Schaum Matratzen – Herstellung – Nachteile – Härtegrad – Vorteile

Der Grundstoff für Schaum Matratzen ist synthetisches Polyurethan, das auch als PU oder PUR abgekürzt wird. Es besteht aus den Grundstoffen Polyol (mehrfunktionale Alkohole) und Isocyanat.

Bei der Matratzenherstellung vornehmlich zum Einsatz kommen sogenannte Kaltschäume und viskoelastischer Schaum, der auch als Gedächtnisschaum oder Memory Foam bezeichnet werden. Die Kaltschaummatratzen werden aufgrund ihrer Herstellungsprodukte auch als PU-, PUR- oder Polyurethanschaum bezeichnet. Eine einfache Grundvariante einer Schaum Matratze ist Standardschaum, der in Matratzen selten verwendet wird. Mögliche Einsatzgebiete sind Kindermatratzen oder Gästematratzen.

Immer häufiger findet man bei Matratzen die Kombination Viskoschaum und Kaltschaum. Aus Stabilitäts- und Kostengründen wählt man diese Variante, da viskoelastischer Schaum sehr teuer ist. Ein Liegen auf einer viskoelastischen Schaum Matratze ist völlig anders, als auf allen anderen Matratzen. Das ursprünglich von der NASA für die Raumfahrt entwickelte Material reagiert auf die Körpertemperatur und das Gewicht. Der Schlafende sinkt allmählich in die Matratze ein. Wird das Material entlastet, kehrt es erst allmählich in seine Ursprungsform zurück.

Wie werden Schaum Matratzen (Kaltschaummatratzen) hergestellt?

Die beiden Grundstoffe Polyol und Isocyanat reagieren miteinander und es entsteht ein Schaum, der schon bei niedrigen Temperaturen aushärtet. Deswegen wird dieser Schaum auch als Kaltschaum bezeichnet und nicht etwa weil Kaltschaum kühl ist. Ganz im Gegenteil diese Unterlage ist eher für Wärme liebende Menschen geeignet. Bei der Herstellung eines Standardschaums werden die Formen in einem Karussellprozess beheizt. In Kaltschäumen werden reaktivere Polyole verwendet als in Standardschaum, wodurch der Heizprozess entfällt.

Nach dem Schäumungsprozess besitzt Kaltschaum circa 90 Prozent geschlossene Poren oder Zellen. Dies hat durchaus den Vorteil, dass keine Feuchtigkeit in das Material eindringt und die über Stunden andauernde Nachreaktion im Schaumstoffblock beeinflussen kann. So erzielt man eine gleichmäßigere Härteverteilung als bei Standardschaum, der nach dem Aufschäumen sofort offenporig ist.

Bei Kaltschaummatratzen erreicht man diese Offenporigkeit, indem man den Blockschaum nach dem Aushärten mit einer Walzwerke zusammenpresst. Die Zellen platzen auf. Man bezeichnet dies auch als „crushen“. Die ungleichmäßige Porenstruktur des Kaltschaums führt zu einer Verbesserung der elastischen Eigenschaften.

Wie erkennt man gute Qualität bei Schaum Matratzen?

Entscheidend für die Qualität einer Schaum Matratze sind das Raumgewicht (RG) und die Stauchhärte.Das Raumgewicht gibt an, wie viel Schaumstoff für einen Kubikmeter Schaumstoff verwendet wurde. Je höher das Raumgewicht, desto besser ist die Qualität in Bezug auf die Punktelastizität und die Haltbarkeit. Qualität-Kaltschaummatratzen verfügen wenigstens über ein Raumgewicht von 35 (kg/m3). Besser ist ein Raumgewicht von 40 Kilogramm pro Kubikmeter.

Auch für viskoelastische Schaumstoffe ist ein hohes Raumgewicht ein Qualitätskriterium. Bei einem Raumgewicht von 50 fängt eine brauchbare Qualität an, ein Raumgewicht von 65 zeichnet hochwertige Matratzen aus. Es gibt sogar für extreme Beanspruchungen und bei hohem Gewicht viskoelastische Matratzen mit einem Raumgewicht von 85.

Die Stauchhärte gibt an, wie viel Druck aufgewendet werden muss, um die Schaumstoffmatratze um einen bestimmten Prozentsatz zusammenzudrücken. Die Stauchhärte wird in Pascal (kPa) angegeben. Je höher die Stauchhärte, desto fester ist der verwendete Schaumstoff. Die Stauchhärte gibt darüber Auskunft, wie sich die Matratze nach Belastung verhält. Je geringer die Härte ist, desto geringer ist auch die Fähigkeit des Matratzenschaums, wieder in die ursprüngliche Lage zurückzugehen. Eine Stauchhärte von 40 kPa hält größeren Belastungen stand und bietet sich bis zu einem Gewicht von 110 Kilogramm an.

Was hat es mit dem Härtegrad bei Schaum Matratzen auf sich?

In Deutschland gibt es keine genormten Härtegrade. Sie unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller und auch bei einzelnen Produkten eines Herstellers. Damit man nicht die falsche Matratze mit nach Hause nimmt, muss man Probeliegen oder noch besser sie ausprobieren. Die Härtegrade (H1 bis H5) orientieren sich in der Regel am Körpergewicht. Ein grober Anhaltspunkt ist: Je höher der Härtegrad ist, desto höher kann das Gewicht des Schlafenden sein. Aber beim Härtegrad entscheidend ist das eigene Rückengefühl.

Was sind die wichtigsten Vorteile von Schaum Matratzen?

Die Kaltschaummatratzen passen sich dem Körper gut an. Auch sind sie aufgrund ihrer Flexibilität mit allen Lattenrosten gut verwendbar. Ihr Rückstellverhalten bei Veränderung der Liegeposition ist gut. Hervorzuheben sind ihr leichter Transport und ihre gute Handhabbarkeit. Außerdem verfügen sie über eine gute Punktelastizität. Die Kaltschaum-Matratzen sind in allen Standardgrößen, Höhen und Härtegraden lieferbar. Ebenso sind alle üblichen Bezüge mit und ohne Reißverschluss für diese Matratzen geeignet.

Hervorzuheben ist bei viskoelastischen Matratzen die enorme Druckentlastung des Körpers. Daher kommen diese Matratzentypen auch oft bei verschiedenen körperlichen Beschwerden (Wundliegen, Rückenprobleme, Nervenschmerzen, Arthrosen) zum Einsatz.

Was sind die Nachteile von Schaum Matratzen?

Der große Nachteil bei Kaltschaummatratzen ist, dass die Angabe des Härtegrades nicht genormt ist. Dies muss man wissen, um durch Probeliegen das richtige Produkt herauszufinden. Auf den ersten Blick ist es auch nicht immer ganz einfach herauszufinden, ob man ein hochwertiges Produkt vor sich hat oder nicht. Hier sollten auf jeden Fall noch das Raumgewicht und die Stauchhärte beachtet werden. Tests der Stiftung Warentest haben ergeben, dass man eine gute Matratze auch nicht immer am Preis erkennt.

Die viel gepriesenen Härtezonen (= unterschiedlich harte Bereiche in der Matratze) stehen auch immer wieder in der Kritik. Drei Zonen sind nach Expertenmeinung völlig ausreichend, um die menschliche Wirbelsäule effektiv abzustützen; sieben bis neun Zonen spürt man kaum. Außerdem liegt nicht jeder Mensch nachts gestreckt, sodass er sie nützen könnte. Ebenso liegen sie bei Menschen, die klein oder sehr groß sind an den falschen Stellen.

Kritikpunkte bei viskoelastischen Matratzen sind die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit in der Nacht, da die Rückstellung in die Ursprungsform der Matratze erst allmählich erfolgt. Aber an diesem Punkt arbeitet die Industrie fortlaufend. Außerdem sind viskoelastische Matratzen eher etwas für Menschen, die es gerne warm beim Schlafen haben. Eine kalte Schlafzimmertemperatur bewirkt, dass sich die Matratzen zunächst hart anfühlen können.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011