Tollwut – Ursache Therapie Diagnose

Tollwut (engl. rabies)

Tollwut ist eine akute Viruserkrankung, die bei Menschen und Tieren das Nervensystem angreift und eine lebensbedrohliche Gehirnentzündung auslöst. Die Erkrankung ist bereits seit Jahrtausenden bekannt. Weitere Bezeichnungen für Tollwut sind Rabies, Lyssa, Hundswut, Hydrophobie und Rage. Bei Menschen verläuft eine Tollwut, die nicht behandelt wird, in der Regel tödlich.

Jährlich sterben an Tollwut 40.000 bis 70.000 Menschen, die meisten in Osteuropa, Asien und Afrika. Die Hälfte der Todesfälle auf der ganzen Welt betrifft Kinder unter 15 Jahren. Aufgrund eines Verdachts mit Tollwut in Berührung gekommen zu sein, werden ungefähr 10 Millionen Menschen jährlich behandelt.

Wie erfolgt die Infektion mit dem Tollwut-Virus?

Das Tollwut-Virus wird auch als Rabies-Virus bezeichnet und gehört zur Familie der Rhabdoviridae. Das Virus findet sich im Speichel tollwütiger Tiere und wird für gewöhnlich durch einen Biss übertragen.

Aber auch kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhäute können das Eindringen des Erregers durch eine Schmier- oder Kontaktinfektion ermöglichen. Meist erfolgt die Infektion über einen Hundebiss. Wölfe, Katzen, Füchse, Frettchen, Dachse, Waschbären, Stinktiere und Fledermäuse können ebenso tollwütig sein und die Erkrankung übertragen.

Die infizierten Tiere weisen oft veränderte Verhaltensmuster auf. Sie „benehmen sich verrückt“ und haben Schaum vor dem Mund, Wildtiere verhalten sich ungewöhnlich zutraulich. Das angesteckte Tier kann auch unnatürlich ruhig sein.

Nach der Infektion des Menschen breitet sich das Virus über die peripheren Nerven bis in das Rückenmark aus und gelangt schließlich zum Zentralnervensystem. Erreicht es das Gehirn, so verursacht es eine Encephalitis (Gehirnentzündung), befällt es das Rückenmark, so entsteht eine Myelitis (Rückenmarksentzündung).

Was sind die Symptome bei Tollwut?

Die Inkubationszeit bei Tollwut beträgt normalerweise 3 – 12 Wochen, in Ausnahmefällen länger als ein Jahr. Die lokale Virusvermehrung macht sich durch die Rötung der Bissnarbe bemerkbar. Danach folgen grippeähnliche Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen.

Schließlich kommt es zu zentralnervösen Krankheitszeichen, wie Lähmungen, Verwirrung, Angst, Halluzinationen, abnormalen Verhalten und Schlaflosigkeit. Aufgrund der Lähmung der hinteren Rachennerven können die Erkrankten nicht mehr sprechen und schlucken.

Auch der vermehrt gebildete Speichel kann nicht mehr geschluckt werden und bildet Schaum vor dem Mund. Dabei besteht aber ein großes Durstgefühl. Es kommt auch zu Krämpfen der Atemmuskulatur mit Erstickungsgefühl und Atemnot und schließlich zur Herzlähmung.

Meist tritt 2 – 10 Tage nach den ersten Krankheitszeichen der Tod ein. Die wenigen Überlebenden trugen schwerste Gehirnschäden davon.

Wie wird die Tollwut behandelt?

Es gibt derzeit kein Heilmittel gegen Tollwut. Sie kann jedoch durch eine rechtzeitige Impfung verhindert werden.

Bei der prophylaktischen Impfung handelt es sich um einen Todimpfstoff. Die Tollwut-Viren sind abgetötet und können die Erkrankung nicht mehr auslösen. Es werden Antikörper gegen den Erreger gebildet. Die Injektion des Impfstoffs muss je nach Präparat mehrmals in kürzeren Abständen erfolgen. Nach einem Jahr muss die Impfung wiederholt und dann im 5-Jahreszyklus aufgefrischt werden.

Bei einem Biss durch ein tollwütiges Tier werden zunächst bereits gebildete Antikörpern gespritzt (passive Immunisierung). Gleichzeitig wird mit einer aktiven Impfung angefangen. Nur während der Frühphase der Erkrankung wirkt die Impfung. Sobald die Viren das Gehirn erreicht haben, ist sie nutzlos.

Da sich die Tollwut-Erreger mit einer Geschwindigkeit von circa 1 cm/Tag in Richtung Gehirn bewegen, ist für die nachträgliche Impfung mehr Zeit, wenn die Infektionswunde möglichst weit vom Kopf entfernt ist. Neben der passiven und aktiven Immunisierung muss auch immer an eine Kontrolle des Tetanus-Schutzes gedacht werden. Um soviel infektiöse Substanz wie möglich zu beseitigen, sollte die Wunde auch gründlich gewaschen werden.

Wie wird die Verbreitung der Erkrankung eingedämmt?

Vielfältige Maßnahmen können eingesetzt werden, um der Verbreitung der Tollwut entgegenzuwirken. Die flächendeckende Ausbreitung von Impfködern, führt zu einer Immunisierung der Wildtiere gegen das Virus.

Auch die Reduzierung des Fuchsbestandes durch scharfe Bejagung brachte einen Rückgang der Tollwut in Deutschland. Der Fuchs ist der Hauptüberträger des Virus. Da die Tollwut endemisch auftritt, werden Tiere aus gefährdeten Gebieten unter Quarantäne gestellt. Alternativ erlauben jedoch viele Industriestaaten die Einreise geimpfter Tiere.

Auch die Entwicklung von humanen Impfstoffen gegen Tollwut und Immunglobulin-Behandlungen (= Gabe bereits gebildeter Antikörper) führte zu einer drastischen Reduzierung der Todesopfer beim Menschen.