Kopfschmerzen

Keine Schmerzart ist so weit verbreitet und tritt so oft auf wie der Kopfschmerz. Dabei sind die Kopfschmerzqualität (pulsierend, stechend, dumpf, hämmernd, ziehend, bohrend) und die Lokalisation des Schmerzes (überall im Kopf, nur im Nacken, hinter den Augen, an den Schläfen, unter der Schädeldecke) je nach Kopfschmerzerkrankung und von Erkrankungsfall zu Erkrankungsfall sehr unterschiedlich.

Die einzelnen Kopfschmerzarten variieren auch hinsichtlich des Zeitpunkts des Auftretens (bsp. vorwiegend morgens bei Migräne), des häufigsten Erkrankungsalters und in Bezug auf die Schmerzdauer, die möglichen Auslöser und Begleitsymptome.

Fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland – circa 54 Millionen Menschen – leiden mindestens einmal im Jahr unter Kopfschmerzen. Die Schätzungen für chronische Kopfschmerzarten, wie den Spannungskopfschmerz, liegen bei ca. 30 Millionen Bundesbürgern, die der Migränekranken bei 6 bis 8 Millionen. Dabei gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede – Frauen sind meist häufiger betroffen – und auch regionale Häufigkeitsabweichungen.

Oft gehen Kopfschmerzen mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität der Betroffenen einher. Fehltage in der Arbeit, die durch diese Schmerzform bedingt sind, verursachen einen volkswirtschaftlichen Schaden von rund fünf Milliarden Euro im Jahr.

Gerade weil Kopfschmerzen so alltäglich sind, werden sie nicht ernst genommen und die Betroffenen werden häufig nicht richtig behandelt. Dabei könnten speziell auf den Patienten zugeschnittene Therapien helfen, den Schmerzmittelkonsum zu senken, die Lebensqualität zu verbessern und der Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen.

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz. Es werden bis zu 200 verschiedene Arten unterschieden, die in 13 Hauptgruppen unterteilt sind.

Die Einteilung erfolgt nach der Klassifikation der International Headache Society (IHS). Viele sind nur Symptom einer anderen Erkrankung und werden daher als sekundärer oder symptomatischer Kopfschmerz bezeichnet.

Der Schmerz ist hier nur eine Begleiterscheinung von Infektionen, Nervenentzündungen, Gefäßerkrankungen, Stoffwechselstörungen (Sauerstoffmangel, Unterzuckerung), Augenkrankheiten (akutes Glaukom, Brechungsfehler, Schielen) sowie traumatisch bedingten Schädelverletzungen, die nach Unfällen oder Operationen auftreten. (Eine genaue Auflistung solcher Auslöser findet sich in dem Artikel Kopfschmerz im Lexikon).

Davon unterschieden werden primäre Kopfschmerzarten, denen keine organischen Erkrankungen zugrunde liegen, die aber eine messbar körperliche Ursache haben.

Die häufigsten unter ihnen sind der Spannungskopfschmerz, die Migräne und der Clusterkopfschmerz. Daneben gibt es noch Kopfschmerzformen, die durch spezielle physikalische Reize, wie äußeren Druck oder Kälteexposition hervorgerufen werden oder Kopfschmerzen, die bei bestimmten Tätigkeiten, wie körperlicher Anstrengung oder sexueller Aktivität, auftreten.

Ein weites Feld sind auch Kopfschmerzen durch Einwirkung von Substanzen oder deren Entzug. Paradoxerweise können auch Schmerz- und Migränemittel, die zu häufig und ohne ärztliche Kontrolle eingenommen werden, zu Kopfschmerzen führen.

Weitere Substanzen, die in diese Kategorie fallen sind: Koffein, Alkohol, Nitrat und Nitrit, Kohlenmonoxid und Natriumglutamat.

Auf jeden Fall sollte man in folgenden Fällen einen Arzt aufsuchen und sich behandeln lassen:

  • bei heftigen Kopfschmerzen, die sich innerhalb von wenigen Stunden entwickeln und bei Bewegung stärker werden;
  • bei Kopfschmerz nach Gewalteinwirkung (Stoß, Schlag);
  • bei unerklärlichem, dauerhaftem Kopfschmerz oder ständig wieder auftretendem Kopfschmerz;
  • bei weiteren hinzukommenden Beschwerden, wie Sehstörungen, Schwindel; Lähmungen oder Taubheitsgefühlen;
  • bei Notwendigkeit von Schmerzmitteln an mehr als drei aufeinander folgenden Tagen oder an insgesamt mehr als zehn Tagen im Monat;
  • bei Schmerzen, die von Wesensveränderungen begleitet werden;
  • bei erstmaligem Auftreten von heftigen Kopfschmerzen nach dem 40. Geburtstag;
  • bei Schmerzen, die nach der Einnahme eines neuen Medikaments auftauchen.

Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft e.V.
Kopfschmerzen – wie sie entstehen und was dagegen hilft