Neurinom – Schwannom (engl. neurinoma)

Neurinome, die im medizinischen Fachjargon auch Schwannome genannt werden, sind gutartige (= benigne) Tumoren, die von speziellen Stütz- und Hüllzellen der Nervenfasern ausgehen.

Es handelt sich um die sogenannten Schwann´schen Zellen. Sie bilden eine Isolationsschicht um den Nerv, damit die elektrische Reizweiterleitung optimal funktioniert.

Die Neurinome können an folgenden Nerven auftreten:

  • an peripheren Nerven: Sie durchziehen den ganzen Körper und umfassen alle Nerven ab dem Austritt aus dem Rückenmark. Diese Nerven versorgen Muskel, Drüsen sowie innere Organe oder leiten Nervenreize zum Rückenmark und Gehirn weiter;
  • an den Wurzeln der Rückenmarknerven;
  • an den Hirnnerven: Diese Nerven entspringen direkt im Gehirn. Besonders oft von einem Neurinom betroffen ist dabei der Hörnerv (VIII. Hirnnerv). Der entsprechende Tumor heißt Akustikusneurinom. Es macht ungefähr 8 % aller Hirntumoren aus.

Die Symptome, die ein Neurinom hervorrufen kann, hängen ganz entscheidend von seiner Lage, Größe und dem Druck ab, den der Tumor auf den Nerv ausübt.

Für gewöhnlich stellen sich die Beschwerden auch ganz allmählich ein, da Schwannome meist sehr langsam wachsen.

Neurinome können in jedem Alter vorkommen, jedoch tritt dieser gutartige Tumor meist zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr auf.

Symptome

Erstes Symptom eines peripheren Schwannoms ist eine schmerzlose Schwellung. Je nach Lage dieser peripheren Geschwülste können Empfindungsstörung oder Schmerzen in einem bestimmten Teil des Körpers entstehen. Meist wachsen die Neurinome in der Kopf- und Halsregion oder an den Beugeseiten der Extremitäten.

Entwickeln sich die Schwannome an sehr kleinen Nerven, können sie äußerlich sichtbar werden, da sie in oder auf der Haut wachsen. Häufig sind sie druckempfindlich, verursachen aber keine typischen Nervenbeschwerden (Sensibilitätsstörungen, Lähmungserscheinungen, usw.).

Bedrängen die Neurinome die Nervenwurzeln der Rückenmarknerven, so kommt es zu Sensibilitätsstörungen, Schmerzen und Lähmungserscheinungen in dem Körperareal, das der entsprechende Nerv versorgt. Typisch ist beispielsweise eine Kraftlosigkeit der Beine.

Ist der Hör- und Gleichgewichtsnerv betroffen, so äußert sich dies in einer meist einseitigen Schwerhörigkeit, Ohrgeräuschen (Tinnitus), Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen. Drückt der Tumor auch auf den Gesichtsnerv, so kann eine Fazialisparese (= halbseitige Lähmung des Gesichtsnervs) auftreten.

Selten üben raumfüllende Tumoren (= stark angewachsene Geschwülste) im Kopfbereich Druck auf den Hirnstamm aus. Dann können Herz-Kreislaufstörungen oder Störungen in der Zirkulation des Hirnwassers auftreten. Diese lebensbedrohlichen Komplikationen sind jedoch selten.

Diagnose

Die neurologischen Ausfälle geben Hinweise darauf, dass mit bestimmten Nerven „etwas nicht in Ordnung“ ist. Schmerzen in einem bestimmten Körperareal lassen bisweilen auch Rückschlüsse auf die Lage des betroffenen Nervs zu.

Liegen die Neurinome beispielsweise im Kopf- oder Wirbelsäulenbereich werden bildgebende Verfahren (MRT, CT) zur genauen Diagnosefindung herangezogen. Speziell beim Akustikusneurinom wird mithilfe der Audiometrie das Hörvermögen geprüft.

Des Weiteren wird der Gleichgewichtssinn untersucht (thermisches Verfahren). Eine Hirnstammaudiometrie gibt Auskunft darüber, ob der Hörnerv bereits geschädigt ist.

Behandlung

Bereiten die Neurinome Beschwerden, werden sie meistens operativ entfernt. Bei sehr langsam wachsenden Neurinomen (speziell Akustikusneurinomen), die kaum Beschwerden verursachen, kann auch unter engmaschiger Kontrolle abgewartet werden.

Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine einmalige, hoch dosierte, gezielte Strahlentherapie einsetzbar.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008