Wohnen im Alter

Eine zentrale Frage des Alters ist es, wo und wie man seinen Lebensabend verbringen möchte. Macht man sich rechtzeitig Gedanken darüber, kann man diesen wichtigen Punkt weitestgehend selbst bestimmen. Bei dem „Wie“ spielt natürlich der finanzielle Faktor eine nicht zu leugnende Rolle.

Die meisten Menschen haben heutzutage immer noch den Wunsch, so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Dies ist hierzulande auch immer noch der Normalfall. Doch aufgrund veränderter Familienverhältnisse rücken auch immer mehr alternative Alterswohnformen in den Fokus der Betroffenen.

Ein entscheidender Faktor sind auf jeden Fall die veränderten Familienverhältnisse. Immer mehr Senioren können sich nicht auf eine Betreuung durch ihre Kinder oder nahen Verwandten verlassen, da sie selbst kinderlos sind. Bei denjenigen, die Nachkommen haben, müssen die Frauen, die früher die Alten im Haushalt mitgepflegt haben und quasi „nur Hausfrauen“ waren, außerhalb der häuslichen Umgebung Geld für den Familienunterhalt mitverdienen. Zeit bleibt da oft gerade nur noch für den eigenen Haushalt und die eigenen Kinder, aber nicht für die Mitpflege einer weiteren Person oder weiterer Personen.

Außerdem wollen die meisten Senioren heutzutage möglichst selbstständig wohnen, selbst wenn sie einmal Pflege und Betreuung benötigen. Wichtig ist es dann, auf ein funktionierendes Netzwerk an Betreuungsmöglichkeiten zugreifen zu können. Das sind funktionierende Nachbarschaften, Angehörige, Freunde, ambulante Hilfen, gemeinschaftliche Wohnformen und ehrenamtliches Engagement. Berufsmäßige Helfer können das selbst geschaffene soziale Netz zwar ergänzen, aber nicht vollständig ersetzten. Denn die zunehmende Überalterung schwächt auch das professionelle Versorgungssystem. Zum einen gibt es einen immer größeren Mangel an jüngeren Pflegekräften, zum anderen zeigen sich zunehmende Finanzierungsprobleme.

Der immer älter werdenden Gesellschaft wird auf Dauer nichts übrigbleiben, als sich enger zusammenzuschließen und rechtzeitig ein vielfältiges Netzwerk aufzubauen, welches ein würdiges Altern ermöglicht. Derzeit gibt es dazu schon vielfältige Ansätze.

Vielgestaltige Alterswohnformen sind zudem sinnvoll, da viele Menschen nicht nur immer älter werden, sondern auch unterschiedlich vital im Alter sind. Die einen bleiben im hohen Alter gesund und können sich weitestgehend selbst um ihre Angelegenheiten kümmern, andere müssen nur zeitweise bei bestimmten Tätigkeiten betreut werden. Eine weitere Gruppe benötigt langfristig intensive Pflege.

Das Spektrum an Wohnmöglichkeiten im Alter lässt sich verschiedenen Situationen zuordnen:

  • Der Betroffene möchte so lange wie möglich in der eigenen Wohnung bleiben. Möglich ist dies bsp. durch einen altersgerechten Umbau der Wohnung (barrierefrei usw.). Genügen diese Maßnahmen nicht und es besteht pflegerischer Bedarf, so kann der Betroffene zusätzlich von einem ambulanten Pflegedienst, einer Sozialstation oder Ähnlichem betreut werden.
  • Der Betroffene möchte die Wohnsituation ändern, bsp. weil es ihm zu mühsam ist, ohne seinen Partner ein viel zu großes Haus zu bewirtschaften. Er ist umzugswillig. Mögliche Wohnformen sind dann bsp. ein „Betreutes Wohnen“, ein selbst organisiertes, gemeinschaftliches Wohnen sowie ein Wohnstift oder eine Seniorenresidenz.
  • Der Betroffene muss umziehen, da er eine Rundum-Betreuung benötigt. In Frage kommen dann betreute Wohngemeinschaften, betreute Hausgemeinschaften sowie Alten- und Pflegeheime.Auf die einzelnen Wohnformen wird in den folgenden Kapiteln eingegangen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011