Rheumatoide Arthritis – Ursache Therapie Diagnose

         

Rheumatoide Arthritis (engl. rheumatoid arthritis) Die rheumatoide Arthritis (RA) oder chronische Polyarthritis (cP) ist eine Allgemeinerkrankung, bei der sich das Bindegewebe im ganzen Körper entzündet. Meist verläuft die Erkrankung chronisch und verschlimmert sich im Laufe der Zeit. Die RA stellt die häufigste Form der entzündlichen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises dar. Zu ihnen zählen ungefähr 100 Krankheiten, von denen in Industrieländern bis zu 20% der Menschen betroffen sind.

Die Ursache der RA, deren typische Merkmale Gelenkschmerzen und Gelenksteifigkeit an den Händen sind, ist noch nicht vollständig geklärt. Angenommen wird eine Autoimmunkrankheit, bei der das Abwehrsystem des Körpers eigenes Gewebe angreift. Eine gewisse erbliche Disposition scheint auch eine Rolle zu spielen, der Ausbruch der Erkrankung wird aber wahrscheinlich durch Infektionen oder Umweltfaktoren ausgelöst.

In Deutschland sind ungefähr 0,5% der Bevölkerung von dieser entzündlichen Erkrankung betroffen, wobei Frauen dreimal häufiger als Männer erkranken. Der Altersgipfel der Erkrankung liegt bei Frauen zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr, bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Aber auch Kinder und ältere Menschen können daran leiden.

Was sind die Symptome der rheumatoiden Arthritis?

Von den entzündlichen Prozessen sind meist beide Körperhälften gleichzeitig betroffen. Dabei entzünden sich vor allem die (kleinen) Gelenke der Finger, des Handgelenks, der Zehen und der Fußknöchel und Ellbogen. Dies macht sich zunächst durch Schwellung, Überhitzung und Rötung in den betroffenen Bereichen bemerkbar. Die betroffenen Gelenke schmerzen in der Nacht und am Morgen. Charakteristisch ist die morgendliche (> 15 Minuten) anhaltende Morgensteifigkeit der Gelenke. Meist sind zu Beginn der Erkrankung nur wenige Gelenke betroffen, jedoch werden es mit fortlaufender Erkrankung immer mehr. Man spricht dann von einer so genannten Polyarthritis („Vielgelenksentzündung“). Von den entzündlichen Gelenkveränderungen ist die Wirbelsäule (bis auf das Kopf-Hals-Gelenk) fast immer ausgenommen. Mit fortschreitender Krankheit können auch spezifische Deformationen an den Gelenken stattfinden (Schwanenhals-Deformität, Knopflochdeformität, Rheumaknoten, schräg stehende Finger, usw). Neben diesen Erscheinungen fühlen sich die Patienten müde und abgeschlagen und leiden an Blutarmut.

Die RA beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Gelenke, sondern es können auch innere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Bindegewebsvermehrung der Lunge kann zur Lungenfibrose führen. Das Rippenfell (Pleuritis) und der Herzbeutel (Perikarditis) können sich entzünden. Die Milz kann sich vergrößern. Ebenso können sich die Bindehaut der Augen und Arterien entzünden. Die Gefäßentzündungen ziehen bisweilen große Hautschäden an den Fußrücken und Unterschenkeln nach sich. Weitere Auswirkungen der Erkrankung sind verminderter Speichelfluss und trockene Augen.

Wiederholte Entzündungsschübe können ein Karpaltunnelsyndrom bedingen, bei dem durch Kompression eines Nervs Schmerzen und Taubheitsgefühle in der Hand und im Handgelenk auftreten. Weitere bleibende Schäden sind dauerhafte Schwellungen an den Fingergelenken, insbesondere an den Fingergrund- und Findermittelgelenken sowie am Handgelenk. Ebenso treten entzündete Sehnen und Sehnenscheidenentzündungen sowie Knötchen (Rheumaknötchen) unter der Haut auf.

Wie erfolgt die Diagnose?

Zur Diagnose werden immer mehrere Befunde herangezogen. Dabei werden die Symptome, die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung, Laborbefunde und Röntgenuntersuchungen berücksichtigt.

Hinweisend auf die Erkrankung sind die Morgensteifigkeit (> 1 Stunde und länger als 6 Wochen), die spezifischen Gelenksymptome und die Rheumaknoten. Bei den Blutparametern sind die allgemeinen Entzündungszeichen (BSG und CRP erhöht) und der Abfall des Hämoglobinwertes, der auf eine Blutarmut hinweist, wichtig. Zudem lässt sich bei 80% der Betroffenen ein Rheumafaktor (verschiedene Autoantikörper) feststellen. Das Vorhandensein des Faktors ist aber nicht gleichbedeutend mit der Erkrankung.

Aus den Röntgenaufnahmen – vor allem der Hände und Füße – lassen sich für die Erkrankung spezifische Veränderungen (z.B. Schrägstellung der Fingerglieder) ersehen.

Wie wird behandelt?

Die Therapie umfasst Ruhe, dosierte Bewegung, Medikamente, Krankengymnastik, Ergotherapie und operative Eingriffe. Die Ruhigstellung der Gelenke wird während der Entzündungsschübe empfohlen und kann die Schmerzen lindern. Stützen und Schienen können für eine bestimmte Zeit zur Ruhigstellung Anwendung finden. Eine regelmäßige Bewegung – eventuell unter krankengymnastischer Anleitung – ist jedoch wichtig. Versteifungen werden so verhindert und die Beweglichkeit bleibt erhalten.

Medikamente, die zur Linderung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt werden, sind häufig nicht steroidale Antirheumatika, wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Daneben können auch spezifische Rheumamittel, wie Kortikoide, Goldsalze, Penicillamin und Methotrexat, verschrieben werden. Sie weisen jedoch zum Teil erhebliche Nebenwirkungen auf.

Bestehen Einschränkungen bei der Verrichtung alltäglicher Dinge (bsp. Gehen, Baden, Öffnen von Dosen, usw.), so sind verschiedene Hilfsmittel erhältlich, die von orthopädischen Schuhen bis zu speziellen Haushaltsgeräten reichen. Bei massiven Zerstörungen der Gelenke können beispielsweise die kleinen Fingergelenke versteift werden (Arthrodese) oder die Hüften oder Knie durch Gelenkprothesen ersetzt werden.