Kompartmentsyndrom – Logensyndrom – Ursache Therapie Diagnose

         

Kompartmentsyndrom – Logensyndrom (engl. compartment syndrome) Das sogenannte Kompartmentsyndrom tritt vor allem an den Unterarmen und Unterschenkeln auf. Dort sind mehrere Muskeln – je nach Funktion – zu Muskelgruppen zusammengefasst. Diese funktionellen Muskeleinheiten nennt man Muskelkompartimente oder Muskellogen. Sie sind von einer derben Hülle aus festem Bindegewebe, der Faszie, umgeben. Die Faszien liegen den Muskelgruppen eng an und sind wenig elastisch. In den Muskellogen verlaufen auch die muskelversorgenden Blutgefäße und Nerven. Kommt es beispielsweise aufgrund einer Verletzung zu Blutergüssen oder Flüssigkeitsansammlungen in einem Kompartiment, so erhöht sich der Gewebedruck und die Blutgefäße sowie Nerven werden dort abgedrückt. Dadurch entsteht eine Mangeldurchblutung im Muskelgewebe, die ein Absterben des Gewebes bedingt; Nerven werden abgedrückt und geschädigt. Dieser Prozess ist mit großen Schmerzen verbunden und wird als Kompartmentsyndrom bezeichnet. Ein Kompartmentsyndrom stellt immer einen medizinischen Notfall dar.

Wie kommt es zum Kompartmentsyndrom?

Die Ursachen für die Schädigung des Muskelgewebes sowie seiner versorgenden Nerven und Blutgefäße können Folgende sein:

  • Traumatische Ereignisse: Wahrscheinlich bis zu Zweidrittel aller Fälle werden durch Verletzungen, wie beispielsweise Knochenbrüche, hervorgerufen.
  • Überbelastung: Selten tritt das Syndrom bei Hochleistungssportlern, insbesondere bei Langstreckenläufern, auf. Auch Bodybuilder, die ein zu starkes Muskelwachstum haben, können betroffen sein.
  • Lang andauernde Kompression: Zu feste Bandagen, Gipsverbände oder eine zu enge Vernähung der Faszie nach einer Operation können weitere Gründe sein.

Woran erkennt man das Kompartmentsyndrom?

In den betroffenen Bereichen kommt es zu akut zunehmenden Schmerzen in Verbindung mit einer druckschmerzhaften harten Schwellung der Haut sowie Spannungsgefühlen. Später auftretende Symptome sind Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen. Um Folgeschäden aufgrund von Durchblutungsstörungen zu vermeiden, sollte sofort eine ärztliche Versorgung stattfinden!

Wie wird die Diagnose gestellt?

Hinweisend auf die Erkrankung ist die Krankengeschichte (Unfall, Verletzung) in Verbindung mit den typischen Beschwerden, wie stetig zunehmenden Schmerzen, Schwellung und Spannungsgefühlen. Der behandelnde Mediziner überprüft, die Sensibilität, Durchblutung und Beweglichkeit des schmerzenden Körperteils. Die genaue Diagnose wird anhand einer Gewebedruckmessung gestellt, bei der eine Kanüle in das betroffene Gewebe eingeführt wird.

Wie wird behandelt?

Der betroffene Körperteil sollte zunächst tief gelagert werden und alle einschnürenden Hilfsmittel (bsp. Verbände) müssen entfernt werden. Wichtig ist vor allem, das Syndrom rechtzeitig zu erkennen und schnell zu handeln. Bei der Druckentlastung des Gewebes auf operativem Wege wird die Faszie der betroffenen Muskelgruppe gespalten. Gegebenenfalls entfernt man im Rahmen der Operation auch abgestorbenes Nerven- und Muskelgewebe.

Wie gestaltet sich der Verlauf der Erkrankung?

Der Verlauf hängt von dem Ausmaß der Druckerhöhung im betroffenen Gewebe und der Behandlung ab. Werden rechtzeitig die richtigen Behandlungsmaßnahmen ergriffen und die Faszie gespalten, kann sich der Muskel meist vollständig erholen. Bedingen starke Nervenschädigungen bereits Lähmungen, besteht die Möglichkeit, dass diese bestehen bleiben. Es kann auch zu Gelenkversteifungen kommen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008