Erythropoetin (EPO)

Erythropoetin ist ein Glykoprotein-Hormon (Interleukin), das einen wichtigen Aktivator bei der Bildung und Reifung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) im Knochenmark darstellt. Produziert wird Erythropoetin zu 90 Prozent in den Nieren und zu 10 Prozent in der Leber.

Die roten Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport im Blut zuständig. Sie haben etwa eine Lebensdauer von 120 Tagen. Nur eine kontinuierliche Nachproduktion der Erythrozyten gewährt eine optimale Versorgung des Körpers mit Sauerstoff. Daher stellen die Nieren – in Abhängigkeit vom Sauerstoffgehalt des Blutes – bei einem gesunden Menschen immer eine ausreichende Menge Erythropoetin her.

Was kann der Anlass einer Erythropoetin – Bestimmung sein?

Erythropoetin wird in folgenden Fällen bestimmt:

  • zur genauen Abklärung einer Anämie (Blutarmut) oder eines Überschusses an roten Blutkörperchen,
  • zur Verlaufskontrolle einer Therapie mit Erythropoetin bei einer Anämie;

Was sind die Referenz-/Normalwerte von Erythropoetin?

Erythropoetin kann aus dem Blutserum oder –plasma bestimmt werden. Die Konzentration des Hormons im Blut unterliegt tagszeitlichen Schwankungen. Sie ist morgens am höchsten und gegen 24 Uhr am niedrigsten.

Der Normalwerte für Erwachsene liegen in einem Bereich von 6 – 25 U/l.

Was kann die Ursache eines erniedrigten Erythropoetin – Spiegels sein?

Die Konzentration des Hormons im Blut ist zu niedrig bei:

  • Nierenerkrankungen (bsp. chronische Niereninsuffizienz),
  • multiplen Traumata,
  • Überproduktion von Blutkörperchen (Polycythämia vera),
  • sogenannten Entzündungsanämien (rheumatoide Arthritis, chronische Infektion, AIDS, entzündliche Darmerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen).

Was kann einen erhöhten Erythropoetin – Spiegel verursachen?

Eine Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff (Hypoxie) stimuliert die Bildung des Erythropoetins. Zum Ausgleich bildet der Körper vermehrt rote Blutkörperchen. Diesen Effekt machen sich auch Leistungssportler zunutze, die vor den Wettkämpfen ein Höhentraining absolvieren. Durch den geringeren Luftsauerstoffgehalt im Hochgebirge wird auch die Produktion des Hormons und damit der roten Blutkörperchen angeregt.

Weitere Gründe für erhöhte Werte sind:

  • chronische Herz- und Lungenerkrankungen, die einen Sauerstoffmangel bedingen,
  • akuter Blutverlust (> 500 Milliliter),
  • verschiedene Formen der Anämie,
  • Tumoren der Nieren oder der Leber: Sie können teilweise selbst Erythropoetin produzieren.

Normal ist ein adäquater Anstieg des Erythropoetins der 2. Hälfte der Schwangerschaft.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009