Besonderheiten bei der Ernährung im Alter

Ausreichende Bewegung, gesunde Lebensweise und eine der Lebenssituation angepasste Ernährung sind prophylaktische Maßnahmen gegen vorzeitiges Altern und Zivilisationskrankheiten. Auf eine angepasste Ernährung muss man aber nicht erst im Alter achten. Vielmehr sollte bereits ab dem 30. Lebensjahr und dann ab dem 50. Lebensjahr eine Ernährungsumstellung erfolgen.

Der Grund dafür ist, dass zwischen dem 33. und 55. Lebensjahr der Energiebedarf um etwa 10 Prozent, zwischen dem 55. und 75. Lebensjahr um etwa 15 Prozent und jenseits des 75. Lebensjahres nochmals um 10 Prozent sinkt. Es reduziert sich allerdings nur der Fett- und Kohlenhydratbedarf. Der Eiweiß-, Vitamin- und Mineralstoffbedarf sowie der Flüssigkeitsbedarf bleiben weitestgehend gleich.

Er kann sogar bei typischen altersbedingten Beschwerden noch gesteigert sein (beispielsweise bei Osteoporose oder einem Dekubitalgeschwür).

Gerade Nahrungsmittel, die im Alter wichtig wären, fehlen dann in der normalen Ernährungsgestaltung von älteren Menschen. Dafür sind oft viele Dinge verantwortlich: So gestalten die Senioren ihren Speiseplan oft sehr einseitig, da sich der Geschmack verändern kann und eher in Richtung süß tendiert. Nicht sehr oft greifen sie zu frischem Obst und Gemüse, obwohl der Bedarf dafür wie in jungen Jahren gleich bleibt, der Eiweißbedarf sogar leicht steigt.

Hinzu kommt, dass immer mehr ältere Menschen allein leben und daher nicht so oft und unregelmäßiger Essen. Außerdem führt das Alleinleben auch dazu, dass Senioren keinen so großen Aufwand bei der Speisenzubereitung betreiben wollen. Bisweilen spielt auch der Aspekt der geringeren finanziellen Möglichkeiten im Alter eine Rolle und es wird daher am Essen gespart. Die Folge ist häufig eine Fehl- oder Mangelernährung.

Was kann eine Fehl- bzw. Mangelernährung im Alter noch begünstigen?

  • Mangelndes Durstgefühl

Das Durstgefühl lässt bei alten Menschen oft sehr stark nach und sie vergessen dadurch buchstäblich das Trinken. Oft brauchen alte Menschen daher zum regelmäßigen und ausreichenden Trinken Ermunterung. Eine zu geringe Trinkmenge kann – besonders bei Senioren – die Körperfunktionen (Nieren!) beeinträchtigen und zu Verwirrtheitszuständen führen.

  • Probleme beim Kauen und Schlucken

Kau- und Schluckbeschwerden gelten laut Studien als nicht unwesentlicher Risikofaktor für eine Mangelernährung. Die Nahrungsaufnahme wird erschwert, wenn der Zustand des Gebisses schlecht ist, wackelige Zähne vorhanden sind und Aufbissschnmerzen bestehen. Auch Eingewöhnungsschwierigkeiten bei Zahnprothesen oder Mundschleimhaut-Entzündungen gehen zulasten einer unbeschwerten Nahrungsaufnahme.

Doch auch Schluckbeschwerden sind gerade bei Hochbetagten häufig anzutreffen. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, dass beim normalen Schlucken 50 Muskelfunktionsgruppen, 5 Hirnnervenpaare und vier sogenannte Zervikalnerven koordiniert und gesteuert werden. Die Ursachen für Schluckstörungen sind vielfältig und reichen von Entzündungen der Organe über tumoröse Erkrankungen bis hin zu zentralnervösen Störungen.

Für Menschen, die unter Kau- bzw. Schluckstörungen leiden bedeutet das Essen häufig eine große Anstrengung. Sie verspüren dabei – und auch beim Trinken – einen starken Husten- und Würgreiz. Wiederholt verschlucken sie sich oder spucken das Essen wieder aus.

  • Medikamente

Medikamente können das Geschmacksempfinden und den Appetit negativ beeinflussen. Gerade ältere Menschen nehmen aufgrund ihrer vielfältigen Erkrankungen (koronare Herzkrankheit, Osteoporose, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte) einen ganzen Cocktail von Medikamenten ein. Bekannte Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfälle, Verstopfungen und Mundtrockenheit. Dies alles führt zu einer verminderten Nahrungsaufnahme und –verwertung und damit zur Mangelernährung.

  • Gefahr Demenz

Neben den kognitiven Störungen, die eine Demenz mit sich bringt, geht sie auch häufig mit einem Gewichtsverlust einher. Die genauen Ursachen dafür sind nicht gänzlich geklärt. Jedoch lässt sich bei der Nahrungsaufnahme ein Mangel an Aufmerksamkeit und Konzentration ausmachen. Dies kann zu einer unzureichenden Essensaufnahme führen. Gerade in der Spätphase der Erkrankung treten auch Schluckstörungen auf, die sich negativ auf die Nahrungsaufnahme auswirken.

Nicht unterschätzt werden darf die Medikation bei dieser Erkrankung. Substanzen, die sedierend wirken, führen immer auch zu einer Einschränkung der spontanen Nahrungsaufnahme.

Ein weiteres häufiges Problem im Alter, das auch im Zusammenhang mit der Ernährung steht, ist die Verstopfung.  Um diesem häufigen Altersproblem zu begegnen, muss auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Bewegung geachtet werden.

Alle drei Voraussetzung für den geregelten Stuhlgang sind besonders im Alter nicht immer leicht zu erfüllen. Der Zuspruch der Pflegekräfte und eine ausgewogene Ernährung sind daher unbedingt nötig.

Folgen der Mangelernährung

Die Mangelernährung macht die Betreffenden anfälliger für Krankheiten. Besonders ältere Menschen werden dann von ihrer Pflegeperson immer abhängiger. Die Lebensqualität sinkt. Zudem kann gerade bei hochbetagten Menschen dann ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Druckgeschwüren und eine verzögerte Wundheilung festgestellt werden.

Quellen:

Altenbetreuung & Altenpflege, J.R. Möse, 2007Der große Trias-Ratgeber Hauskrankenpflege, 2006

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011