Diagnose Bauchschmerzen

Eine Befragung zur Krankengeschichte und eine ausführliche Schmerzanalyse geben erste Anhaltspunkte für die Diagnosestellung. Die Schmerzanalyse umfasst die Stärke, die Ausstrahlung und Lokalisation des Schmerzes sowie verstärkende und abschwächende Mechanismen. Von Bedeutung ist auch seine Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme oder dem Stuhlgang. So werden Schmerzen, die nach der Nahrungsaufnahme in Erscheinung treten, beispielsweise von Gallenbeschwerden verursacht, ein Magengeschwür bereitet eher Probleme im nüchternen Zustand.

Auch die Zusammensetzung der Nahrung kann Hinweise geben. Schmerzzustände nach dem Genuss fettigen Essens lassen auf Probleme mit der Galle oder Bauchspeicheldrüse schließen. Die Beschaffenheit des Stuhls gibt weitere Anhaltspunkte, um welche Erkrankung es sich handelt. Besteht Durchfall oder Verstopfung? Sind Blutauflagerungen zu finden? Welche Farbe haben die Ausscheidungen? Eine Stuhluntersuchung auf Infektionskeime und Blut kann beispielsweise eine Magen-Darm-Infektion oder einen Darmtumor ausschließen. Weitere wichtige Fragen sind, ob der Betroffene Giftstoffen (Farben) ausgesetzt war und welche Medikamente er einnimmt. Bei Durchfall muss immer auch nach Reisen oder Impfungen des Patienten gefragt werden. Manchmal sind unliebsame Mitbringsel (Viren, Bakterien, tierische Einzeller) aus dem Urlaubsland Grund der Erkrankung.

Eine gründliche Tastuntersuchung gibt oft ein genaueres Bild des Schmerzes und lässt bisweilen Rückschlüsse auf die Art der Erkrankung zu. So ist beispielsweise eine linksseitige Abwehrspannung typisch für eine „Blinddarmentzündung“ (= Entzündung des Wurmfortsatzes“).

Ein weiteres wichtiges Kriterium, um der zu Grunde liegenden Erkrankung auf die Spur zu kommen, ist die Berücksichtigung des Alters. Bei Kindern sind Bauchschmerzen ein sehr unspezifisches Symptom für alle möglichen Erkrankungen, wie Kopfschmerzen, Scharlach, andere Infekte oder auch Überforderung. Bei älteren Menschen oder Personen mit einer bekannten Herz-Kreißlauf-Erkrankung muss bei Bauchschmerzen auch an ein Aortenaneurysma oder einen Herzinfarkt gedacht werden. Bei Patienten mittleren Alters, die unter neu auftretenden Bauschmerzen leiden, sollte ein Darmtumor ausgeschlossen werden.

Aufgrund der vorliegenden Befunde kann der behandelnde Mediziner weitere Untersuchungen veranlassen:

  • Laborwerte: Mit Hilfe einer Blutuntersuchung wird abgeklärt, ob ein entzündlicher Prozess im Körper vorliegt oder ob Störungen der Gallenblase, der Leber oder der Bauchspeicheldrüse ursächlich für die Beschwerden sind. Der so genannte Urinstatus gibt Auskunft über die Niere und die ableitenden Harnwege.
  • Ultraschall: Diese einfache und schmerzlose Untersuchung gibt Aufschluss über Veränderungen an der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Niere und der Gallenblase und den Gallenwegen. Bisweilen können auch Erkrankungen des Darms oder gynäkologische Erkrankungen aufgespürt werden.
  • EKG: Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn eine Beteiligung des Herzens angenommen wird.
  • Weiterführende diagnostische Maßnahmen: Je nach Krankheitsverdacht geben verschiedene Untersuchungsmethoden Aufschluss über Krankheiten im Bauchinnenraum. Dies sind beispielsweise eine Magen-Darmspiegelung, eine Computertomographie oder eine Spiegelung der Speiseröhre.

Sind die Schmerzen durch gezielte Untersuchungs-Handgriffe nicht auslösbar und werden durch die Nahrungsaufnahme nicht beeinflusst, so muss auch an Wirbelsäulenprobleme oder Muskelverspannungen gedacht werden. Hierbei stehen häufig Bewegungseinschränkungen im Vordergrund. Lassen sich mit allen Untersuchungsmethoden keine organischen Gründe für die Bauchschmerzen herausfinden, so kann es sich um ein Reizdarmsyndrom handeln.

 

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 03.09.2007