Ulcus cruris – Ursache Therapie Diagnose

Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür) Mit Ulcus cruris meint man schlecht heilende, tiefe Geschwüre an den Unterschenkeln oder Füßen. Die Wunden sind offen, nässen meist, können übel riechen und bestehen oft über einen längeren Zeitraum. Sie reichen mindestens bis in die Lederhaut und können einzeln oder mehrfach auftreten. Im Volksmund wird diese Erkrankung auch „offenes Bein“ genannt.

Betroffen sind vor allem ältere Menschen, die mit verschiedenen Grunderkrankungen zu kämpfen haben. Nach Angaben der Deutschen Venen-Liga leiden über eine Million Menschen in Deutschland an einem Ulcus cruris. Da der Bevölkerungsanteil der älteren Menschen in den nächsten Jahrzehnten drastisch zunimmt, ist die Tendenz steigend. Frauen sind von den Fuß- und Unterschenkelgeschwüren häufiger betroffen.

Was sind die Ursachen des Ulcus cruris?

Grundsätzlich ist für die Geschwürbildung eine mangelnde Durchblutung der betroffenen Haut (Mikrozirkulation) verantwortlich. Das Gewebe wird unzureichend mit Nährstoffen versorgt, aber mit Abfallstoffen überfrachtet. Ursächlich für die gestörte Mikrozirkulation können mehrere Faktoren sein. Dazu unterscheidet man im Wesentlichen zwei Arten von Geschwüren: die venös oder arteriell bedingten Beingeschwüre.

Die venösen Störungen, also durch ein Venenleiden verursachten Beingeschwüre, machen circa 85% aller Geschwüre aus. Sie sind die Folge einer chronischen Venenschwäche, auch chronisch venöse Insuffizienz (CVI) genannt. Häufig ist die Anlage zu einer Venenschwäche erblich bedingt. Viele Patienten haben auch Probleme mit den Venenklappen, die den venösen Rückfluss zum Herzen unterstützen. Auch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft führt zu einer Erweiterung der Venen. Thrombosen, also Blutgerinnsel in den tiefen Bein- und Beckenvenen sind eine weitere Ursache der chronisch venösen Insuffizienz. Man spricht in diesem Falle auch von einem postthrombotischen Syndrom.

Bei einer Veneninsuffizienz erweitern und verlängern sich die venösen Gefäße. Es kommt zu einem Blutrückstau in den Beinen. Es können sich Krampfadern bilden oder Venenentzündungen entstehen. Bei einem Blutrückstau steht das ganze System der Blutgefäße unter einem erhöhten Druck. Dieser Druck zerstört langsam die Kapillaren. Dies sind die feinsten Verästelungen der Blutgefäße, an denen ein Austausch von Nährstoffen und Gasen stattfindet. Sind die Kapillaren zerstört, so kann das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, die Haut- und Gewebezellen sterben ab. Die Haut weist eine bräunliche Verfärbung auf. Schon kleinste Verletzungen der Haut verursachen dann ein Beingeschwür, da auch kleine Wunden schlecht zuheilen können.

Seltener entsteht Ulcus cruris durch eine Störung des arteriellen Blutkreislaufs. Die Aufgabe der Arterien ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen vom Herzen weg zu den Geweben. Eine stark herabgesetzte Durchblutung begünstigt die Entwicklung der Beingeschwüre. Die Durchblutungsstörung ist auf eine Arterienverkalkung oder Arteriosklerose zurückzuführen.

Risikofaktoren für Arterienverkalkungen der Beine und damit für die Beingeschwüre sind:

  • arterielle Hypertonie (erhöhter Blutdruck),
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit); es entstehen so genannte diabetische Beingeschwüre;
  • Hyperlipidämie (erhöhte Blutfettwerte),
  • Rauchen.

Alles, was der Durchblutung der Beine schadet, sind Risikofaktoren, an einem Beingeschwür zu erkranken. Dazu zählen Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung.

Wie sehen die Beingeschwüre aus?

Venös bedingte Beingeschwüre kommen vor allem im Bereich der Fußknöchel und an der Innenseite des Beins vor. Es handelt sich um feuchte und nässende Wunden, die sich leicht mit Bakterien infizieren und dann übel riechen können. Die Patienten empfinden eher ein Spannungsgefühl und weniger Schmerzen. Die Haut verfärbt sich häufig bräunlich. Die Geschwüre entstehen oft im Anschluss an geschwollene oder chronisch entzündete Beine. Arteriell bedingte Beingeschwüre kommen oft an den Füßen, den Fersen oder Zehen vor. Die Füße oder Beine sind kalt und blass. Es bestehen Schmerzen, vor allem bei Belastung.

Wie erfolgt die Diagnose des offenen Beins?

Das Beingeschwür zu diagnostizieren ist für den behandelnden Mediziner leicht. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Erkrankung ist jedoch das Herausfinden der zugrunde liegenden Ursache. Die Anamnese (=Befragung zur Krankengeschichte) und die genaue Inspektion des Geschwürs lassen Rückschlüsse auf die Ursache(n) zu. Weitergehende Untersuchungen sind die Dopplersonographie (spezielle Ultraschall-Untersuchung) der Arterien und Venen und die Kontrastmittelröntgenuntersuchung der Venen (-> Hinweis auf Thrombosen). Blutuntersuchungen zeigen eine Zuckerkrankheit oder Blutgerinnungsstörungen an.

Wie werden die Beingeschwüre behandelt?

Die Behandlung des Ulcus cruris umfasst operative und konservative Methoden. Bei der venösen Insuffizienz kann eine Überbrückung der geschädigten Venenabschnitte zur Druckentlastung im venösen System führen. Krampfadern können verödet oder entfernt werden. Bei einer arteriellen Durchblutungsstörung kann eine Ballon-Dilatation erfolgen oder eine Gefäßprothese eingesetzt werden.

Zu den konservativen Methoden zählen:

  • Säuberung des Geschwürs: Die Abtragung der Beläge erfolgt mit einem scharfen Löffel (Cürretage) oder mit speziellen Salben. Eventuell wird die Wunde mit gezüchteter Haut oder Spalthaut des Oberschenkels abgedeckt.
  • Schützen der Wunden mit speziellen Wundverbänden: Die Wunde darf nicht mit dem Verband verkleben und sie muss feucht gehalten werden, ohne den Gasaustausch zu verhindern (-> hydroaktive Wundauflagen mit Allantoin und Harnstoff).
  • Bei bakterieller Besiedlung des Geschwürs ist die Gabe von Antibiotika nötig.
  • Eine neuere Methode, das abgestorbene Gewebe selektiv zu entfernen, ist die so genannte bio-enzymatische Wundreinigung mit Fliegenmaden der Goldfliegenart Lucilia sericata. Sie fressen selektiv abgestorbenes Gewebe auf.

Was sind therapiebegleitende und vorbeugende Maßnahmen?

Kompressionsstrümpfe werden häufig zur Unterstützung der Muskel-Gelenk-Pumpe eingesetzt. Regelmäßiges Gehen und Bewegen unterstützt ebenso die Venentätigkeit. Lymphdrainagen unterstützen die Durchblutung zusätzlich.

Natürlich ist eine Beseitigung der auslösenden Ursachen anzustreben. Übergewicht muss reduziert werden, der hohe Blutdruck auf Normalwerte gesenkt, der Diabetes eingestellt werden. Auf Rauchen sollte verzichtet werden.