Symptome der Demenz

Bei einer Demenz zeigt sich eine Vielfalt von Symptomen, die zusammen die Erkrankung ausmachen. Das Leiden zeigt sich als Symptombündel oder Syndrom. So wird im medizinischen Fachjargon das Vorhandensein verschiedener Einzelsymptome bei einer Krankheit bezeichnet.

Dabei reicht das Spektrum des demenziellen Syndroms von Gedächtnisstörungen, was landläufig mit der Alzheimerkrankheit gleichgesetzt wird, über krankheitsbedingte Gefühlsänderungen, Persönlichkeitsänderungen, Verhaltensauffälligkeiten und motorische Störungen.

Für die Behandlung ist es wichtig, zwischen Symptomen, welche die geistige Leistungsfähigkeit betreffen, und Verhaltensauffälligkeiten zu unterscheiden. Letztere werden in der medizinischen Fachliteratur auch als verhaltensbezogene und psychologische Symptome der Demenz bezeichnet.

Krankheitsanzeichen, die zu den Gedächtnisstörungen gezählt werden, sind:

  • Vergessen von Namen
  • Verlegen von Gegenständen
  • Orientierungsstörungen
  • gestörtes Zeitgefühl
  • Sprachstörungen
  • Nicht mehr Erkennen von Angehörigen und Freunden

Demenzielle Symptome, welche zu den Verhaltensänderungen gehören, sind:

  • Unruhe
  • Aggressivität
  • Misstrauen
  • Depressionen
  • Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
  • Sinnestäuschungen
  • Halluzinationen

1. Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit

Im medizinischen Fachjargon sprechen Ärzte bei den Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit auch von sogenannten kognitiven Störungen. Mit Kognition meint man alle Fähigkeiten, mit deren Hilfe es uns möglich ist, zu denken, zu planen, zu urteilen und zu abstrahieren. Zu den kognitiven Beeinträchtigungen zählen Sprachverständnis, Konzentrationsvermögen, Gedächtnis, Auffassungsgabe und unsere gerichtete Aufmerksamkeit.

1.1. Störungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses

Die Gedächtnisstörungen sind meist die ersten Indikatoren der Erkrankung. Anfänglich sind es Namen, die dem Betreffenden in einem Gespräch nicht einfallen, oder die Bezeichnung von Gegenständen. In erhöhtem Maße werden auch Dinge verlegt und erst nach längerer Zeit wiedergefunden. In weiter fortgeschrittenen Stadien vergessen die Erkrankten evtl. ihren Geburtstag, Beruf, ihre Familienmitglieder und ihren eigenen Namen.

Diese Störungen entwickeln sich langsam. Dabei ist anfangs nur die Merkfähigkeit für neuere Ereignisse betroffen. Alte Gedächtnisinhalte bleiben lange erhalten. Erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind auch diese Erinnerungen gelöscht.

1.2. Orientierungsstörungen

Wir orientieren uns in unserem Leben an ganz bestimmten Punkten. Wir wissen, wer wir sind, wo wir sind, woher wir kommen. Zudem ist uns bewusst, welche Jahreszeit, welcher Monat und welcher Tag ist. Auch können wir uns in der Umgebung zurechtfinden. Bei Demenzpatienten gehen diese Fähigkeiten allmählich verloren, es kommt zu zeitlichen und räumlichen Orientierungsstörungen. Dies kann sich beispielsweise darin äußern, dass der Gang zum Bäcker, der völlig bekannt ist, ein Problem darstellt und der Betroffene nicht mehr nach Hause findet. Selbst die eigene Wohnung kann zum Labyrinth werden und die Zimmer und Einrichtungsgegenstände werden nicht erkannt.

Auch zeitliche Orientierungsstörungen treten schon relativ früh bei der Demenz auf. Es wird ständig nachgefragt, welcher Tag ist. Am Sonntag macht sich Betreffende zum Einkaufen in den Tante-Emma-Laden auf, obwohl dieser zu ist. Nächtliche Anrufe sind nicht ungewöhnlich. Anfänglich lassen sich diese Symptome von Alltagsschwierigkeiten schwer unterscheiden, in der Summe sind sie aber ein Hinweis auf die Demenz.

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung weiß der Betroffene nicht mehr, wer er ist und wo er ist. Er erlebt sich in einer anderen Zeit, einem anderen Lebensalter und an einem anderen Ort.

1.3. Sprachstörungen

Die Gedächtnisstörungen wirken sich auch auf den Sprachspeicher unseres Gehirns aus. Es entfallen Namen von bekannten Personen oder auch die Bezeichnungen für konkrete Dinge des Alltags. Oft sehr lange können die Erkrankten diese Defizite kompensieren, indem sie logische und verständliche Umschreibungen für diese Gegenstände liefern. So könnte eine Aufforderung statt „Gib mir den Kugelschreiber“ – „Gib mir das Ding zum schreiben“, lauten.

Mit einem Voranschreiten der Erkrankung verliert die Sprache der Demenzkranken jedoch an Genauigkeit und Füllwörter sowie Umschreibung reichen zu Verständigung nicht mehr aus.

Schließlich leidet dann auch noch das Sprachverständnis der Erkrankten. Das gesprochene Wort und sprachliche Inhalte werden immer weniger verstanden.

Letztendlich kommt es zum völligen Sprachverfall und die grammatikalische Struktur der Sprache geht verloren.

1.4. Störungen des zweckmäßigen Handelns

Mit Störungen des zweckmäßigen Handelns meint man Störungen, welche die Fähigkeit des Planens, Entscheidens und des Urteilens betreffen. Zudem zählen Handlungsabläufe dazu, die sich aus einzelnen Teilhandlungen zusammensetzen.

Die Symptomatik zeigt sich in unverständlichen Handlungsweisen. Beispielsweise werden die Teller aus der Geschirrspülmaschine fünfmal hintereinander ein- und wieder ausgeräumt oder ein sauberes Messer wiederholt nochmals unter fließendem Wasser gereinigt.

Auch die alltäglichen Handlungsabläufe werden zum Problem. Pflegebedürftigkeit ist die Folge.

1.5. Probleme beim Wiedererkennen

Erst im späteren Krankheitsverlauf kommt es zu Problemen beim Wiedererkennen. Dinge, Personen oder Familienmitglieder können nicht mehr zuverlässig erkannt werden.

Diese ist sowohl für die Angehörigen, als auch für den Betroffenen absolut schlimm. Er findet sich in einer Welt wieder, in der immer wieder alles neu ist und er nur von Fremden umgeben ist. Angst und Panik sind daher in manchen Situationen allzu verständlich.

2. Verhaltensauffälligkeiten

Gerade die Verhaltensauffälligkeiten werden häufig von den Betroffenen und den betreuenden Personen als sehr belastend empfunden. Ein feindseliges Wesen gegenüber Menschen, die bsp. in der Pflege sehr engagiert sind, oder fälschliche Diebstahls-Beschuldigungen sind für die Pflegenden oft nur schwer wegzustecken.

2.1. Depressionen

Zu Beginn der Demenz kommt es häufig zu einer depressiven Verstimmung. Dies ist auch nicht verwunderlich, da die Betroffenen zu Beginn der Erkrankung ihre Einbußen sehr deutlich wahrnehmen. Sie spüren die Verschlechterung, ohne dafür die Ursache zu kennen. Die Veränderungen bedingen dann eine Niedergeschlagenheit, die in einer längeren depressiven Phase münden kann.

2.2. Angst

Stark zunehmende Leistungseinbußen, die vom Betroffenen wahrgenommen werden, münden schließlich in einem Verlust an Sicherheit. Die Betroffenen trauen sich immer weniger zu und werden ängstlich.

Dabei betrifft die Angst nicht immer nur negative Erlebnisse, sondern durchaus auch freudige Ereignisse, wie ein Familienfest. Es besteht hier bsp. die Angst, nicht mehr alle Gäste zu erkennen und auch die Gewissheit, nicht mehr allen Gesprächen folgen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade jüngere Eindrücke sehr flüchtig sind und auch Bekanntes immer fremder wird. Die Angst wird immer unbestimmter, weil die Fähigkeit zur Selbsteinsicht und Selbsteinschätzung sich immer mehr reduziert.

2.3. Misstrauen

Unbegründetes Misstrauen, vor allem gegenüber nahe stehenden Personen, ist eines der Symptome, das einen besonders großen Leidensdruck zur Folge hat.

Ursächlich ist die verminderte Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen. Sie führt dazu, dass die Betroffenen überall etwas Negatives vermuten. Denn wer nur auszugsweise versteht, was gesprochen wird, entwickelt leicht das Gefühl, dass über ihn gesprochen wird.

Auch wer immer wieder feststellt, dass bsp. Lebensmittel, die er vermeintlich am Tag vorher in den Kühlschrank geräumt hat, auf einmal weg sind, wird gegenüber seiner Umgebung misstrauisch. Er hat dann zum einen die Möglichkeit sich einzugestehen, dass er nicht mehr in der Lage ist, den Überblick zu haben, oder er sucht die Schuld bei anderen. Die nächstliegenden Personen sind hier die Menschen in seinem direkten Umfeld.

2.4. Wahn

Die Übergänge zwischen Misstrauen und Wahn können ineinanderfließen.

Medizinisch gesehen zeichnet sich der Wahn durch folgende Punkte aus:

  • Es handelt sich um ein Fehlurteil über die Realität,
  • das von anderen nicht geteilt wird
  • und dessen Inhalt eigentlich unmöglich ist.
  • Ein weiteres Kennzeichen ist die mangelnde Korrigierbarkeit.

Im Wahn sind demente Patienten beispielsweise absolut davon überzeugt, bestohlen worden zu sein. Auf die Frage, ob es nicht auch sein könnte, dass sie das Geld einfach verlegt hätten, reagieren sie nur mit Entrüstung, Ärger und verstärktem Misstrauen. Eine Korrigierbarkeit ihrer Meinung ist nicht möglich. Gerade dieses Merkmal des Wahns erschwert den Umgang mit dementen Patienten enorm.

2.5. Halluzinationen

Unter Halluzinationen versteht man Wahrnehmungen, die auf keiner entsprechenden sinnlichen Realität beruhen. Von den Halluzinationen können alle Sinne betroffen sein. Es werden Geräusche gehört, die nicht da sind; Gegenstände und Menschen gesehen, die nicht vorhanden sind oder auch Gerüche wahrgenommen, die nicht existent sind.

Die Halluzinationen bei demenziellen Erkrankungen können schwanken. Man spricht daher von fluktuierenden Halluzinationen. Am häufigsten treten die Halluzinationen in den Abend- und Nachtstunden auf. Am nächsten Tag sind sie wie weggeblasen und die Betroffenen können sich nicht mehr an sie erinnern.

Die Halluzinationen können auch ungewöhnliche Verhaltensweisen bedingen. Aus Angst vor einem imaginären Trugbild kann bsp. Feindseligkeit resultieren.

Auch das laute Rufen, welches vornehmlich bei sehr schwer erkrankten Personen zu finden ist, wird in Zusammenhang mit Halluzinationen gebracht.

2.6 Umherwandern, Unruhe (Agitiertheit)

Typisch für das mittlere Erkrankungsstadium sind eine plötzliche beunruhigende Aktivität. Die Unruhe kann zu allen Tageszeiten auftreten. Sehr häufig ist ein zielloses Umherwandern in der gewohnten Umgebung. Dieses Stadium des Umherwanderns kann über viele Monate anhalten. Oft legen die Betroffenen täglich Kilometer zurück und rutschen ins Untergewicht ab, da sie soviel Energie verbrauchen.

2.7. Aggressives Verhalten

Aggression tritt in Situationen auf, in denen die Erkrankten eine Situation nicht mehr überblicken und auch deren Sinn nicht verstehen. Dies ist häufig bei der Körperpflege der Fall, bei der ein Helfen oft als Angriff in die persönliche Entscheidungsfreiheit verstanden wird. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem Stadium der Erkrankung auch Halluzinationen verstärkt auftreten. Häufig stößt in dieser Phase die pflegerische Leistungsfähigkeit der Angehörigen an ihre Grenzen und die Einweisung in ein Heim erfolgt.

Aggressivität im Rahmen einer Demenz tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen.

2.8 Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus

Oft sind Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus – neben Einbußen der Gedächtnisleitung – erste Vorboten der Demenz. Jedoch können sie bei manchen Betroffenen auch erst später zutage treten. Die Störungen zeigen sich zum einen in einem gesteigerten Schlafbedürfnis mit Tagesmüdigkeit und leichter Erschöpfbarkeit, als auch in einem verminderten Schlafbedürfnis zur Nachtzeit.

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann es zu einem völligen Verlust des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus kommen; die Nacht wird zum Tag. Dieser Rhythmusverlust ist für die pflegenden Angehörigen sehr nervenaufreibend und stellt für den Betroffenen oft eine große Gefahr dar. Denn neben der zeitlichen Desorientierung kommt häufig noch die räumliche Orientierungslosigkeit dazu. Die Betroffenen verlassen beispielsweise mitten in der Nacht die Wohnung, um einkaufen zu gehen und verirren sich dann in der Nacht.

Quelle:

Demenz – Hilfe für Angehörige und Betroffene, Stiftung Warentest 2006

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011