Cholera-Impfung

Was verursacht die Cholera? Wie kann man sich anstecken?

Cholera ist eine heftige, bisweilen lebensbedrohliche Durchfallerkrankung. Hervorgerufen wird sie durch das kommaförmige, gut bewegliche Bakterium Vibrio cholerae. Von diesem Erreger lassen sich zwei Stämme (Biovare) unterscheiden, nämlich cholerae und el Tor. Letzterer ist außerhalb des menschlichen Körpers etwas länger (über 10 Tage) lebensfähig und daher gefährlicher.

Die heftigen Durchfälle werden durch das sogenannte Choleratoxin (= Choleragift) hervorgerufen, das die Bakterien ausscheiden. Dies ist die eigentliche krankmachende Substanz. Sie verursacht durch Aktivierung eines Enzyms (Adenylcyclase) die vermehrte Freisetzung von Elektrolyten in den Darm. Nachfolgend wird Wasser in das Darmlumen abgegeben und die Durchfälle entstehen.

Übertragen werden die Bakterien hauptsächlich durch mit Kot verunreinigtes Trinkwasser. Auch kontaminierte Lebensmittel können eine Infektionsquelle sein. Selten erfolgt bei äußerst schlechten hygienischen Bedingungen eine Übertragung von Mensch zu Mensch. Der Mensch ist wahrscheinlich das einzige Reservoir der Mikroorganismen.

Wie verbreitet ist die Cholera?

Länder mit hoher Bevölkerungsdichte und schlechtem hygienischen Standard – vor allem in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung – werden von der Krankheit heimgesucht. Dabei tritt die Cholera immer in Form von lokalen Epidemien auf.

Heutzutage werden die überwiegend meisten Fälle der Cholera (95 Prozent) aus West- und Zentralafrika, Südostasiens und Südamerika gemeldet. Unter bestimmten Bedingungen sind auch Ausbrüche in unseren Breiten möglich. Die größte Epidemie fand 1892 in Hamburg mit 8.600 Cholera-Todesfällen statt, die jüngste 1978 in Ismaning (Bayern).

Wie stellt sich das Krankheitsbild dar? Was sind mögliche Komplikationen?

Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis fünf Tagen beginnt die Infektion mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Der Stuhl ist dünnflüssig und oft mit Schleimflocken durchsetzt („Reiswasserstuhl“). Der Geruch kann fischartig sein. Die Stuhlmengen schwanken zwischen einem Liter pro Tag und einem Liter pro Stunde.

Aufgrund des großen Flüssigkeitsverlustes verschiebt sich der ganze Mineralhaushalt, das Blut wird dickflüssiger und die Urinausscheidung fällt schließlich gänzlich aus. Weitere Merkmale sind Heiserkeit, Wadenkrämpfe, eingefallene Augen, Blutdruckabfall und beschleunigter Puls. Die Patienten sind apathisch und fallen ins Koma. Innerhalb weniger Stunden kann der Tod eintreten.

Bei ungünstigen Lebensbedingungen, wie Krieg, Armut oder Unterernährung beträgt die Sterberate bis zu 50 Prozent, bei effektiver Behandlung und Hygiene versterben weniger als ein Prozent der Betroffenen.

Wie wird behandelt?

Am wichtigsten ist der Ausgleich des Mineral- und Flüssigkeitsverlusts. Dazu kann man sich mit folgender Lösung behelfen: Auf einen Liter abgekochtes Wasser gibt man 3,5 Gramm Kochsalz, 2,5 Gramm Natriumhydrogenbicarbonat (Bullrich Salz) zusammen mit 1,5 Gramm Kaliumchlorid und 20 Gramm Glukose (Traubenzucker) oder 40 Gramm Saccharose (normaler Zucker). Im Notfall kann man auch große Mengen Organgensaft mit Kochsalz trinken.

In schweren Fällen werden auch Infusionen mit den Mineralstoffen und Antibiotika (Tetracyclin bz. Doxycyclin) verabreicht.

Wie lange besteht Ansteckungsfähigkeit?

Die Ansteckungsfähigkeit beträgt zwei bis drei Wochen, in Ausnahmefällen bis zu sieben Wochen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Infizierten unbedingt Symptome zeigen. Dieser Personenkreis ist aber durchaus in der Lage die Bakterien über den Kot auszuscheiden und stellt damit eine Infektionsquelle für andere dar.

Welche weiteren vorbeugenden Maßnahmen – außer der Impfung – sind hilfreich?

Auf Folgendes sollte man achten:

  • nur gekochtes oder ausreichend gechlortes Wasser trinken;
  • keine Getränke mit Eiswürfeln zu sich nehmen, da diese aus verunreinigtem Wasser hergestellt sein könnten;
  • bei Gemüse und Obst Schalenfrüchte und Schalengemüse bevorzugen (Bananen, Orangen etc.);
  • nur gekochte Speisen essen, keinen Salat;
  • vor dem Essen Hände mit Seife waschen;
  • Essen vor Kontakt mit Insekten schützen (bsp. Fliegen).

Alles „rund“ um die Impfung

Impfempfehlung: Die Cholera-Impfung wird nicht generell für normale Touristen in die betroffenen Gebiete (bsp. Entwicklungsländer der Tropen und Subtropen) empfohlen. Gesunde, wohl genährte Menschen mit einer normalen Magensäurefunktion können nur durch sehr große Mengen an aufgenommenen Bakterien krankheitsauslösend infiziert werden.

Sinnvoll ist eine Impfung aber in jedem Fall bei Langzeitaufenthalten, bei Abenteuerreisen oder bei Hilfseinsätzen in die aktuellen Epidemiegebiete.

Günstig kann sich eine Impfung auch bei Menschen auswirken, die unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden oder deren Magensäureausschüttung reduziert ist (Ältere, Kinder, Menschen, die Magensäure-Blocker nehmen).

Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass die Cholera-Impfung auch gegen Reisedurchfall, der von besonders aggressiven Escherichia-coli-Stämmen ausgelöst wird, helfen soll.

Impfstoff: Es handelt sich um eine Totimpfung. Abgetötete Erreger, welche die Krankheit nicht mehr auslösen können, werden verimpft. Zudem enthält der Impfstoff gentechnisch hergestellte Untereinheiten des Cholera-Toxins.
Die Impfung ist eine Schluckimpfung (Brausegetränk).

Wirksamkeit: Die Impfsicherheit liegt bei 90 Prozent. Neun von zehn Personen weisen also einen Impfschutz auf.

Impfhäufigkeit: Die Impfung erfolgt innerhalb von ein bis sechs Wochen zweimal. Eine Auffrischung findet bei unter Sechsjährigen nach einem halben Jahr, bei älteren Impflingen nach zwei Jahren statt. Der Impfschutz beginnt circa acht Tage nach der Impfung und dauert ungefähr zwei Jahre an.

Kontraindikationen: Bei akuten Erkrankungen sollte nicht geimpft werden.

Nebenwirkungen: Selten führen die Impfungen zu leichter Übelkeit, Erbrechen oder leichtem Durchfall.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009