Durchfall bei Kindern

Durchfall (Diarrhöe) besteht, wenn Ihr Kind deutlich öfter Stuhlgang hat als gewöhnlich und die Konsistenz des Stuhls flüssiger ist als sonst. Die häufigste Ursache ist eine Magen-Darm-Schleimhautentzündung oder Gastroenteritis, die durch Krankheitserreger hervorgerufen wird.

Erbrechen ist häufig ein weiteres Symptom dieser Krankheit (->Brechdurchfall). Daneben können auch Ernährungsfehler (vor allem bei Säuglingen), Allergien, die Erbkrankheit Mukoviszidose oder Zöliaki, eine angeborene Nahrungsmittelunverträglichkeit, die Ursachen für den Durchfall sein.

Durchfallerkrankungen wirken sich bei Kindern (vor allem bei Säuglingen) durch den starken Flüssigkeitsverlust schneller und stärker aus als bei Erwachsenen, da ihr Wasseranteil an der fettfreien Körpermasse um ein Drittel höher ist. Eine Durchfallerkrankung, vor allem in Kombination mit Erbrechen und/oder Fieber, kann sich bis zum Schock ausweiten.

Erreger

Die Erreger der Durchfälle im Kindesalter sind hauptsächlich Viren und Bakterien. Im Winter treten gehäuft durch Viren bedingte Durchfälle auf, im Sommer dagegen häufiger bakteriell verursachte Diarrhöen.

Dreiviertel aller Durchfallerkrankungen werden bei Kindern bis zu vier Jahren durch das Rotavirus hervorgerufen. Manchmal stecken sich die Säuglinge schon in der Geburtsklinik an.

Aber auch folgende Erreger sind für die Diarrhöe verantwortlich:

  • Viren: Adeno-, Entero-, Astro- und Norwalk-Viren,
  • Bakterien: Salmonellen (häufigster Erreger bei Lebensmittelvergiftungen), Shigellen, bestimmte E. coli Stämme (EHEC), Campylobacter jejuni, Yersinien, Colstridium difficile; selten Choleravibrionen oder Staphylococcus aureus,
  • Einzellige Organismen (Protozoen): Giardia intestinalis, Entamoeba histolytica.

Übertragung

Die Übertragung der Erreger passiert häufig durch Lebensmittel, wie beispielsweise Eier, Fleisch, Mayonnaise, Milch, Eis, Wasser, ungewaschenes Obst und Salate. Durch unsachgemäße Lagerung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln werden hauptsächlich bakterielle Keime, wie beispielsweise Salmonellen übertragen. Die Ansteckung mit Rotavieren geschieht quasi über die Luft (einatmen). Auch eine Infektion, allein durch Benutzung derselben Toilette (Kindergarten!) ist möglich.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit beträgt für gewöhnlich 4 bis 48 Stunden.

Krankheitsbild

Das Krankheitsbild stellt sich folgendermaßen dar:

Es gibt zwei Erscheinungsformen der Gastroenteritis. Die Entzündung geht einher mit kolikartigen Leibschmerzen und schleimig bis blutigen Durchfällen, aber ohne Erbrechen, oder mit Magen-Darmbeschwerden, wie Durchfall und Erbrechen. Das erste Anzeichen einer akuten Gastroenteritis ist der Appetitverlust bei den Kindern. Babys sind oft schon im Vorfeld weinerlich, haben nicht viel Interesse an ihrer Umwelt und sind trinkfaul. Es kann leichtes bis hohes Fieber auftreten. Sehr plötzlich kann es dann zu Erbrechen und Durchfall kommen. Der Stuhl riecht fauliger und schlechter als gewöhnlich. Der Bauch ist aufgebläht und lebhafte Darmgeräusche sind zu hören. Ältere Kinder klagen über heftige, krampfartige Bauchschmerzen.

Die Schwere der Erkrankung hängt von der Menge des Wasserverlustes und dem damit verbundenen Verlust an lebensnotwendigen Salzen (Elektrolyten) ab. Je jünger ein Kind ist, desto schneller kann der Verlust an Wasser und Elektrolyten zur Austrocknung des Körpers führen und lebensgefährlich werden.

Mit dem Wasserverlust geht ein deutlicher Gewichtsverlust einher. Die Elastizität der Haut nimmt ab. Eine angehobene Hautfalte glättet sich langsamer oder bleibt sogar stehen. Die Augen sind glänzend und liegen tief in den Augenhöhlen. Das Kind ist träge, teilnahmslos bis benommen. Vor allem bei Säuglingen ist zu beobachten, dass sie nach einer Phase der Unruhe (Schreien und Quengeln) auf einmal apathisch werden. Die eingetretene Ruhe ist kein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung ist, sondern, dass der Wasserverlust (Dehydratation) schon weit fortgeschritten ist. Ist der Wasserverlust sehr groß, kann das Kind in einen Schockzustand geraten, Krampfanfälle können dabei auftreten.

Eine Durchfallerkrankung stellt bei einem Säugling immer eine ernstzunehmende Erkrankung dar, die ohne Behandlung lebensgefährlich werden kann. Gehen Sie daher immer zum Arzt, wenn Ihr Säugling länger als 6 Stunden bricht und/oder Durchfall hat oder Sie Symptome wie in unten beschriebener Tabelle an Ihrem Kind bemerken. Bei Kindergartenkindern warten Sie nicht länger als 12 Stunden, bei Schulkindern nicht länger als 18 Stunden bis zum Arztbesuch, außer der Zustand des Kindes bessert sich. Durchfall und Bauchkrämpfe können auch auf eine Blinddarmentzündung hinweisen. Teilen Sie Ihrem Arzt Farbe, auffallend üblen Geruch sowie Schleim- oder Blutbeimengungen des Stuhls mit.

Symptome

Die Symptome der Austrocknung als Folge akuter Durchfälle werden nach einem bestimmten Schema beurteilt. Ihr Arzt wird daraus seine Therapie ableiten.

Gewichtsverlust Symptome Leichter Austrocknungszustand Durst und Unruhe (Schreien) Mittelschwerer Austrocknungszustand 5 – 10 % Eingesunkene Fontanelle bei Säuglingen, Teilnahmslosigkeit (Apathie), graue Hautfarbe, schlaffe Haut, trockene Schleimhäute (Zunge), seltenes Wasserlassen, Schwerer Austrocknungszustand über 10 % des Körpergewichts Eingesunkene Augenhöhlen, Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma, Schocksymptome

Das Ziel jeder Behandlung bei Gastroenteritis ist vor allem das Auffüllen des Körpers mit Flüssigkeit (Rehydratation). Auch Elektrolyte und Nährstoffe müssen wieder zugeführt werden. Die geschädigte Darmschleimhaut wird durch eine Diät geschont.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Kindes, dem Flüssigkeitsverlust und ob zum Durchfall noch Erbrechen dazukommt.

Kurieren Sie eine Durchfallerkrankung bei Ihrem Säugling nicht ohne ärztlichen Rat. Ihr Arzt wird die entsprechende Behandlung einleiten. Bei massivem Wasserverlust ist eine Einweisung in eine Klinik notwendig. Eventuell muss eine Substitution der Flüssigkeit über einen Tropf (intravenöse Flüssigkeitszufuhr) erfolgen. Dies ist vor allem nötig, wenn das Baby stark erbricht.

Ihr Kind sollte circa 100 bis 150 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht in 24 Stunden trinken. Ihr Arzt wird Ihnen dafür eine Elektrolytlösung mit Glucose (Traubenzucker) verordnen. Mag Ihr Baby dieses Getränk nicht, so können Sie Tee (Fenchel-, Kamillen-, Pfefferminz-, Kräuter- oder Schwarztee) zumischen. Ebenso als Zusatz geeignet sind Apfelsaft oder Säfte, die es sonst mag. Sollten alle Versuche mit diesen Produkten fehlschlagen, so können Sie auch ein Getränk selbst machen. Geben Sie auf einen Liter Flüssigkeit (Tee, den das Kind mag, kohlensäurearmer Sprudel) sieben Teelöffel Traubenzucker und einen Teelöffel Salz. Es kann nötig sein, anfangs alle fünf Minuten einen Esslöffel zu verabreichen. Danach die zugeführte Flüssigkeitsmenge langsam steigern (alle 15 Minuten 50 Milliliter).

Handelsübliche Heilnahrung kann bereits im Neugeborenenalter gegeben werden. Magenberuhigend wirkt in den ersten beiden Lebensmonaten auch Reisschleim. Ab der sechsten bis achten Lebenswoche können auch Karottensuppe oder Karottenbrei gefüttert werden, ab dem dritten Monat roh geriebener Apfel und Bananenmus. Ab dem vierten Lebensmonat sind zusätzlich zermuste Karotten und Salzkartoffeln erlaubt.

Halten Sie die Diät auch nach Besserung des Durchfalls noch zwei Tage ein. Gehen Sie dann zur gewohnten Nahrung über.

Bei Kindern, die bereits ein halbes Jahr alt sind, kann das nachfolgende Diätschema bei Brechdurchfall angewendet werden. Die Zufuhr von Flüssigkeit über Infusionen kann jedoch erst einmal bei unstillbarem Erbrechen und starker Dehydratation notwendig sein.

Mögliches Diätschema bei Brechdurchfall:

  • Bei Erbrechen zunächst 1 Zäpfchen oder Teelöffel bzw. Tropfen eines Antibrechmittels nach Verordnung des Arztes geben.
  • Eine Stunde keine Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr!
  • Erst nach dieser Zeit alle 15 Minuten 3 Teelöffel Coca-Cola (kein Diätkola), Tee (siehe oben) oder Elektrolytlösung (mit und ohne Tee/Saft, oder selbst zubereitet) geben. Bei schweren Durchfällen jedoch kein Cola verwenden. Den Tee auch im Schlaf, zum Beispiel mit der Flasche geben.
  • Bei jeder Teegabe eine Salzstange essen lassen!
  • Erst nach Aufhören des Erbrechens (circa 3 Stunden später) mit dem Füttern von Suppen beginnen. Auch die Suppe teelöffelweise einflößen. Als Suppe eine klare, fettarme Fleischsuppe mit Einlagen verwenden (Grieß, Reis, Ribbele, Buchstaben, Stenchen, Haferschleim, Reisschleim). Die Brühe kann selbstverständlich auch pur gegeben werden.
  • Weitere Lebensmittel sind möglich: Banane und Apfel (gerieben), Kartoffelbrei (halb Wasser, halb Milch), Kartoffeln mit Karottengemüse (in fettarmer Brühe gekocht), Kartoffelsuppe, Reis mit heller Soße (keine Zwiebelsoßen wegen Blähungen), Zwieback, alte Semmeln, altes Weißbrot, Heidelbeersaft oder Heidelbeerkompott.
  • Normale Milch sollte möglichst vermieden werden. Am besten ist Heilnahrung.

Die Mahlzeiten sollten klein gehalten werden und nicht unbedingt zu den gewohnten Essenszeiten erfolgen. 10 kleine Mahlzeiten sind besser als 5 große! Verordnete Medikamente gegen Durchfall sollten erst genommen werden, wenn nicht mehr erbrochen wird.

Dauer der Erkrankung

Die Dauer der Erkrankung beträgt für gewöhnlich 3 bis 5 Tage. In schwereren Fällen muss eine gewisse Schonkost (Normalkost, bei welcher der Fett- und Laktosegehalt reduziert ist) über einige Wochen gegeben werden, bis sich die Stühle des erkrankten Kindes völlig normalisiert haben.

Komplikationen treten bei Gastroenteritiden selten auf. Es kann jedoch zu einem Darmverschluss kommen. Bei Säuglingen und Neugeborenen ist die Entwicklung einer Kuhmilchproteinintolenranz möglich. Durch die angegriffene Darmschleimhaut kommt das Blut des Babys in Kontakt mit den Eiweißen aus der Kuhmilch. Gegen diese Eiweiße kann das Kind dann Antikörper bilden.

Vorbeugung

Eine vorbeugende Maßnahme gegen Durchfälle ist das Meiden überalterter, verdorbener und nicht durchgebratener Lebensmittel. Geflügel, Eis, Sahne, Mayonnaisen und Süßspeisen, die mit rohen Eiern zubereitet werden (beispielsweise Tiramisu) sind salmonellengefährdet. Vor allem im Sommer, bei nicht ausreichender Kühlung, vermehren sich die krankmachenden Keime explosionsartig.

Der beste Schutz, den gefürchteten Infektionen mit dem EHEC-Erreger (enterohämorrhagische E. Coli) aus dem Weg zu gehen, ist, keine Rohmilch oder ungekochte Milch direkt vom Bauern zu trinken und Rindfleisch vor dem Verzehr immer gut durchzubraten.

Salate und Obst sollten immer gut gewaschen werden, da auch durch sie die Übertragung von Durchfallerregern möglich ist. Ist ein Kind oder ein anderes Familienmitglied an Durchfall erkrankt, so ist Hygiene (Hände waschen, Toilette, Lichtschalter und Türgriffe desinfizieren) oberstes Gebot, um eine Erkrankung der kompletten Familie zu vermeiden. Vorbeugend gegen Durchfall können, schon bei Säuglingen und Kleinkindern, Medikamente mit medizinischen Hefen, gegeben werden.