Die Bauchspeicheldrüse, die medizinisch auch „Pankreas“ genannt wird, gibt täglich circa 0,5 bis 2 Liter Verdauungssekrete (Pankreasenzyme) in den Dünndarm ab (exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse). Der Verdauungssaft, eine klare, farb- und geruchlose Flüssigkeit, beinhaltet verschiedene Enzyme, mit deren Hilfe der Nahrungsbrei weiter verdaut wird.
Gesteuert wird die Sekretion des sogenannten Bauchspeichels über nervale Reize (Nervus vagus) – allein durch die Dehnung der Magenwand und den Essensgeruch – sowie über Hormone (Secretin, Cholecystokinin). Ihre Ausschüttung wird durch eine Reizung der Schleimhaut des Zwölffingerdarms oder durch den Geruch sowie den Anblick von Essen stimuliert.
Neben der Bildung von Verdauungsenzymen (Pankreasenzyme) werden in der Bauchspeicheldrüse auch noch wichtige Hormone, wie Insulin, Glukagon und Somatostatin, produziert. Sie werden direkt ins Blut abgegeben (endokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse) und regulieren den Blutzuckerspiegel.
Die im Bauchspeichel enthaltenen Bauchspeicheldrüsenenzyme sind darauf spezialisiert, die verschiedenen Nahrungsbestandteile, also Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, zu spalten.
Die Enzyme kann man aus dem Blut, Stuhl und manche auch aus dem Urin nachweisen. Selten verwendet man andere Sekrete (Pleuraerguss, Aszites). Veränderte Enzymwerte deuten auf eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse hin. Bei akut entzündlichen Prozessen sind die Werte zunächst erhöht; erniedrigte Werte weisen auf eine Leistungsschwäche des Organs hin (nach vorhergehender Schädigung).
Diagnostisch wichtig sind:
- die Pankreas-Amylase (Alpha-Amylase): Das Enzym spaltet Kohlenhydrate, genauer gesagt, Glykogen und Stärke zu Oligo- und Disacchariden;
- die Lipase: Sie ist ein fettspaltendes Enzym. Die Lipase katalysiert die Spaltung von Esterbindungen, beispielsweise werden aufgrund ihrer Aktivität Triglyceride zu Monoglyceriden und Fettsäuren abgebaut.
- Die Elastase-1: Sie ist ein eiweißspaltendes Verdauungsenzym (Endopeptidase).
Wodurch werden die Pankreaszellen geschädigt?
- Entzündungen (chronisch oder akut) der Bauchspeicheldrüse
- Vergiftungen
- Tumoren
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Abflussstörungen des Pankreassaftes
Wann macht sich eine Zerstörung der Pankreaszellen bemerkbar?
Erst wenn die Sekretionsleistung der Bauchspeicheldrüse auf weniger als 20 Prozent fällt, kommt es zu Symptomen. Individuell verschieden können Enzyme aus dem Magen oder dem Zwölffingerdarm die Funktion der Pankreasenzyme übernehmen. Das Ausmaß der Pankreaszerstörung kann daher stark vom Grad der Funktionseinschränkung abweichen.
Wann bestimmt man die Pankreas-Enzyme?
Die Bestimmung erfolgt bei Verdacht auf eine Pankreasentzündung (Pankreatitis) oder um die exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen.
Alpha-Amylase oder der Lipase sind die Leitenzyme bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Erhöhte Werte deuten zudem auf einen akuten Schub einer chronischen Pankreatitis hin. Die Werte der beiden Enzyme steigen 5 bis 6 Stunden nach Beginn der Erkrankung an. Am Aussagekräftigsten ist ein Anstieg innerhalb der ersten 24 Stunden nach Krankheitsbeginn. Die Aussagekraft der Alpha-Amylase ist schwächer, da sie aufgrund mehrerer Bildungsorte weniger spezifisch ist, als die Lipase.
Die Pankreas-Elastase-1 wird nicht routinemäßig bestimmt. Sie ist jedoch zum Teil sensitiver und spezifischer, um Gewebeschäden anzuzeigen, als die Alpha-Amylase und die Lipase.
Die Referenz- und Normalwerte und ihre Interpretation finden sich bei den einzelnen Enzymen Amylase, Lipase und Elastase.
Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009