Amylase (Alpha-Amylase)

Alpha – Amylase ist ein Verdauungsenzym, das vor allem in der Bauchspeichel- und Ohrspeicheldrüse gebildet wird. Es gibt zwei Unterenzyme (Iso-Enzyme), das P-Amy oder die Pankreas – Amylase und das S-Amy oder Speichelamylase. Beide Iso-Enzyme weisen bei gesunden Menschen ungefähr die gleiche Konzentration im Serum und Urin auf. Daneben gibt es noch ein ubiquitäres Iso-Enzym (X-Amy), das in geringen Mengen in vielen Organen (Leber, Eierstöcke, Lunge) vorkommt.

Die Aufgabe der Alpha – Amylase ist die Spaltung von Stärke und Glykogen. Das Enzym baut aus den langkettigen Kohlenhydraten viele kleine Zuckerbausteine (Glukose) ab. Die Wirkung der Speichelamylase kann man im Selbsttest erfahren. Nach längerem Kauen schmeckt sogar ein Stück Brot süß, da Zuckermoleküle aus diesem stärkehaltigen Lebensmittel abgespalten werden.

Was ist der Anlass einer Untersuchung von Amylase?

Die Bestimmung der Alpha – Amylase wird vor allem aus folgenden Gründen durchgeführt:

  • zur Abklärung unklarer Oberbauchbeschwerden,
  • zum Nachweis einer akuten oder chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis),
  • zum Nachweis einer Ohrspeicheldrüsenerkrankung (Parotitis, Mumps).

Wo sind die Alpha-Amylase-Werte messbar?

Blutserum und –plasma, Urin (Spontan- oder 12-h-Sammelurin), Pleuraergussflüssigkeit

Was sind die Referenz- /Normalwerte

Bei der Bestimmung der Alpha – Amylase wird ihre enzymatische Aktivität, nicht ihre Konzentration bestimmt. Es können verschiedene Messmethoden eingesetzt werden, deren Werte variieren.

Die Referenzwerte sind:

Alpha-Amylase (total) bei 37 Grad Celsius für Personen über 17 Jahren nach IFCC-Methode:

Serum: 31 – 107 U/l oder 0,42 – 1,71 μkat/l;

Spontanurin: bis 460 U/l oder ≤ 7,7 μkat/l.

Wissenswertes über der Alpha-Amylase-Bestimmung

Fünf bis zehn Stunden nach Einsetzen der Schmerzen bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die Konzentration der Alpha-Amylase im Blutserum am höchsten. Sie bleibt maximal fünf Tage im Blut erhöht.

Neben der Alpha-Amylase wird zusätzlich die pankreasspezifische Lipase bestimmt.

Was kann ein erhöhter Alpha-Amylase-Wert bedeuten?

Der Wert kann in folgenden Fällen erhöht sein:

  • akute Bauchspeicheldrüsenentzündung oder akuter Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis);
  • akutes Oberbauchsyndrom oder akutem Abdomen: bei Durchbruch eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs, Darmverschluss (Ileus), Bauchfellentzündung (Peritonitis), Milzveneneinriss oder Eileiterdrehung oder -einriss;
  • bösartige Tumoren des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) oder anderer Organe (bsp. Darm, Eierstock, Lunge, Schilddrüse);
  • Verletzungen der Pankreas oder ein Pankreasabszess;
  • diagnostische Untersuchungen der Bauchspeicheldrüsen- und Gallengänge.

Die Enzymwerte sind weiterhin erhöht bei:

Was kann ein zu niedriger Amylase-Wert bedeuten?

  • Absterben von Pankreasgewebe; die Bauchspeicheldrüse kann keine Enzyme mehr bilden.

Was kann die Amylase-Werte beeinflussen?

  • Eine falsche positive Erhöhung findet sich bei so genannten Makroamylasämien. Es kommt zur Komplexbildung der Serumamylase mit Eiweißen, Kohlehydraten und anderen Stoffen. Die Komplexe entgehen aufgrund ihrer Größe der Nierenausscheidung und erhöhen die Aktivität der Amylase im Serum um das Vierfache. Diese harmlose Anomalie findet sich bei 0,1 Prozent der Bevölkerung. Ebenso führen Infusionen mit Hydroxyethylstärke (HAES) zu Komplexen und erhöhen die Serum-Amylase-Werte.
  • Eine familiär bedingte Erhöhung des Amylasewertes hat meist keine Bedeutung.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009