Tendovaginitis – Sehnenscheidenentzündung

         

Tendovaginitis – Sehnenscheidenentzündung Der Begriff „Tendovaginitis“ ist die medizinische Bezeichnung für eine Sehnenscheidenentzündung. Ein häufiger Grund für diese Entzündung sind übermäßige, fortgesetzte Beanspruchungen einer Sehne, die in einer bindegewebigen Scheide (= Sehnenscheide) verläuft. Durch die außerordentlichen mechanischen Belastungen kann die Sehnenscheide aufgeraut werden und sich entzünden. Die Folge sind stechende, ziehende Schmerzen. Bisweilen ist bei Bewegung ein Knistern im Bereich der entzündeten Sehnenscheide zu hören. Besonders häufig kommt es zu Sehnenscheidenentzündungen im Bereich der Hände oder Handgelenke. Typischerweise findet sich diese Erkrankung bei bestimmten Berufen besonders häufig, zum Beispiel bei Computertätigkeiten, bei denen viel die Tastatur benutzt wird (Schreibkräfte, Programmierer), oder bei Musikern (Pianisten oder Gitarristen).

Anatomie

Sehnen bestehen aus Bindegewebe und verankern die Muskeln am Knochen. Sie übertragen die vom Muskel erzeugte Kraft auf die Knochen und sind daher für die Bewegung des menschlichen Körpers unentbehrlich. An besonders beanspruchten Stellen sind die Sehnen von zweischichtigen, bindegewebigen Scheiden umgeben, den Sehnenscheiden. Man muss sich eine Sehnenscheide als doppelwandige Röhre vorstellen, die im Inneren mit einem dünnen Schmierfilm gefüllt ist, der sogenannten Gelenkschmiere. Durch diese Schmiere wird die Sehne vor übermäßiger Reibung beim Gleiten durch die Sehnenscheide geschützt.

Ursachen

Die Tendovaginitis entsteht hauptsächlich durch übermäßige Beanspruchung der entsprechenden Sehnen. Vor allem stetige monotone Bewegungen, eventuell noch in Verbindung mit einer dauerhaften falschen Haltung, begünstigen Abnutzungserscheinungen an der Sehnenscheide. Sie raut auf und kann sich entzünden.

Begünstigende Faktoren sind aber auch Kalziumablagerungen oder ein zu hoher Cholesterinspiegel im Blut. Als weitere Ursachen kommen Gelenk- und Stoffwechselstörungen, wie die rheumatoide Arthritis oder die Gicht, in Frage. Auch Infektionskrankheiten, wie die Gonorrhoe, oder Infektionen mit Chlamydien oder Mykoplasmen können ursächlich sein.

Symptome

Hauptcharakteristikum sind stechende und ziehende Schmerzen. Bisweilen ist bei Bewegungen ein Knistern oder Knirschen im Bereich der entzündeten Sehnenscheide zu hören. Zusätzlich kann die betroffene Stelle auch geschwollen, gerötet und überhitzt sein. Rötung und Überwärmung sind häufig Anzeichen für eine sehr akute (oft infektiös bedingte) Tendovaginitis. In manchen Fällen können sogar knotige Verdickungen festgestellt werden.

Ausprägungen im Handbereich

Eine Sehnenscheidenentzündung ist auch der eigentliche Grund für zwei relativ häufige Erkrankungen, die Schmerzen in der Hand oder im Handgelenk verursachen: die Tendovaginitis de Quervain und die Tendovaginitis stenosans. Bei der Quervain-Krankheit kommt es zu einer Verdickung der Scheide, welche die Sehne zum Daumen umhüllt. Die Folge sind Schmerzen im Handgelenk und entlang des Daumenrückens. Auslöser können ein direkter Schlag auf den Daumen, wiederholte Greifbewegungen (Tennis, Gartenarbeit) oder entzündliche Erkrankungen (rheumatoide Arthritis) sein.

Bei der Tendovaginitis stenosans (= sog. Schnellender Finger) schwillt die Scheide um die Fingerbeuger an. Die Bewegungsfreiheit der Sehnen wird dadurch eingeschränkt. So kommt es beim Strecken der Finger zu einer ruckartigen („Taschenmesser ähnlich“) Bewegung. Betroffen sind vorwiegend Musiker, Fabrikarbeiter oder Landwirte. Begünstigende Faktoren sind auch ein Diabetes mellitus oder die rheumatoide Arthritis.

Diagnose

Die Sehnenscheidenentzündung kann anhand der Krankengeschichte und des typischen Erscheinungsbildes festgestellt werden. Eine Röntgenuntersuchung wird bisweilen ergänzend durchgeführt. Bei Verdacht auf rheumatische Erkrankungen (bsp. rheumatoide Arthritis) oder Stoffwechselstörungen sowie Infektionen werden verschiedene Blutwerte (Harnsäure, Entzündungsparameter und Rheumafaktoren) bestimmt.

Therapie

Die Tendovaginitis spricht in der Regel gut auf Kältebehandlungen, Hochlagerung und Ruhigstellung an. Dazu werden die betroffenen Körperstellen bandagiert oder eine Gipsschiene angelegt. Die belastende Tätigkeit sollte eingestellt werden. Zur Linderung der Schmerzen und Schwellung werden nicht-steroidale Antirheumatika (NASR) verabreicht. Bei starken Schmerzen und Versteifungen werden bisweilen Kortikoide in das Gleitlager der Sehnen injiziert. Das Kortison kann mit einem örtlich wirkenden Betäubungsmittel kombiniert werden.

Ist die Ursache der Sehnenscheidenentzündung eine Infektion, so wird mit Antibiotika behandelt.

Elektrotherapie und Ultraschall finden von Fall zu Fall Anwendung bei länger dauernden Verläufen.

In manchen Fällen lässt sich die Sehnenscheidenentzündung nur durch eine Operation beheben. Dabei wird die verengte Stelle der Sehnenscheide aufgespalten. Wichtig ist die Nachsorge, damit die Sehnen und Sehnenscheiden nicht verkleben und an Funktion einbüßen. Eine gezielte Krankengymnastik kann dem entgegenwirken.

Verlauf

Für gewöhnlich heilt die Sehnenscheidenentzündung völlig aus. Die Prognose verschlechtert sich, wenn zusätzlich Begleiterkrankungen (rheumatoide Arthritis, Gicht) vorliegen. Des Weiteren sollte die belastende Tätigkeit so weit wie möglich gemieden werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 11.04.2008