Rheumafaktor

Der Rheumafaktor (RF) ist ein Autoantikörper (= gegen eigene Körperstrukturen gerichteter Antikörper), der sich gegen körpereigenes Immunglobulin G richtet. Das Immunsystem bildet also Eiweißstoffe (meist Antikörper der Klasse M), die es selbst zerstören. Normalerweise produziert es nur Antikörper, die körperfremde Eindringlinge, wie Bakterien, Pilze oder Viren, angreift. Der Name „Rheumafaktor“ bezieht sich darauf, dass er bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, wie der rheumatoiden Arthritis, in erhöhtem Maße im Blut nachgewiesen werden kann. Bei etwa 70 bis 90 Prozent der Patienten mit rheumatoider Arthritis ist dies der Fall.
Allerdings sind Rheumafaktoren keineswegs spezifisch für diese Erkrankungen. Sie kommen auch bei nicht-rheumatischen Erkrankungen sowie gelegentlich bei Gesunden vor. Zudem steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit diese Faktoren nachzuweisen, ohne dass dies einen Krankheitswert hätte.

Die Höhe der Rheumafaktorwerte kann jedoch herangezogen werden, um die Schwere einer entzündlichen Erkrankung zu beurteilen.

Was kann der Anlass der Untersuchung auf Rheumafaktor sein?

Die Bestimmung von RF erfolgt bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis oder andere systemisch entzündlichen Erkrankungen. Dazu zählt beispielsweise die gemischte Kryoglobulinämie (Typ II), bei der sich kleine Gefäße entzünden. Die Erkrankung tritt in Zusammenhang mit einer Hepatitis C auf.

Was ist der Referenzbereich vom Rheumafaktor?

RF kann aus dem Blutserum oder der Gelenkflüssigkeit bestimmt werden. Der obere Grenzwert liegt normalerweise bei 20 kU/l (abhängig von Reagenz- und Gerätehersteller).

Was können erhöhte Rheumafaktor – Werte bedeuten?

Erhöhte Rheumafaktoren treten mit unterschiedlicher Häufigkeit bei folgenden Erkrankungen auf:

  • Rheumatoider Arthritis (70 – 90 % der Erkrankungsfälle);
  • Systemischer Lupus erythematodes (15 – 35 % der Erkrankungsfälle);
  • Sjögren-Syndrom (75 – 95 %);
  • essenzielle gemischte Kryoglobulinämie (100 %; monoklonale IgM-Rheumafaktoren);
  • chronischen Lebererkrankungen (15 – 70 %);
  • chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen (10 – 50 %);
  • Infektionen (5 – 90 Prozent je nach Erreger).

Niedrige Werte sind ohne Krankheitsbedeutung.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 23.02.2009