Tod – Klinischer Tod, Hirntod und biologischer Tod

In der Medizin wird der Tod als irreversibler Funktionsverlust des Atmungs-, Kreislauf- und Zentralnervensystems beschrieben. Dabei wird zwischen dem klinischen und dem biologischen Tod unterschieden. Zusätzlich wurde noch der Begriff „Hirntod“ definiert.  Biochemisch und physiologisch betrachtet ist der Tod kein punktuelles Ereignis. Es gibt eine Zeitspanne zwischen dem biologischen Tod und dem Absterben der letzten Zelle. In diesem Zeitraum lassen sich bestimmte Körperreaktionen noch auslösen – mit Histaminchlorid beispielsweise eine Gänsehaut.

Die einzelnen Phasen des Todes:

1. Klinischer Tod

Der klinische Tod ist gekennzeichnet von einem völligen Kreislaufstillstand.

Folgende „unsichere“ Todeszeichen sind charakteristisch:

  • Fehlen von Atmung,
  • Herz-Kreislauf-Stillstand,
  • kein Carotispuls (= Carotis = Halsschlagader),
  • maximale Pupillenerweiterung, fehlende Pupillenreaktion,
  • fehlende Reflexe,
  • Muskelatonie,
  • Blässe bis Blaufärbung der Haut und der Schleimhäute,
  • Abnahme der Körpertemperatur.

Entscheidend ist, dass innerhalb der Wiederbelebungszeit eine Reanimation noch gelingen kann. Mit Wiederbelebungszeit meint man das Zeitintervall zwischen dem Herz-Kreislauf-Stillstand und Eintritt irreversibler Organschädigung infolge des Sauerstoffmangels. Von allen Organen weist das Gehirn mit drei bis fünf Minuten die kürzeste Wiederbelebungszeit auf.

2. Hirntod

Mithilfe intensivmedizinischer Maßnahmen kann die Lungen- und Kreislauffunktion noch lange aufrecht erhalten werden. Aus diesem Grund wurde der Begriff „Hirntod“ eingeführt. Dabei wird das Eintreten des Todes als irreversibler Ausfall aller Hirnfunktionen definiert. Die klinischen Zeichen des Hirntods sind:

  • Koma,
  • Ausfall der Spontanatmung,
  • Lichtstarre beider Pupillen,
  • Fehlen der Hirnstammreflexe.

Der Hirntod darf bescheinigt werden, wenn zwei unabhängige Untersucher die Befunde bestätigt haben und die Zeichen mindestens 12 Stunden vorhanden sind. In der Regel werden Zusatzuntersuchungen wie das EEG (Elektroenzephalogramm = misst die Hirnströme) eingesetzt. Ist der Hirntod festgestellt, so darf die Intensivtherapie abgebrochen werden.

3. Biologischer Tod

Auf den klinischen Tod folgt in der Regel der biologische Tod. Alle Organ- und Zellfunktionen sind nun irreversibel erloschen.

Der biologische Tod ist durch die sicheren Todeszeichen gekennzeichnet, die in folgender Reihenfolge auftreten:

  • Totenflecke, die auch als Leichenflecke oder Livores bezeichnet werden: Sie treten 20 – 30 Minuten durch Absinken des Blutes auf. Sie bilden sich in den tiefer liegenden Körperregionen (Hände, Füße, Rücken).
  • Totenstarre, die auch als Leichenstarre oder Rigor mortis bezeichnet wird: Sie beginnt etwa nach zwei bis vier Stunden, ist nach sechs bis acht Stunden vollständig ausgeprägt und löst sich nach zwei bis drei Tagen von selbst. Sie wird durch den Zerfall von ATP (Adenosintriphosphat; universelle Energieeinheit des Körpers) erklärt. Die Aktin- und Myosinfilamente (Bestandteile der Muskeln) können nicht mehr getrennt werden.
  • Autolyse (= Selbstauflösung): Der Körper zersetzt sich durch körpereigene Enzyme und die Tätigkeit von Bakterien.

Quellen:

Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, de Gruyter

Allgemeine Krankheitslehre und Innere Medizin für Physiotherapeuten, Gabriele Steffers, Thieme

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011