Tempur Matratze – Material, Eigenschaften und Geschichte

Tempur Matratze

Schaut man sich die Werbung im Fernsehen aufmerksam an, so fällt immer wieder die Einblendung einer in seitlicher Schlafstellung schwebenden Frau auf, die über einer Matratze mit leichten Eindrücken ihrer Körperkonturen schwebt und friedlich schlummert. Im Hintergrund erkennt man ein mit weißem Schweif davonfliegendes Space Shuttle. Es handelt sich um die Werbung für eine Tempur Matratze. Hersteller der Tempur Matratze ist das internationale Unternehmen Tempur.

Im Folgenden wird – auch unter medizinischen Aspekten – die Tempur Matratze näher besprochen.

Geschichte

Das Tempur Material wurde ursprünglich in den 1970er Jahren von der NASA für ihr Raumfahrtprogramm entwickelt. Ziel war es, den Sitzkomfort und den Schutz gegen den Andruck in Raumfahrzeugen zu verbessern.

Anfänglich wurde die Tempur Technologie nur für Kissen und Matratzen genutzt, welche zur Dekubitus-Prophylaxe (= Vorbeugung vor Wundliegen) verwendet wurden.

Seit 1991 werden die Matratzen und Kissen aus Tempur in größerem Stile produziert und sind sowohl für den privaten Gebrauch verfügbar, als auch im medizinischen Bereich im Einsatz.

Materialeigenschaften

Die Matratzen besitzen sogenannte viskoelastische Eigenschaften. Eigentlich bezeichnet man als viskoelastisch Polymere, also großmolekulare elastische Kunststoffe – beispielsweise Polyurethane – mit besonderen elastischen Eigenschaften.

Neuerdings wird dieser Begriff vor allem auf Schaumstoffe bezogen, die sich unter Druck- und Wärmeeinwirkung schnell verformen.

In Bezug auf die Tempur Matratze bedeutet viskoelastisch, dass sich die Matratze aufgrund der Körpertemperatur und dem Gewicht des Liegenden dem Körper völlig anpasst. Steht der Betreffende von der Matratze auf, so bleiben die durch seinen Körper (Druck und Temperatur) verursachten Liegemulden in der Matratze noch kurz im Matratzenkern erhalten. Schließlich kehrt die Matratze nach einigen Sekunden in ihre ursprüngliche nicht belastete Ursprungsform zurück.

Die Matratze besteht aus Polyurethan-Material mit einem Raumgewicht (RG) von 85 kg/m3, das heißt, die Matratze wiegt 80 Kilogramm pro Kubikmeter. Ein hohes Raumgewicht deutet auf gute Elastizität sowie Belastbarkeit und damit Langlebigkeit hin. Eine brauchbare Qualität beginnt bei einem RG von 50; ein RG von 65 ist bereits eine hochwertige Qualität. Durch die Langlebigkeit wird bei Tempur Matratzen eine Garantie von bis zu 15 Jahren gewährt. Allerdings ist der Visko-Matratzen-Schaum mit einem RG von 85 im Einkauf sehr teuer, womit auch die Matratzenpreise hoch sind. Eine Matratze mit einem RG von 85 ist überdies verhältnismäßig schwer.

Zudem weist das Tempur Material eine offenzellige Schaumstruktur auf, welche einen optimalen Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch gewährleistet. Dies ist sehr wichtig für eine Matratze, da der Körper im Schlaf viel Wasser in Form von Schweiß verliert.

Eigenschaften der Tempur Matratze

Die Matratzen wirken aufgrund ihrer Viskoelastizität druckentlastend. Dies ist besonders gut an den prädestinierten Stellen wie Hüften, Armen und Schultern. Die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung wird verbessert. Allerdings hängen die viskoelastischen Eigenschaften von der Wärme ab. Dies wird manchmal – vor allem im Winter – als etwas störend empfunden, wenn die Matratze zunächst sehr hart ist.

Die Tempur Matratze ist zudem für Allergiker geeignet. Zum einen wird sie einer antibakteriellen Behandlung unterzogen und die Bezüge der Matratze sind durch ein spezielles Verfahren („medicott“) gegen das Einnisten von Hausstaubmilben gefeit. Die Bezüge können zudem einfach von der Matratze entfernt und in der Waschmaschine gewaschen werden.

Die starke druckentlastende Wirkung wird im Krankenbereich sehr positiv gesehen, da die gefährdeten Stellen, an denen ein Drückgeschwür leicht entsteht, optimal entlastet werden. Allerdings benötigt ein gesunder Mensch diese Hightech-Druckentlastung nicht unbedingt.

Weiterhin wird auch folgender Punkt kontrovers beurteilt: Die optimale Anpassung an den Körper bewirkt, dass sich die Schlafenden nicht so oft im Schlaf drehen, wie auf einer Standardmatratze. Dies kann den Schlaf ruhiger und entspannter machen. Allerdings gibt es auch Tester, die dies als störend empfinden und sich im Extremfall „zur Bewegungslosigkeit verurteilt fühlen“. Die Liegemulden empfinden solche Menschen als störend, da diese ihre Bewegungsfreiheit einschränken.

Tempur Matratze im medizinischen Bereich

Die Tempur Matratze kann durch ihre viskoelastischen Eigenschaften Rücken-, Nacken- und Gelenkschmerzen mindern, die durch eine unnatürliche Schlafhaltung hervorgerufen wurden.

In Kliniken und Pflegeeinrichtungen wird das druckentlastende Schlafsystem bei folgenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen verwendet:

  • zur Prophylaxe (Vorbeugung) und Therapie von Dekubitus (Wundliegen);
  • bei Rheumatismus,
  • Neuralgien (Nervenschmerzen),
  • Rücken- und Muskelschmerzen,
  • Ischalgien (Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die ins Bein bis hin zur Großzehe ausstrahlen können).

Das Tempur Material wird in Pflegematratzen, als Matratzenauflage, die über die vorhandene Matratze gelegt wird, als Inkubator Matratzen für die Säuglinge sowie als OP-Tischauflagen und OP Kissen verwendet.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011