Röteln

Röteln (Rubella, Rubeola)

Röteln sind eine durch Tröpfcheninfektion hervorgerufene Virusinfektion (Röteln-Virus), die meist im Kindesalter auftritt. Der typische Hautausschlag und die Schwellung von Lymphknoten im Halsbereich sind die charakteristischen Krankheitsmerkmale. Komplikationen sind bei dieser Kinderkrankheit selten. Gefährlich sind Röteln, wenn Schwangere – insbesondere in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten – erkranken.

Das Virus ist plazentagängig und infiziert das Ungeborene. In Deutschland kommen jährlich 20 bis 50 Babys mit Folgeschäden einer Rötelninfektion zur Welt. Gegen Röteln steht eine Schutzimpfung zur Verfügung.

Röteln sind weltweit verbreitet. In Deutschland gibt es circa 30.000 bis 120.000 Fälle dieser Infektionskrankheit jährlich. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr. Es können jedoch auch Erwachsene erkranken. Annähernd 80 bis 90 Prozent der Erwachsenen besitzen Antikörper.

Der Erreger, das Röteln-Virus, gehört zur Gattung Rubivirus der Familie der Togaviridae und ist außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange überlebensfähig. Das Röteln-Virus ist nicht so ansteckend wie zum Beispiel das Masern-Virus oder der Keuchhustenerreger (Bordetella pertussis). Es besitzt „nur“ einen Kontagionsindex von 0,15 bis 0,20, das heißt das nur 15 bis 20% der ungeschützten Kontaktpersonen eines Infizierten erkranken. Eine Besonderheit ist, dass etwa 50% der erkrankten Kinder keine Symptome zeigen, aber andere anstecken können. Sie tragen wesentlich zur Verbreitung des Keims bei. Die Übertragung geschieht durch Tröpfcheninfektion, also zum Beispiel beim Husten, Küssen oder Niesen.

Nach durchstandener Erkrankung besteht eine lebenslange Immunität. Vor einer Schwangerschaft sollten Sie aber trotzdem den Röteltiter überprüfen lassen!

Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne zwischen Ansteckung und dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen, beträgt 10 bis 21 Tage. Die Infizierten sind bereits 2 bis 4 Tage vor Ausbruch des typischen Hautausschlags bis 10 Tage nach Ausbruch des Exanthems ansteckend, auch wenn es bereits verblasst ist.

Das Krankheitsbild stellt sich folgendermaßen dar:
Die anfänglichen Erkältungssymptome sind unspezifisch. Das Kind hat eventuell leichtes Fieber (38ºC), Husten, Schnupfen, Hals-, Gliederschmerzen und eine Bindehautentzündung der Augen. Die Lymphknoten im Nackenbereich, hinter den Ohren und eventuell am Unterkiefer sind schmerzhaft, erbsen- bis bohnengroß geschwollen. Im Nacken sind sie beidseitig wie eine Perlschnur tastbar. Das typische Exanthem (Hautausschlag) beginnt hinter den Ohren im Anschluss an eine auffällige Gesichtsrötung. Es handelt sich um einen hellroten, feinfleckigen, nicht zusammenfließenden Ausschlag. Er breitet sich vom Gesicht über den ganzen Körper aus und dauert ungefähr 2 bis 3 Tage an. Die Krankheit ist nach etwa einer Woche vorüber. Bei Erwachsenen, speziell Frauen, kommt es zu Schmerzen in den Finger-, Hand- und Kniegelenken.

Suchen Sie Ihren Arzt auf, um sich die Diagnose bestätigen zu lassen. Rufen Sie sofort den Arzt, wenn Ihr Kind über einen steifen Hals oder Kopfschmerzen klagt.

Gegen Röteln gibt es keine spezielle Therapie. Der Nachweis der Röteln geschieht über spezifische IgM-Antikörper anhand einer Blutuntersuchung. Gegen das Fieber kann Ihr Arzt paracetamolhaltige Medikamente verordnen, bei Gelenkentzündungen entzündungshemmende Präparate. Er wird Ihnen raten, alle schwangeren Frauen in Ihrer Bekanntschaft, über die Rötelninfektion ihres Kindes zu informieren.

Folgende Maßnahmen sollten Sie ergreifen:

  • Isolieren Sie ihr Kind und halten Sie es vor allem von schwangeren Frauen fern. Nehmen Sie es auf keinen Fall mit zum Einkaufen und halten Sie es von öffentlichen Orten fern.
  • Fühlt sich Ihr Kind fit, so lassen Sie es ruhig aufstehen.
  • Wenn das Fieber 38ºC übersteigt, geben Sie ihm ein Fiebermittel.
  • Die Ansteckungsgefahr besteht bis zu 10 Tage nach Ausbruch des Ausschlags. Lassen Sie Ihr Kind möglichst so lange zu Hause.

Komplikationen sind bei dieser leichten Infektionskrankheit selten (Ausnahme: Ungeborene!):

  • Eine Entzündung des Gehirns ist bei einem von 6000 Erkrankten möglich. Diese Entzündungen können lebensbedrohlich verlaufen.
  • Längerdauernde Gelenkentzündungen können auftreten;
  • Am meisten gefürchtet ist die so genannte Rötelnembryopathie. Bei ihr sind starke Organmissbildungen des Embryos zu erwarten. Besonders schlecht ist die Prognose bei einer Infektion in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Bei dieser Erkrankung gelangen die Röteln-Viren von der infizierten Mutter auf das Kind. Über 60% der Kinder kommen mit Augenschäden, Taubheit, Herzmissbildungen (zum Beispiel nicht geschlossene Herzscheidewände) sowie geistigen Schäden auf die Welt. Einer rötelninfizierten, schwangeren Frau wird daher in den meisten Ländern eine Abtreibung aufgrund einer medizinischen Indikation erlaubt.

Prophylaktisch ist eine Röteln-Impfung die einzige zuverlässige Möglichkeit, eine Rötelnembryopathie sicher zu verhindern.

Üblicherweise wird die Impfung allen Kindern (Jungen und Mädchen) ab dem vollendeten 11. Lebensmonat empfohlen. Es handelt sich um eine aktive Schutzimpfung, bei der mit abgeschwächten Lebend-Viren geimpft wird. Meist wird dabei ein Kombinationsimpfstoff verwendet, der auch vor Masern und Mumps schützt. Eine zweite Röteln-Impfung sollte im 2. Lebensjahr erfolgen, um einen zuverlässigen Schutz sicherzustellen. Sie ist aber auch bereits vier Wochen nach der Erstimpfung möglich.

Beim Fehlen von Rötelantikörpern im Serum schwangerer Frauen besteht die Möglichkeit einer passiven Immunisierung innerhalb der ersten vier Tage nach Erregerkontakt. Der Schutz ist jedoch fraglich. Deshalb sollte jede Frau bereits vor einer Schwangerschaft Ihren Rötelschutz überprüfen (Antikörpertiter 1:32 gilt als schützend) und sich gegebenenfalls impfen lassen.