Norovirus Infektion – Symptome Diagnose Therapie

Norovirus-Infektion Noroviren verursachen Magen-Darm-Beschwerden, die meist ganz plötzlich auftreten. Die Viren sind weltweit verbreitet und für den Großteil von Magen-Darm-Katarrhen verantwortlich, die nicht von Bakterien hervorgerufen werden. Besonders häufig erkranken Kinder unter fünf und Personen über 70 Jahren. Verstärkte Ansteckungsgefahr besteht in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Kindergärten, Schulen, Ferienlagern, Altenheimen und Krankenhäusern.

Infektionen mit Noroviren können das ganze Jahr auftreten, jedoch ist ein Anstieg der Infektionsrate in den Monaten Oktober bis März zu beobachten. Epidemieartige Ausbrüche in den Wintermonaten wurden in den letzten Jahren sowohl in Deutschland, als auch in den europäischen Nachbarländern immer wieder beobachtet.

Der Novovirus Erreger

Noroviren wurden früher als Norwalk-like-Viren bezeichnet und gehören zur Familie der Caliciviridae. Sie sind recht umweltresistent und überleben Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius. Desinfektionsmittel und höhere Temperaturen vernichten sie aber. Als einziges bekanntes Reservoir des Virus konnte bis jetzt der Mensch ausgemacht werden. Die Ansteckungsfähigkeit des Keims (= Infektiosität) ist sehr hoch. Bereits 10 bis 100 Viruspartikel reichen aus, um die Magen-Darm-Infektion hervorzurufen.

Infektionsweg des Virus

Die Viren werden über den Stuhl und das Erbrochene von Menschen ausgeschieden. Die Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch, meist fäkal-oral. Eine weitere Infektionsquelle ist die orale (= über den Mund) Aufnahme von virushaltigen Tröpfchen, die beim schwallartigen Erbrechen entstehen. Die Erreger gelangen aber auch an die Hände (-> und dann in den Mund) durch Kontakt mit erregerbelasteten Oberflächen, wie beispielsweise Festhaltegriffen in S-Bahnen, Türklinken, Toilettenbrillen, Tastaturen, Telefone usw. . Die Infektion kann aber auch über verunreinigte Speisen, wie Salate, Krabben oder Muscheln, übertragen werden oder von Getränken (bsp. kontaminiertes Wasser) ausgehen.

Inkubationszeit, Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Die Zeit, die zwischen dem Erregerkontakt und dem Auftreten der Symptome liegt (= Inkubationszeit), beträgt ca. 6 bis 50 Stunden. Erkrankte Personen sind während der akuten Erkrankung und mindestens noch zwei Tage nach Abklingen der Symptome ansteckungsfähig. Die Noroviren werden normalerweise 7 – 14 Tage nach der akuten „Magen-Darm-Grippe“ ausgeschieden, in Einzelfällen auch noch über Wochen hinweg. Hygienemaßnahmen müssen daher auch über die Zeit der akuten Krankheitserscheinungen hinaus eingehalten werden.

Norovirus Symptome

Die Norovirus-Infektion beginnt meist sehr plötzlich mit schwallartigem Erbrechen und starken Durchfällen. In seltenen Fällen kann auch Erbrechen ohne Durchfall oder eine Diarrhö ohne Erbrechen auftreten. Normalerweise besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Die Betroffenen klagen über Leib-, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit und Mattigkeit. Die Körpertemperatur kann leicht erhöht sein. Bei ansonst gesunden Menschen klingen die akuten Symptome nach 12 bis 48 Stunden ab. Auch leichtere und nicht typische Verläufe sind möglich.

Bei schweren Verläufen mit starken Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlusten sollten vor allem kleine Kinder, ältere Menschen und Personen, die unter einer Begleiterkrankung leiden, frühzeitig einen Arzt konsultieren.

Diagnose

Die geschilderten Symptome des Patienten, die körperliche Untersuchung und ein epidemisches Auftreten in der Umgebung deuten auf die Norovirus-Infektion hin.

Eine letztendliche Identifizierung des Virus ist nur mit spezieller Labordiagnostik möglich. Sie stützt sich auf verschiedene Nachweismethoden von Virusbestandteilen, die anhand einer Stuhlprobe erfolgen. Möglich ist die der Nachweis viraler Nukleinsäuren (RT-PCR), viraler Proteine (Antigen-EIA) oder die Identifizierung des Virus selbst mithilfe eines Rasterelektronenmikroskops.

Die sehr aufwendige Diagnostik kommt nur zum Einsatz, wenn die Erkrankung in Gemeinschaftseinrichtungen auftritt und sonst keine Ursachen für den Brech-Durchfall ausgemacht werden können. Sie stellt keine Routinediagnostik dar.

Therapie

Medikamente, die direkt gegen das Virus wirken, gibt es nicht. Die Behandlung orientiert sich an den Symptomen. Im Vordergrund steht der Ausgleich des enormen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes. Dies geschieht bsp. über freikäufliche Elektrolytlösungen, die getrunken werden. Bisweilen muss die Flüssigkeit auch über einen Tropf zugeführt werden. Dazu kann vor allem bei Kleinkindern oder älteren Menschen eine kurzfristige Einweisung ins Krankenhaus nötig sein. Die Verordnung von Antiemetika (= Mittel gegen Erbrechen) kann bei Patienten mit starkem Erbrechen in Erwägung gezogen werden. Bettruhe sollte eingehalten werden. Nach Abklingen der Beschwerden kann mit einem langsamen Nahrungsaufbau begonnen werden.

Schutzmaßnahmen

Aufgrund der hohen Infektiosität des Erregers sind strikte hygienische Maßnahmen einzuhalten. In Gemeinschaftseinrichtungen existieren in der Regel besondere Einsatzpläne oder Bestimmungen, wie mit der Infektion umgegangen werden muss.

Bei Erkrankungen im Privathaushalt gelten folgende Empfehlungen:

  • Im Vordergrund steht eine sorgfältige Handhygiene, vor allem nach jedem Stuhlgang und bei Kontakt mit Erbrochenem.
  • Wenn möglich, dem Erkrankten eine eigene Toilette zur Verfügung stellen, auf eigene Handtücher und Hygieneartikel achten.
  • Kontaktflächen regelmäßig mit sauren oder alkalischen Haushaltsreinigern säubern (Waschbecken, Türklinken, Toilette und Umgebung, Arbeitsoberflächen).
  • Erbrochenes mit Gummihandschuhen und Einmallappen reinigen, die entsorgt werden können. Wiederverwendbare Utensilien in einem verschlossen Gefäß bis zur Reinigung aufbewähren und sie bei höchstmöglicher Temperatur waschen. Auch die Kleidung, Bettwäsche und Handtücher des Erkrankten bei höchstmöglichen Temperaturen (mindestens 60 Grad Celsius) mit einem handelsüblichen Waschmittel waschen. Hygienereiniger eventuell bei niedrigen Waschtemperaturen verwenden.
  • Der Erkrankte sollte möglichst nur Kontakt zu einer Bezugsperson haben. Ein Zusammentreffen mit kleinen Kindern und älteren Menschen sollte gemieden werden.
  • Das Geschirr kann auf die übliche Weise gereinigt werden.

Gesetzliche Regelungen

Norovirus-Infektionen sind nach dem Infektionsschutzgesetzt meldepflichtig. Kinder unter sechs Jahren sollten bei einer Infektion keine Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schule) besuchen. Vor einem Wiederbesuch ist kein Attest nötig. Erkrankte Menschen sollten auch keine Speisen zubereiten und keinen Tätigkeiten in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen nachkommen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008