesterin).

Laborprobentransport: Viele Proben müssen unmittelbar nach der Entnahme mit bestimmten Reagenzien versetzt werden (bsp. gerinnungshemmende Mittel). Manche dürfen nur gekühlt oder nur in bestimmten Gefäßen oder Behältern transportiert werden oder müssen sogar möglichst erschütterungsfrei ins Labor gelangen, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.

Faktor „Labor“: Je nach Untersuchungslabor können die Werte geringfügig unterschiedlich ausfallen. Bei einem Vergleich von Ergebnissen muss häufig auch die verwendete Messmethode berücksichtigt werden, die von Labor zu Labor variieren kann.

Was sind die Maßeinheiten von Laborwerten?

Die Laborwerte werden in unterschiedlichsten Maßeinheiten angegeben. Die Maßeinheit stellen bsp. Gewichts-, Flüssigkeits- oder Zeitmaßeinheiten dar und werden daher in Gramm, Liter oder Sekunde angezeigt. Häufig werden sie in Buchstabenkombinationen, wie bsp. 10mg/l, aufgeführt. Dies bedeutet, dass 10 Milligramm einer bestimmten Substanz in einem Liter gemessen wurde.

Daneben existieren auch Maßeinheiten, welche die Aktivität eines bestimmten Stoffes angeben, zum Beispiel wie schnell ein bestimmtes Enzym eine Substanz umsetzt. Gebräuchlich sind hier die „Einheiten pro Mengenangabe“, wie bsp. U/l (Units pro Liter). Auch die „internationale Einheit“ IE oder IU (englisch) werden verwendet.

Um Stoffmengen anzugeben, wird die Maßeinheit „mol“ verwendet. Sie entspricht dem Molekulargewicht in Gramm und gibt die Zahl der Teilchen an, die in einem Liter Flüssigkeit enthalten sind.

Häufig finden sich bei den aufgeführten Laborwerten zwei Konzentrationsangaben. Dies rührt daher, dass sich in der Medizin historisch gewachsene unterschiedliche Normsysteme etabliert haben (alte Werte). Daneben gelten in Deutschland in den Naturwissenschaften auch die sogenannten SI-Einheiten (von Système international d’unité). Beide Angaben können über bestimmte Berechnungsvorschriften (siehe Fachliteratur) ineinander umgerechnet werden. Durch Angabe beider Werte fällt es leichter, die eigenen Laborwerte einzuordnen.

Einheiten von Referenz- Normalwerten

Gewichtseinheiten
Abkürzung
Name
Bezug/Erklärung
mg
Milligramm
0,001 Gramm
10-3 Gramm (1Tausendstel Gramm)
µg
Mikrogramm
0,001 Milligramm
10-6 Gramm (1 Millionstel Gramm)
ng
Nanogramm
0,001 Mikrogramm
10-9 Gramm (1 Milliardstel Gramm)
Flüssigkeitseinheiten
Abkürzung
Name
Bezug/Erklärung
l
Liter
dl
Deziliter
0,1 Liter
10-1 Liter (100 Milliliter; 1 Zehntel Liter)
ml
Milliliter
0,001 Liter
10-3 Liter (1 Tausendstel Liter)
µl
Mikroliter
0,000001 Liter
10-6 Liter (1 Millionstel Liter)
Mengeneinheiten
Abkürzung
Bezeichnung
Bezug/Erklärung
mol
Mol (Maßzahl für eine Stoffmenge)
mmol
Millimol
0,001 Mol
10-3 Mol
µmol
Mikromol
0,001 Millimol
10-6 Mol
nmol
Nanomol
0,001 Mikromol
10-9 Mol
Aktivitätseinheiten
Abkürzung
Bezeichnung
Bezug
U
Units (Maßzahl für Enzymaktivität)
mU
Milliunits
0,001 Units oder 10-3 U

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 21.02.2009